die Liebe des Vaterlandes hatte keinen andern Ausdruck, als die Vergötterung einer unsterblichen Person.
Glanz der Nation, die Größe des Kaisers, die Be¬ gierde nach Ruhm; Alles fiel in Eins zusammen; und auch in eine Thatsache zuletzt, welche die Wunder der Vergangenheit Lügen strafte, und großen Anfängen ein beweinenswerthes Ende gab.
Als Armand Carrel, wie viele tausend Jünglinge, sich stark genug fühlte, die Bahn der Ehre und des Todes zu betreten, waren die Adler der Nation zerbro¬ chen, fremde Banner wehten im Lande und die Kna¬ ben, welche neben ihren Brüdern am Ebro und der Beresina liegen wollten, wurden abgewiesen; denn die Musketen, welche hinfort in Frankreich getragen wer¬ den durften, hatten die Sieger gezählt.
Doch wandte sich bald die Perspektive; es schien eine geraume Zeit hindurch nicht unmöglich, daß Frank¬ reichs zerstampfter Boden eine neue Invasion zu fürch¬ ten hatte; die Jugend eilte zu den Waffen; auch Car¬ rel entlief seinen Aelteru und ließ sich bei einem Re¬ gimente als gemeiner Soldat anwerben.
Seine Aeltern hätten ihn ganz hinter ihren Laden¬ tisch gestellt, und ihn mit Maaß und Gewicht zu ih¬ rer und der Kundschaft Diensten ausgerüstet; denn es
Armand Carrel.
die Liebe des Vaterlandes hatte keinen andern Ausdruck, als die Vergoͤtterung einer unſterblichen Perſon.
Glanz der Nation, die Groͤße des Kaiſers, die Be¬ gierde nach Ruhm; Alles fiel in Eins zuſammen; und auch in eine Thatſache zuletzt, welche die Wunder der Vergangenheit Luͤgen ſtrafte, und großen Anfaͤngen ein beweinenswerthes Ende gab.
Als Armand Carrel, wie viele tauſend Juͤnglinge, ſich ſtark genug fuͤhlte, die Bahn der Ehre und des Todes zu betreten, waren die Adler der Nation zerbro¬ chen, fremde Banner wehten im Lande und die Kna¬ ben, welche neben ihren Bruͤdern am Ebro und der Bereſina liegen wollten, wurden abgewieſen; denn die Musketen, welche hinfort in Frankreich getragen wer¬ den durften, hatten die Sieger gezaͤhlt.
Doch wandte ſich bald die Perſpektive; es ſchien eine geraume Zeit hindurch nicht unmoͤglich, daß Frank¬ reichs zerſtampfter Boden eine neue Invaſion zu fuͤrch¬ ten hatte; die Jugend eilte zu den Waffen; auch Car¬ rel entlief ſeinen Aelteru und ließ ſich bei einem Re¬ gimente als gemeiner Soldat anwerben.
Seine Aeltern haͤtten ihn ganz hinter ihren Laden¬ tiſch geſtellt, und ihn mit Maaß und Gewicht zu ih¬ rer und der Kundſchaft Dienſten ausgeruͤſtet; denn es
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Armand Carrel.
die Liebe des Vaterlandes hatte keinen andern Ausdruck,
als die Vergoͤtterung einer unſterblichen Perſon.
Glanz der Nation, die Groͤße des Kaiſers, die Be¬
gierde nach Ruhm; Alles fiel in Eins zuſammen; und
auch in eine Thatſache zuletzt, welche die Wunder der
Vergangenheit Luͤgen ſtrafte, und großen Anfaͤngen ein
beweinenswerthes Ende gab.
Als Armand Carrel, wie viele tauſend Juͤnglinge,
ſich ſtark genug fuͤhlte, die Bahn der Ehre und des
Todes zu betreten, waren die Adler der Nation zerbro¬
chen, fremde Banner wehten im Lande und die Kna¬
ben, welche neben ihren Bruͤdern am Ebro und der
Bereſina liegen wollten, wurden abgewieſen; denn die
Musketen, welche hinfort in Frankreich getragen wer¬
den durften, hatten die Sieger gezaͤhlt.
Doch wandte ſich bald die Perſpektive; es ſchien
eine geraume Zeit hindurch nicht unmoͤglich, daß Frank¬
reichs zerſtampfter Boden eine neue Invaſion zu fuͤrch¬
ten hatte; die Jugend eilte zu den Waffen; auch Car¬
rel entlief ſeinen Aelteru und ließ ſich bei einem Re¬
gimente als gemeiner Soldat anwerben.
Seine Aeltern haͤtten ihn ganz hinter ihren Laden¬
tiſch geſtellt, und ihn mit Maaß und Gewicht zu ih¬
rer und der Kundſchaft Dienſten ausgeruͤſtet; denn es
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/242>, abgerufen am 16.02.2025.
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