Nein, wir kennen Francia: es ist Robespierre, der plötzlich unter die Menschen Rousseau's versetzt wird: es ist Robespierre, der Lockes tabula rasa neu beschrei¬ ben und füllen soll. Es ist eine Herrschaft, von der Ironie präsidirt, und grausam nur dann, wenn sich die Langeweile oder hypochondrische Laune des geistrei¬ chen Geistlichen regt.
Oder wollt Ihr in ihm keinen Mann der Revo¬ lution und Jesuiten sehen, dann nehmt ihn als Phi¬ losophen! Ich rede nicht von Seneca, der den Mord einer scheußlichen Mutter, aber einer Mutter! gut hieß; nicht von den flammenden Scheiterhaufen des Servet in Genf; denkt an Plato und die Republik mit ihren Grundzügen für jede Tyrannei; denkt an seinen Verkehr mit Dionys, oder an jenen andern Dionys, der von Blut troff und doch so viel Kennt¬ nisse besaß, in dem genialen Korinth noch Schulmei¬ ster werden zu können, oder an Phalaris und seinen glühenden Ochsen und die Pythagoräische Philosophie! Denkt an Macchiavell und den Sprung von den Dis¬ kursen über Livius zum Fürsten! Oder an Baco von Verulam, den Verfasser des Organons und den eng¬ lischen Kanzler! Ich thue nichts, als die Ahnen Fran¬ cia's aufzählen.
Doktor Francia.
Nein, wir kennen Francia: es iſt Robespierre, der ploͤtzlich unter die Menſchen Rouſſeau's verſetzt wird: es iſt Robespierre, der Lockes tabula rasa neu beſchrei¬ ben und fuͤllen ſoll. Es iſt eine Herrſchaft, von der Ironie praͤſidirt, und grauſam nur dann, wenn ſich die Langeweile oder hypochondriſche Laune des geiſtrei¬ chen Geiſtlichen regt.
Oder wollt Ihr in ihm keinen Mann der Revo¬ lution und Jeſuiten ſehen, dann nehmt ihn als Phi¬ loſophen! Ich rede nicht von Seneca, der den Mord einer ſcheußlichen Mutter, aber einer Mutter! gut hieß; nicht von den flammenden Scheiterhaufen des Servet in Genf; denkt an Plato und die Republik mit ihren Grundzuͤgen fuͤr jede Tyrannei; denkt an ſeinen Verkehr mit Dionys, oder an jenen andern Dionys, der von Blut troff und doch ſo viel Kennt¬ niſſe beſaß, in dem genialen Korinth noch Schulmei¬ ſter werden zu koͤnnen, oder an Phalaris und ſeinen gluͤhenden Ochſen und die Pythagoraͤiſche Philoſophie! Denkt an Macchiavell und den Sprung von den Dis¬ kurſen uͤber Livius zum Fuͤrſten! Oder an Baco von Verulam, den Verfaſſer des Organons und den eng¬ liſchen Kanzler! Ich thue nichts, als die Ahnen Fran¬ cia's aufzaͤhlen.
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Doktor Francia.
Nein, wir kennen Francia: es iſt Robespierre, der
ploͤtzlich unter die Menſchen Rouſſeau's verſetzt wird:
es iſt Robespierre, der Lockes tabula rasa neu beſchrei¬
ben und fuͤllen ſoll. Es iſt eine Herrſchaft, von der
Ironie praͤſidirt, und grauſam nur dann, wenn ſich
die Langeweile oder hypochondriſche Laune des geiſtrei¬
chen Geiſtlichen regt.
Oder wollt Ihr in ihm keinen Mann der Revo¬
lution und Jeſuiten ſehen, dann nehmt ihn als Phi¬
loſophen! Ich rede nicht von Seneca, der den Mord
einer ſcheußlichen Mutter, aber einer Mutter! gut
hieß; nicht von den flammenden Scheiterhaufen des
Servet in Genf; denkt an Plato und die Republik
mit ihren Grundzuͤgen fuͤr jede Tyrannei; denkt an
ſeinen Verkehr mit Dionys, oder an jenen andern
Dionys, der von Blut troff und doch ſo viel Kennt¬
niſſe beſaß, in dem genialen Korinth noch Schulmei¬
ſter werden zu koͤnnen, oder an Phalaris und ſeinen
gluͤhenden Ochſen und die Pythagoraͤiſche Philoſophie!
Denkt an Macchiavell und den Sprung von den Dis¬
kurſen uͤber Livius zum Fuͤrſten! Oder an Baco von
Verulam, den Verfaſſer des Organons und den eng¬
liſchen Kanzler! Ich thue nichts, als die Ahnen Fran¬
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/226>, abgerufen am 25.11.2024.
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