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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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Nach Jesuiten hat man, wie billig, keine Sehnsucht, Simonisten sind die Preußen längst gewesen, wie die Allgemeine Zeitung jüngst berichtet -- was bleibt da übrig? vielleicht das schöne, erhabene Beispiel eines Staates, der frei, unabhängig von den Wirren dieser Zeit sein Glück in sich und seinem Könige findet?

O Theure, laß auch uns aus dem Lärm heraustreten, und hinaufsteigen auf einen poetischen Hügel. Sollten uns selbst da die Gegenstände der Politik begegnen, so werden wir doch so viel Phantasie besitzen, uns durch das Rauschen einer Wassermühle nicht an die Jammerrufe Brot, Brot! erinnern zu lassen, sondern nur die schäumenden Diamanten des Wogenfalls im Auge behalten.

Wie uns dort aus der Tiefe des Thals das frische Grün entgegenlacht! Die Sonne beleuchtet die tausend Thauperlen, als wären sie Rubinen auf weichem Sammet. Sollte denn der blaue Bach nicht mehr als Kiesel enthalten, und zu einer Edelsteinwäsche sich eignen, so funkelt's um ihn herum! Fließt derselbe Bach nicht aus dem Schatten des Waldes heraus, als hätt' er da an seiner Quelle Gespräche oder Liebesklagen abgelauscht, so geheimnißvoll thut er, der sonst so geschwätzig helle Gesell! Freundin, richt' einmal Dein Auge scharf über jenen ersten Hügelvorsprung hinaus, der dunkle

Nach Jesuiten hat man, wie billig, keine Sehnsucht, Simonisten sind die Preußen längst gewesen, wie die Allgemeine Zeitung jüngst berichtet — was bleibt da übrig? vielleicht das schöne, erhabene Beispiel eines Staates, der frei, unabhängig von den Wirren dieser Zeit sein Glück in sich und seinem Könige findet?

O Theure, laß auch uns aus dem Lärm heraustreten, und hinaufsteigen auf einen poetischen Hügel. Sollten uns selbst da die Gegenstände der Politik begegnen, so werden wir doch so viel Phantasie besitzen, uns durch das Rauschen einer Wassermühle nicht an die Jammerrufe Brot, Brot! erinnern zu lassen, sondern nur die schäumenden Diamanten des Wogenfalls im Auge behalten.

Wie uns dort aus der Tiefe des Thals das frische Grün entgegenlacht! Die Sonne beleuchtet die tausend Thauperlen, als wären sie Rubinen auf weichem Sammet. Sollte denn der blaue Bach nicht mehr als Kiesel enthalten, und zu einer Edelsteinwäsche sich eignen, so funkelt’s um ihn herum! Fließt derselbe Bach nicht aus dem Schatten des Waldes heraus, als hätt’ er da an seiner Quelle Gespräche oder Liebesklagen abgelauscht, so geheimnißvoll thut er, der sonst so geschwätzig helle Gesell! Freundin, richt’ einmal Dein Auge scharf über jenen ersten Hügelvorsprung hinaus, der dunkle

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[119/0132] Nach Jesuiten hat man, wie billig, keine Sehnsucht, Simonisten sind die Preußen längst gewesen, wie die Allgemeine Zeitung jüngst berichtet — was bleibt da übrig? vielleicht das schöne, erhabene Beispiel eines Staates, der frei, unabhängig von den Wirren dieser Zeit sein Glück in sich und seinem Könige findet? O Theure, laß auch uns aus dem Lärm heraustreten, und hinaufsteigen auf einen poetischen Hügel. Sollten uns selbst da die Gegenstände der Politik begegnen, so werden wir doch so viel Phantasie besitzen, uns durch das Rauschen einer Wassermühle nicht an die Jammerrufe Brot, Brot! erinnern zu lassen, sondern nur die schäumenden Diamanten des Wogenfalls im Auge behalten. Wie uns dort aus der Tiefe des Thals das frische Grün entgegenlacht! Die Sonne beleuchtet die tausend Thauperlen, als wären sie Rubinen auf weichem Sammet. Sollte denn der blaue Bach nicht mehr als Kiesel enthalten, und zu einer Edelsteinwäsche sich eignen, so funkelt’s um ihn herum! Fließt derselbe Bach nicht aus dem Schatten des Waldes heraus, als hätt’ er da an seiner Quelle Gespräche oder Liebesklagen abgelauscht, so geheimnißvoll thut er, der sonst so geschwätzig helle Gesell! Freundin, richt’ einmal Dein Auge scharf über jenen ersten Hügelvorsprung hinaus, der dunkle

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/132>, abgerufen am 23.11.2024.