waren ansehnliche Krämer, welche bei einem Tumulte ihre Boutique verschlossen, und das Heil der Welt in guten Preisen des Indigo und Pfeffers suchten.
Die guten Leute waren untröstlich, sie schickten sich schon an, das ordinäre Mittel des Enterbens anzuwen¬ den, als ihr Ehrgeiz der Sache eine andre Richtung gab. Der Oberst des Regiments sprach von den vor¬ trefflichen Anlagen des jungen Mannes, von Eigen¬ schaften, welche ihn ganz für den Tod auf dem Felde der Ehre eigneten: der geschmeichelte Stolz widerstand nicht mehr. Carrel bezog die Militairschule von St. Cyr.
In diesem Institute sog die französische Jugend jene Grundsätze ein, welche später bei den Regimen¬ tern in Verschwörungen ausbrachen. Die alten Fecht¬ meister und Ingenieuroffiziere sprühten noch von bona¬ partistischen Ideen; die jungen Männer griffen sie auf, und versetzten sie mit der Liebe zur Freiheit und Republik, welche in unserm Jahrhundert angeboren wird. Man verschmähte den phantastischen Schmuck der Verbrüde¬ rung auf Leben und Tod nicht, man hatte seine Erken¬ nungszeichen, seine Symbole, seine eigne Art, die Hand zu geben, seine Stichwörter, wenn man Eingeweihten zu begegnen vermuthete. Es war, ein Geist der Unruhe,
Gutzkow's öffentl. Char. 15
Armand Carrel.
waren anſehnliche Kraͤmer, welche bei einem Tumulte ihre Boutique verſchloſſen, und das Heil der Welt in guten Preiſen des Indigo und Pfeffers ſuchten.
Die guten Leute waren untroͤſtlich, ſie ſchickten ſich ſchon an, das ordinaͤre Mittel des Enterbens anzuwen¬ den, als ihr Ehrgeiz der Sache eine andre Richtung gab. Der Oberſt des Regiments ſprach von den vor¬ trefflichen Anlagen des jungen Mannes, von Eigen¬ ſchaften, welche ihn ganz fuͤr den Tod auf dem Felde der Ehre eigneten: der geſchmeichelte Stolz widerſtand nicht mehr. Carrel bezog die Militairſchule von St. Cyr.
In dieſem Inſtitute ſog die franzoͤſiſche Jugend jene Grundſaͤtze ein, welche ſpaͤter bei den Regimen¬ tern in Verſchwoͤrungen ausbrachen. Die alten Fecht¬ meiſter und Ingenieuroffiziere ſpruͤhten noch von bona¬ partiſtiſchen Ideen; die jungen Maͤnner griffen ſie auf, und verſetzten ſie mit der Liebe zur Freiheit und Republik, welche in unſerm Jahrhundert angeboren wird. Man verſchmaͤhte den phantaſtiſchen Schmuck der Verbruͤde¬ rung auf Leben und Tod nicht, man hatte ſeine Erken¬ nungszeichen, ſeine Symbole, ſeine eigne Art, die Hand zu geben, ſeine Stichwoͤrter, wenn man Eingeweihten zu begegnen vermuthete. Es war, ein Geiſt der Unruhe,
Gutzkow's öffentl. Char. 15
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Armand Carrel.
waren anſehnliche Kraͤmer, welche bei einem Tumulte
ihre Boutique verſchloſſen, und das Heil der Welt in
guten Preiſen des Indigo und Pfeffers ſuchten.
Die guten Leute waren untroͤſtlich, ſie ſchickten ſich
ſchon an, das ordinaͤre Mittel des Enterbens anzuwen¬
den, als ihr Ehrgeiz der Sache eine andre Richtung
gab. Der Oberſt des Regiments ſprach von den vor¬
trefflichen Anlagen des jungen Mannes, von Eigen¬
ſchaften, welche ihn ganz fuͤr den Tod auf dem Felde
der Ehre eigneten: der geſchmeichelte Stolz widerſtand
nicht mehr. Carrel bezog die Militairſchule von
St. Cyr.
In dieſem Inſtitute ſog die franzoͤſiſche Jugend
jene Grundſaͤtze ein, welche ſpaͤter bei den Regimen¬
tern in Verſchwoͤrungen ausbrachen. Die alten Fecht¬
meiſter und Ingenieuroffiziere ſpruͤhten noch von bona¬
partiſtiſchen Ideen; die jungen Maͤnner griffen ſie auf,
und verſetzten ſie mit der Liebe zur Freiheit und Republik,
welche in unſerm Jahrhundert angeboren wird. Man
verſchmaͤhte den phantaſtiſchen Schmuck der Verbruͤde¬
rung auf Leben und Tod nicht, man hatte ſeine Erken¬
nungszeichen, ſeine Symbole, ſeine eigne Art, die Hand
zu geben, ſeine Stichwoͤrter, wenn man Eingeweihten
zu begegnen vermuthete. Es war, ein Geiſt der Unruhe,
Gutzkow's öffentl. Char. 15
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/243>, abgerufen am 16.02.2025.
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