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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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gern in diesem Chor von hunderttausend Narren, weil ich in ihm zu leben weiß. An einer abgeküßten Zehe einer Christusstatue kann ich Dir die Geschichte nicht nur des Christenthums, sondern aller Religion und Kirche demonstriren. Ich mache mich anheischig, an die Bandschleife Deines Hutes alle Tendenzen unserer Zeit anzuknüpfen. In dem Augenblick verstand ich die Wahrheit dieses Jahrhunderts, als sie Paganini vor einer bezauberten Menge auf der G-Saite geigte.

Willst Du aber doch noch mit den eilenden Wolken, den Seglern der Lüfte, davonziehen, so wird Dich meine Liebe begleiten, nur laß uns jene G-Saite als Mast unseres Entdeckungsschiffes aufziehen. Wenn die Gräfin Rossi noch Rossignol wäre, so müßten die Luftwirbel vor ihrem süßen Munde wie erwünschter Wind uns forttrillern. Ich kenn' einen deutschen Gelehrten, der jedes Lied in die Melodie des Dessauer Marsches zu zwingen verstand, auf unserer Fahrt wirst Du mir erlauben, eine Chronik des neunzehnten Jahrhunderts nach der Melodie der Barcarole zu singen.

Aber ich will dem Kleinode meines Herzens Nichts verschweigen, ich habe Deinen Plan errathen, und nicht umsonst bin ich auf das neapolitanische Fischerlied gekommen. Einen Eroberungszug wolltest Du mit mir unternehmen nach

gern in diesem Chor von hunderttausend Narren, weil ich in ihm zu leben weiß. An einer abgeküßten Zehe einer Christusstatue kann ich Dir die Geschichte nicht nur des Christenthums, sondern aller Religion und Kirche demonstriren. Ich mache mich anheischig, an die Bandschleife Deines Hutes alle Tendenzen unserer Zeit anzuknüpfen. In dem Augenblick verstand ich die Wahrheit dieses Jahrhunderts, als sie Paganini vor einer bezauberten Menge auf der G-Saite geigte.

Willst Du aber doch noch mit den eilenden Wolken, den Seglern der Lüfte, davonziehen, so wird Dich meine Liebe begleiten, nur laß uns jene G-Saite als Mast unseres Entdeckungsschiffes aufziehen. Wenn die Gräfin Rossi noch Rossignol wäre, so müßten die Luftwirbel vor ihrem süßen Munde wie erwünschter Wind uns forttrillern. Ich kenn’ einen deutschen Gelehrten, der jedes Lied in die Melodie des Dessauer Marsches zu zwingen verstand, auf unserer Fahrt wirst Du mir erlauben, eine Chronik des neunzehnten Jahrhunderts nach der Melodie der Barcarole zu singen.

Aber ich will dem Kleinode meines Herzens Nichts verschweigen, ich habe Deinen Plan errathen, und nicht umsonst bin ich auf das neapolitanische Fischerlied gekommen. Einen Eroberungszug wolltest Du mit mir unternehmen nach

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[7/0020] gern in diesem Chor von hunderttausend Narren, weil ich in ihm zu leben weiß. An einer abgeküßten Zehe einer Christusstatue kann ich Dir die Geschichte nicht nur des Christenthums, sondern aller Religion und Kirche demonstriren. Ich mache mich anheischig, an die Bandschleife Deines Hutes alle Tendenzen unserer Zeit anzuknüpfen. In dem Augenblick verstand ich die Wahrheit dieses Jahrhunderts, als sie Paganini vor einer bezauberten Menge auf der G-Saite geigte. Willst Du aber doch noch mit den eilenden Wolken, den Seglern der Lüfte, davonziehen, so wird Dich meine Liebe begleiten, nur laß uns jene G-Saite als Mast unseres Entdeckungsschiffes aufziehen. Wenn die Gräfin Rossi noch Rossignol wäre, so müßten die Luftwirbel vor ihrem süßen Munde wie erwünschter Wind uns forttrillern. Ich kenn’ einen deutschen Gelehrten, der jedes Lied in die Melodie des Dessauer Marsches zu zwingen verstand, auf unserer Fahrt wirst Du mir erlauben, eine Chronik des neunzehnten Jahrhunderts nach der Melodie der Barcarole zu singen. Aber ich will dem Kleinode meines Herzens Nichts verschweigen, ich habe Deinen Plan errathen, und nicht umsonst bin ich auf das neapolitanische Fischerlied gekommen. Einen Eroberungszug wolltest Du mit mir unternehmen nach

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/20>, abgerufen am 21.11.2024.