Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Ancillon. ren gelassen hatte; und in Berlin erhob sich die He¬gelsche Lehre mit so vielem Glücke, daß Alles über Seyn und Nichts philosophirte. Es war die Herrschaft des Hegelschen Sammtbaretts. Jung und Alt that es der Mode nach; man fing Ancillon nahm seine Modifikationen der Jakobischen Ancillon. ren gelaſſen hatte; und in Berlin erhob ſich die He¬gelſche Lehre mit ſo vielem Gluͤcke, daß Alles uͤber Seyn und Nichts philoſophirte. Es war die Herrſchaft des Hegelſchen Sammtbaretts. Jung und Alt that es der Mode nach; man fing Ancillon nahm ſeine Modifikationen der Jakobiſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0284" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ancillon</hi>.<lb/></fw> ren gelaſſen hatte; und in Berlin erhob ſich die He¬<lb/> gelſche Lehre mit ſo vielem Gluͤcke, daß Alles uͤber<lb/> Seyn und Nichts philoſophirte. Es war die Herrſchaft<lb/> des Hegelſchen Sammtbaretts.</p><lb/> <p>Jung und Alt that es der Mode nach; man fing<lb/> an, ſich als ſich ſelbſt zu ſetzen; ſich zu negiren, dann<lb/> ſich wieder zu vermitteln, und dis logiſche Kopfuͤber et¬<lb/> was lange fortzuſetzen, ehe man wieder zu ſich ſelbſt<lb/> zuruͤckkehrte.</p><lb/> <p>Ancillon nahm ſeine Modifikationen der Jakobiſchen<lb/> Philoſophie wieder auf. Ancillons Reſultate haben<lb/> keinen ſyſtematiſchen, wohl aber einen polemiſch-nega¬<lb/> tiven Werth. Er nahm die Exiſtenzen unter das<lb/> Prisma der Vernunft, und begnuͤgte ſich damit, die<lb/> mannichfache Strahlenbrechung deſſelben wiederzugeben<lb/> und die Farbenſchattirungen zu verfolgen. Ancillon's<lb/> Prinzip iſt das der Wechſelſeitigkeit in der Methode;<lb/> er waͤgt die verſchiedenen Erſcheinungen der Exiſtenzen<lb/> ab, und findet die Wahrheit gleichſam in einem ju¬<lb/> riſtiſchen Prozeß, in der wechſelſeitigen Gerechtigkeit des<lb/> Einen gegen das Andere. Was bei Jakobi unmittel¬<lb/> barer Glaube iſt, das fixirt Ancillon als einen intellek¬<lb/> tuellen Inſtinkt, welcher durch mannichfache Bewußt¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [266/0284]
Ancillon.
ren gelaſſen hatte; und in Berlin erhob ſich die He¬
gelſche Lehre mit ſo vielem Gluͤcke, daß Alles uͤber
Seyn und Nichts philoſophirte. Es war die Herrſchaft
des Hegelſchen Sammtbaretts.
Jung und Alt that es der Mode nach; man fing
an, ſich als ſich ſelbſt zu ſetzen; ſich zu negiren, dann
ſich wieder zu vermitteln, und dis logiſche Kopfuͤber et¬
was lange fortzuſetzen, ehe man wieder zu ſich ſelbſt
zuruͤckkehrte.
Ancillon nahm ſeine Modifikationen der Jakobiſchen
Philoſophie wieder auf. Ancillons Reſultate haben
keinen ſyſtematiſchen, wohl aber einen polemiſch-nega¬
tiven Werth. Er nahm die Exiſtenzen unter das
Prisma der Vernunft, und begnuͤgte ſich damit, die
mannichfache Strahlenbrechung deſſelben wiederzugeben
und die Farbenſchattirungen zu verfolgen. Ancillon's
Prinzip iſt das der Wechſelſeitigkeit in der Methode;
er waͤgt die verſchiedenen Erſcheinungen der Exiſtenzen
ab, und findet die Wahrheit gleichſam in einem ju¬
riſtiſchen Prozeß, in der wechſelſeitigen Gerechtigkeit des
Einen gegen das Andere. Was bei Jakobi unmittel¬
barer Glaube iſt, das fixirt Ancillon als einen intellek¬
tuellen Inſtinkt, welcher durch mannichfache Bewußt¬
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