und die staatsrechtliche Verpflichtung Beider als eine todte Maschine erkalten zu lassen.
Eine Geistesrichtung, wie die Ancillons, kann die offenbarende Kraft der Geschichte, selbst in ihren vor¬ übergehenden Tageserscheinungen nicht verkennen. Sie sieht ein, daß die Gesetze durch das Bedürfniß geboren werden, und daß unser Zeitalter nicht dasjenige ist, welches nach einem Mehr oder Minder von positiver Gewalt trachtet, sondern daß es in seinem launenhaften Hinbrüten nur auf Ideen stoßen will, welche seine Ahnung aussprechen, und welche in einen geordneten, die Interessen nicht verletzenden und constituirten Zu¬ sammenhang zu bringen, die Aufgabe der Staatsweis¬ heit ist.
Ancillon wird an diejenigen, deren Jugend von sei¬ nem Greisenalter einst die hohe Aufgabe, für Millio¬ nen zu denken, übernehmen wird, das Geständniß hin¬ terlassen, daß in der Verwirrung dieser Zeit der Staats¬ mann nirgends einen so glücklichen Weg geht, als in der preußischen Monarchie.
Denn wo wären die Hindernisse, welche sich dort einer weisen Absicht entgegenstellen? Wo ist das Feld, auf dem sich bauen läßt, geordneter? Wo wäre, ohne
Ancillon.
und die ſtaatsrechtliche Verpflichtung Beider als eine todte Maſchine erkalten zu laſſen.
Eine Geiſtesrichtung, wie die Ancillons, kann die offenbarende Kraft der Geſchichte, ſelbſt in ihren vor¬ uͤbergehenden Tageserſcheinungen nicht verkennen. Sie ſieht ein, daß die Geſetze durch das Beduͤrfniß geboren werden, und daß unſer Zeitalter nicht dasjenige iſt, welches nach einem Mehr oder Minder von poſitiver Gewalt trachtet, ſondern daß es in ſeinem launenhaften Hinbruͤten nur auf Ideen ſtoßen will, welche ſeine Ahnung ausſprechen, und welche in einen geordneten, die Intereſſen nicht verletzenden und conſtituirten Zu¬ ſammenhang zu bringen, die Aufgabe der Staatsweis¬ heit iſt.
Ancillon wird an diejenigen, deren Jugend von ſei¬ nem Greiſenalter einſt die hohe Aufgabe, fuͤr Millio¬ nen zu denken, uͤbernehmen wird, das Geſtaͤndniß hin¬ terlaſſen, daß in der Verwirrung dieſer Zeit der Staats¬ mann nirgends einen ſo gluͤcklichen Weg geht, als in der preußiſchen Monarchie.
Denn wo waͤren die Hinderniſſe, welche ſich dort einer weiſen Abſicht entgegenſtellen? Wo iſt das Feld, auf dem ſich bauen laͤßt, geordneter? Wo waͤre, ohne
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Ancillon.
und die ſtaatsrechtliche Verpflichtung Beider als eine
todte Maſchine erkalten zu laſſen.
Eine Geiſtesrichtung, wie die Ancillons, kann die
offenbarende Kraft der Geſchichte, ſelbſt in ihren vor¬
uͤbergehenden Tageserſcheinungen nicht verkennen. Sie
ſieht ein, daß die Geſetze durch das Beduͤrfniß geboren
werden, und daß unſer Zeitalter nicht dasjenige iſt,
welches nach einem Mehr oder Minder von poſitiver
Gewalt trachtet, ſondern daß es in ſeinem launenhaften
Hinbruͤten nur auf Ideen ſtoßen will, welche ſeine
Ahnung ausſprechen, und welche in einen geordneten,
die Intereſſen nicht verletzenden und conſtituirten Zu¬
ſammenhang zu bringen, die Aufgabe der Staatsweis¬
heit iſt.
Ancillon wird an diejenigen, deren Jugend von ſei¬
nem Greiſenalter einſt die hohe Aufgabe, fuͤr Millio¬
nen zu denken, uͤbernehmen wird, das Geſtaͤndniß hin¬
terlaſſen, daß in der Verwirrung dieſer Zeit der Staats¬
mann nirgends einen ſo gluͤcklichen Weg geht, als in
der preußiſchen Monarchie.
Denn wo waͤren die Hinderniſſe, welche ſich dort
einer weiſen Abſicht entgegenſtellen? Wo iſt das Feld,
auf dem ſich bauen laͤßt, geordneter? Wo waͤre, ohne
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/289>, abgerufen am 22.07.2024.
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