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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Wellington.
Behandlung des englischen Soldaten machten ihn nicht
feig oder tückisch, sondern dienten nur dazu, ihn in sei¬
nem Gleichmuth zu bestärken. Der englische Soldat
harrt auf seinem Posten aus, weil er in dem heftig¬
sten Feuer kalt bleibt, weil er von Natur auf der tief¬
sten Hogarthischen Stufe der Grausamkeit steht, und
weil er zuletzt als Engländer eine gewisse angeborene
heilige Veneration des Gesetzes besitzt.

Der Franzose thut Alles um die Personen, um
seinen Feldherrn, um seinen Chef, und zuletzt um sich.
Der Engländer haßt diese Alle, auch sich, aber er be¬
folgt das Gesetz. Zum Franzosen kann man vor der
Schlacht nicht genug sprechen, nicht populair genug
sein, ein lakonischer Chef würde ihn außer Fassung
bringen; der Engländer ist froh, wenn er seine Be¬
fehlshaber gar nicht sieht, das Haranguiren ennüyirt
ihn, ja die Schweigsamkeit wirkt auf ihn belebender,
als eine Rede.

Zu einem angreifenden Gebirgskriege, wie der spa¬
nische war, sind solche Eigenschaften kostbar, wenn sie
auch zu einem vertheidigenden nicht passen möchten.
Die Lebhaftigkeit des Franzosen, welche sich hie und
dahin zerstreute, konnte zwar überall sein, aber auch an
hundert Orten geschlagen werden, eine Chance, in die

Wellington.
Behandlung des engliſchen Soldaten machten ihn nicht
feig oder tuͤckiſch, ſondern dienten nur dazu, ihn in ſei¬
nem Gleichmuth zu beſtaͤrken. Der engliſche Soldat
harrt auf ſeinem Poſten aus, weil er in dem heftig¬
ſten Feuer kalt bleibt, weil er von Natur auf der tief¬
ſten Hogarthiſchen Stufe der Grauſamkeit ſteht, und
weil er zuletzt als Englaͤnder eine gewiſſe angeborene
heilige Veneration des Geſetzes beſitzt.

Der Franzoſe thut Alles um die Perſonen, um
ſeinen Feldherrn, um ſeinen Chef, und zuletzt um ſich.
Der Englaͤnder haßt dieſe Alle, auch ſich, aber er be¬
folgt das Geſetz. Zum Franzoſen kann man vor der
Schlacht nicht genug ſprechen, nicht populair genug
ſein, ein lakoniſcher Chef wuͤrde ihn außer Faſſung
bringen; der Englaͤnder iſt froh, wenn er ſeine Be¬
fehlshaber gar nicht ſieht, das Haranguiren ennuͤyirt
ihn, ja die Schweigſamkeit wirkt auf ihn belebender,
als eine Rede.

Zu einem angreifenden Gebirgskriege, wie der ſpa¬
niſche war, ſind ſolche Eigenſchaften koſtbar, wenn ſie
auch zu einem vertheidigenden nicht paſſen moͤchten.
Die Lebhaftigkeit des Franzoſen, welche ſich hie und
dahin zerſtreute, konnte zwar uͤberall ſein, aber auch an
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[153/0171] Wellington. Behandlung des engliſchen Soldaten machten ihn nicht feig oder tuͤckiſch, ſondern dienten nur dazu, ihn in ſei¬ nem Gleichmuth zu beſtaͤrken. Der engliſche Soldat harrt auf ſeinem Poſten aus, weil er in dem heftig¬ ſten Feuer kalt bleibt, weil er von Natur auf der tief¬ ſten Hogarthiſchen Stufe der Grauſamkeit ſteht, und weil er zuletzt als Englaͤnder eine gewiſſe angeborene heilige Veneration des Geſetzes beſitzt. Der Franzoſe thut Alles um die Perſonen, um ſeinen Feldherrn, um ſeinen Chef, und zuletzt um ſich. Der Englaͤnder haßt dieſe Alle, auch ſich, aber er be¬ folgt das Geſetz. Zum Franzoſen kann man vor der Schlacht nicht genug ſprechen, nicht populair genug ſein, ein lakoniſcher Chef wuͤrde ihn außer Faſſung bringen; der Englaͤnder iſt froh, wenn er ſeine Be¬ fehlshaber gar nicht ſieht, das Haranguiren ennuͤyirt ihn, ja die Schweigſamkeit wirkt auf ihn belebender, als eine Rede. Zu einem angreifenden Gebirgskriege, wie der ſpa¬ niſche war, ſind ſolche Eigenſchaften koſtbar, wenn ſie auch zu einem vertheidigenden nicht paſſen moͤchten. Die Lebhaftigkeit des Franzoſen, welche ſich hie und dahin zerſtreute, konnte zwar uͤberall ſein, aber auch an hundert Orten geſchlagen werden, eine Chance, in die

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/171>, abgerufen am 22.11.2024.