Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Rothschild. über sein Glück sich ergiebt, oder ob er sich, wie wohlgroße Männer und Genie's thun, aus Bonhommie selbst wie ein wunderherrliches Objekt betrachtet. Karl, der Neapolitaner, soll der zugänglichste seyn. Jacques in Paris ist Pariser, d. h. ein Charak¬ Noch lebt die Mutter der Brüder. Sie ist der Rothſchild. uͤber ſein Gluͤck ſich ergiebt, oder ob er ſich, wie wohlgroße Maͤnner und Genie's thun, aus Bonhommie ſelbſt wie ein wunderherrliches Objekt betrachtet. Karl, der Neapolitaner, ſoll der zugaͤnglichſte ſeyn. Jacques in Paris iſt Pariſer, d. h. ein Charak¬ Noch lebt die Mutter der Bruͤder. Sie iſt der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0319" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Rothſchild</hi>.<lb/></fw>uͤber ſein Gluͤck ſich ergiebt, oder ob er ſich, wie wohl<lb/> große Maͤnner und Genie's thun, aus Bonhommie ſelbſt<lb/> wie ein wunderherrliches Objekt betrachtet.</p><lb/> <p>Karl, der Neapolitaner, ſoll der zugaͤnglichſte ſeyn.<lb/> Denn wie vorſichtig und italieniſch maskirt auch ſein<lb/> Benehmen in Geſchaͤftsverhandlungen, ſo zeichnet ihn<lb/> doch ein hervorſtechender Zug des Herzens aus, der ihn<lb/> gut und weich erſcheinen laͤßt.</p><lb/> <p>Jacques in Paris iſt Pariſer, d. h. ein Charak¬<lb/> ter, woruͤber hundert und ein Schriftſteller nachdenken<lb/> konnten, ohne ihn dennoch in zwoͤlf Großoktavbaͤn¬<lb/> den gruͤndlich erſchoͤpft zu haben.</p><lb/> <p>Noch lebt die Mutter der Bruͤder. Sie iſt der<lb/> Genius, der uͤber ſie Wache haͤlt, ein faſt unſichtba¬<lb/> rer Genius; denn noch immer wohnt ſie in der Frank¬<lb/> furter Judengaſſe. Sie kann ſich nicht trennen, die<lb/> alte Frau, von dem Elend ihres Volkes, und freut<lb/> ſich in dem ſchmuzigen Viertel die Einzige zu ſein,<lb/> welche alle vier Wochen weiße ſaubere Gardinen an<lb/> ihre kleinen Fenſter aufſteckt. Das iſt ihr Stolz!<lb/> Sie verlaͤßt die liebe Heimath nur, um einmal in<lb/> Anſelms Prachtgaͤrten die Koͤnigin der Nacht bluͤhen<lb/> zu ſehen, oder ein neues Gemaͤlde zu betrachten, das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [301/0319]
Rothſchild.
uͤber ſein Gluͤck ſich ergiebt, oder ob er ſich, wie wohl
große Maͤnner und Genie's thun, aus Bonhommie ſelbſt
wie ein wunderherrliches Objekt betrachtet.
Karl, der Neapolitaner, ſoll der zugaͤnglichſte ſeyn.
Denn wie vorſichtig und italieniſch maskirt auch ſein
Benehmen in Geſchaͤftsverhandlungen, ſo zeichnet ihn
doch ein hervorſtechender Zug des Herzens aus, der ihn
gut und weich erſcheinen laͤßt.
Jacques in Paris iſt Pariſer, d. h. ein Charak¬
ter, woruͤber hundert und ein Schriftſteller nachdenken
konnten, ohne ihn dennoch in zwoͤlf Großoktavbaͤn¬
den gruͤndlich erſchoͤpft zu haben.
Noch lebt die Mutter der Bruͤder. Sie iſt der
Genius, der uͤber ſie Wache haͤlt, ein faſt unſichtba¬
rer Genius; denn noch immer wohnt ſie in der Frank¬
furter Judengaſſe. Sie kann ſich nicht trennen, die
alte Frau, von dem Elend ihres Volkes, und freut
ſich in dem ſchmuzigen Viertel die Einzige zu ſein,
welche alle vier Wochen weiße ſaubere Gardinen an
ihre kleinen Fenſter aufſteckt. Das iſt ihr Stolz!
Sie verlaͤßt die liebe Heimath nur, um einmal in
Anſelms Prachtgaͤrten die Koͤnigin der Nacht bluͤhen
zu ſehen, oder ein neues Gemaͤlde zu betrachten, das
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