den war, daß man, wie man es damals nannte, Preußen im großen Style regieren wollte; weil es sich dabei um die Vollziehung eines sehr bestimm¬ ten Gesetzes handelte; und zuletzt die historisch-aristokra¬ tische Schule der Büreaukratie ein glückliches Gegen¬ gewicht hielt.
Es bleibt der Zukunft überlassen, wie man in die¬ ser Sache die heiße Erwartung des Landes befriedi¬ gen wird.
Die Restaurationsperiode forderte die auswärtige Politik der Staaten wenig heraus.
Es war das Zeitalter der Polizei: die Diplomatie konnte ruhen in einer Zeit, wo die Staaten ihren neuen Gegner, die Revolution, kennen zu lernen anfingen, wo man nicht nöthig hatte, Vergrößerungssucht, den Ehrgeiz eines Nachbars, oder die Intrigue der Allian¬ zenpolitik zu beaufsichtigen oder zu überlisten.
Dieser Zustand ermunterte Ancillon wieder zu schriftstellerischer Thätigkeit.
Die damalige philosophisch-theologische Aufregung bestimmte ihn, in den heftigen Debatten des Tages auch seine Stimme abzugeben. Die Philosophie nahm ihre Fragen da wieder auf, wo man sie vor zwanzig Jah¬
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Ancillon.
den war, daß man, wie man es damals nannte, Preußen im großen Style regieren wollte; weil es ſich dabei um die Vollziehung eines ſehr beſtimm¬ ten Geſetzes handelte; und zuletzt die hiſtoriſch-ariſtokra¬ tiſche Schule der Buͤreaukratie ein gluͤckliches Gegen¬ gewicht hielt.
Es bleibt der Zukunft uͤberlaſſen, wie man in die¬ ſer Sache die heiße Erwartung des Landes befriedi¬ gen wird.
Die Reſtaurationsperiode forderte die auswaͤrtige Politik der Staaten wenig heraus.
Es war das Zeitalter der Polizei: die Diplomatie konnte ruhen in einer Zeit, wo die Staaten ihren neuen Gegner, die Revolution, kennen zu lernen anfingen, wo man nicht noͤthig hatte, Vergroͤßerungsſucht, den Ehrgeiz eines Nachbars, oder die Intrigue der Allian¬ zenpolitik zu beaufſichtigen oder zu uͤberliſten.
Dieſer Zuſtand ermunterte Ancillon wieder zu ſchriftſtelleriſcher Thaͤtigkeit.
Die damalige philoſophiſch-theologiſche Aufregung beſtimmte ihn, in den heftigen Debatten des Tages auch ſeine Stimme abzugeben. Die Philoſophie nahm ihre Fragen da wieder auf, wo man ſie vor zwanzig Jah¬
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Ancillon.
den war, daß man, wie man es damals nannte,
Preußen im großen Style regieren wollte; weil
es ſich dabei um die Vollziehung eines ſehr beſtimm¬
ten Geſetzes handelte; und zuletzt die hiſtoriſch-ariſtokra¬
tiſche Schule der Buͤreaukratie ein gluͤckliches Gegen¬
gewicht hielt.
Es bleibt der Zukunft uͤberlaſſen, wie man in die¬
ſer Sache die heiße Erwartung des Landes befriedi¬
gen wird.
Die Reſtaurationsperiode forderte die auswaͤrtige
Politik der Staaten wenig heraus.
Es war das Zeitalter der Polizei: die Diplomatie
konnte ruhen in einer Zeit, wo die Staaten ihren neuen
Gegner, die Revolution, kennen zu lernen anfingen,
wo man nicht noͤthig hatte, Vergroͤßerungsſucht, den
Ehrgeiz eines Nachbars, oder die Intrigue der Allian¬
zenpolitik zu beaufſichtigen oder zu uͤberliſten.
Dieſer Zuſtand ermunterte Ancillon wieder zu
ſchriftſtelleriſcher Thaͤtigkeit.
Die damalige philoſophiſch-theologiſche Aufregung
beſtimmte ihn, in den heftigen Debatten des Tages auch
ſeine Stimme abzugeben. Die Philoſophie nahm ihre
Fragen da wieder auf, wo man ſie vor zwanzig Jah¬
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/283>, abgerufen am 23.07.2024.
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