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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Chateaubriand.
wollte "die römisch-katholischen Götter" in Frankreich
wieder einführen, er sah es gern, daß sich die Poesie
mit dem Beichtstuhl vermählte. Chateaubriands Poesie
war auch ganz dazu gemacht, Napoleon zu ergreifen,
er mußte in dem Vicomte einen christlichen Talma,
den Himmel selbst im Kothurn wiederfinden. Er be¬
lohnte Chateaubriand für diesen angenehmen Dienst,
und schickte ihn als Legationssekretair zu seinem Oheim,
dem Kardinal Fesch in Rom.

Chateaubriand nichts als ein Legationssekretair! Be¬
auftragt, die Pässe der Fremden zu visiren, Depeschen
zu entwerfen und zu versiegeln!

Chateaubriand wollte nur Rom sehen; dann war
er wieder in Paris. Er wurde Gesandter eines kleinen
Kantons in der Schweiz. Welche Erniedrigung!

Aber er wollte die Schweiz sehen, er ging, und
kam in wenig Zeit wieder zurück.

Da fiel Enghien in Vincennes; Chateaubriand
entsetzte sich, faßte einen Entschluß, und pilgerte gleich¬
sam mit Dornenstab und Muschelhut nach dem heili¬
gen Lande. Es war der vorletzte Kreuzzug um Got¬
teswillen; die Ehre des letzten ließ er selbst im Jahre

Chateaubriand.
wollte „die roͤmiſch-katholiſchen Goͤtter“ in Frankreich
wieder einfuͤhren, er ſah es gern, daß ſich die Poeſie
mit dem Beichtſtuhl vermaͤhlte. Chateaubriands Poeſie
war auch ganz dazu gemacht, Napoleon zu ergreifen,
er mußte in dem Vicomte einen chriſtlichen Talma,
den Himmel ſelbſt im Kothurn wiederfinden. Er be¬
lohnte Chateaubriand fuͤr dieſen angenehmen Dienſt,
und ſchickte ihn als Legationsſekretair zu ſeinem Oheim,
dem Kardinal Feſch in Rom.

Chateaubriand nichts als ein Legationsſekretair! Be¬
auftragt, die Paͤſſe der Fremden zu viſiren, Depeſchen
zu entwerfen und zu verſiegeln!

Chateaubriand wollte nur Rom ſehen; dann war
er wieder in Paris. Er wurde Geſandter eines kleinen
Kantons in der Schweiz. Welche Erniedrigung!

Aber er wollte die Schweiz ſehen, er ging, und
kam in wenig Zeit wieder zuruͤck.

Da fiel Enghien in Vincennes; Chateaubriand
entſetzte ſich, faßte einen Entſchluß, und pilgerte gleich¬
ſam mit Dornenſtab und Muſchelhut nach dem heili¬
gen Lande. Es war der vorletzte Kreuzzug um Got¬
teswillen; die Ehre des letzten ließ er ſelbſt im Jahre

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[69/0087] Chateaubriand. wollte „die roͤmiſch-katholiſchen Goͤtter“ in Frankreich wieder einfuͤhren, er ſah es gern, daß ſich die Poeſie mit dem Beichtſtuhl vermaͤhlte. Chateaubriands Poeſie war auch ganz dazu gemacht, Napoleon zu ergreifen, er mußte in dem Vicomte einen chriſtlichen Talma, den Himmel ſelbſt im Kothurn wiederfinden. Er be¬ lohnte Chateaubriand fuͤr dieſen angenehmen Dienſt, und ſchickte ihn als Legationsſekretair zu ſeinem Oheim, dem Kardinal Feſch in Rom. Chateaubriand nichts als ein Legationsſekretair! Be¬ auftragt, die Paͤſſe der Fremden zu viſiren, Depeſchen zu entwerfen und zu verſiegeln! Chateaubriand wollte nur Rom ſehen; dann war er wieder in Paris. Er wurde Geſandter eines kleinen Kantons in der Schweiz. Welche Erniedrigung! Aber er wollte die Schweiz ſehen, er ging, und kam in wenig Zeit wieder zuruͤck. Da fiel Enghien in Vincennes; Chateaubriand entſetzte ſich, faßte einen Entſchluß, und pilgerte gleich¬ ſam mit Dornenſtab und Muſchelhut nach dem heili¬ gen Lande. Es war der vorletzte Kreuzzug um Got¬ teswillen; die Ehre des letzten ließ er ſelbſt im Jahre

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/87>, abgerufen am 25.11.2024.