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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Wellington.
gen, welche man erräth, auch ohne ein "Marshal"
zu sein.

Der König hat in diesem Lärm die Besinnung
verloren. Es war keine Intrigue, nicht die Ermah¬
nungen einer schmollenden Königin, sondern Verlegen¬
heit und Bedürfniß, was Sir Arthur Wellesley wie¬
der an die Spitze Englands gestellt hat. Die Noth
des Augenblicks muß dem Könige so groß geschienen
haben, daß er seine Zuflucht verdoppelte, und zu Wel¬
lingtons Kraft und Kaltblütigkeit noch die Gewandt¬
heit und Beredtsamkeit Peel's fügte. Er wollte kein
System, er wollte nur die Namen haben. Ueber die
Männer hatte er die Partei vergessen.

Dis ist das Unglück. Wellington und Peel kom¬
men nicht allein; sie selber können die Partei, den Haß
und den Unverstand nicht zurückhalten, wenn sie es
auch wollten. Es ist ein unvermeidliches Gefolge, das
sich an ihre Schritte anschließt; sie können ihre Freunde
und ihr Bekenntniß nicht zurückweisen.

Ich gestehe, daß in diesem fast allgemeinen Schrei
des Unwillens, in dieser nationellen Verachtung des
Siegers von Waterloo für mich etwas Tiefschmerzli¬
ches liegt. Wie? dieser weltberühmte Glanz des Her¬
zogs, eine so glorreiche Vergangenheit, Lorbeern, welche

Gutzkow's öffentl. Char. 10

Wellington.
gen, welche man erraͤth, auch ohne ein „Marſhal“
zu ſein.

Der Koͤnig hat in dieſem Laͤrm die Beſinnung
verloren. Es war keine Intrigue, nicht die Ermah¬
nungen einer ſchmollenden Koͤnigin, ſondern Verlegen¬
heit und Beduͤrfniß, was Sir Arthur Wellesley wie¬
der an die Spitze Englands geſtellt hat. Die Noth
des Augenblicks muß dem Koͤnige ſo groß geſchienen
haben, daß er ſeine Zuflucht verdoppelte, und zu Wel¬
lingtons Kraft und Kaltbluͤtigkeit noch die Gewandt¬
heit und Beredtſamkeit Peel's fuͤgte. Er wollte kein
Syſtem, er wollte nur die Namen haben. Ueber die
Maͤnner hatte er die Partei vergeſſen.

Dis iſt das Ungluͤck. Wellington und Peel kom¬
men nicht allein; ſie ſelber koͤnnen die Partei, den Haß
und den Unverſtand nicht zuruͤckhalten, wenn ſie es
auch wollten. Es iſt ein unvermeidliches Gefolge, das
ſich an ihre Schritte anſchließt; ſie koͤnnen ihre Freunde
und ihr Bekenntniß nicht zuruͤckweiſen.

Ich geſtehe, daß in dieſem faſt allgemeinen Schrei
des Unwillens, in dieſer nationellen Verachtung des
Siegers von Waterloo fuͤr mich etwas Tiefſchmerzli¬
ches liegt. Wie? dieſer weltberuͤhmte Glanz des Her¬
zogs, eine ſo glorreiche Vergangenheit, Lorbeern, welche

Gutzkow's öffentl. Char. 10
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[145/0163] Wellington. gen, welche man erraͤth, auch ohne ein „Marſhal“ zu ſein. Der Koͤnig hat in dieſem Laͤrm die Beſinnung verloren. Es war keine Intrigue, nicht die Ermah¬ nungen einer ſchmollenden Koͤnigin, ſondern Verlegen¬ heit und Beduͤrfniß, was Sir Arthur Wellesley wie¬ der an die Spitze Englands geſtellt hat. Die Noth des Augenblicks muß dem Koͤnige ſo groß geſchienen haben, daß er ſeine Zuflucht verdoppelte, und zu Wel¬ lingtons Kraft und Kaltbluͤtigkeit noch die Gewandt¬ heit und Beredtſamkeit Peel's fuͤgte. Er wollte kein Syſtem, er wollte nur die Namen haben. Ueber die Maͤnner hatte er die Partei vergeſſen. Dis iſt das Ungluͤck. Wellington und Peel kom¬ men nicht allein; ſie ſelber koͤnnen die Partei, den Haß und den Unverſtand nicht zuruͤckhalten, wenn ſie es auch wollten. Es iſt ein unvermeidliches Gefolge, das ſich an ihre Schritte anſchließt; ſie koͤnnen ihre Freunde und ihr Bekenntniß nicht zuruͤckweiſen. Ich geſtehe, daß in dieſem faſt allgemeinen Schrei des Unwillens, in dieſer nationellen Verachtung des Siegers von Waterloo fuͤr mich etwas Tiefſchmerzli¬ ches liegt. Wie? dieſer weltberuͤhmte Glanz des Her¬ zogs, eine ſo glorreiche Vergangenheit, Lorbeern, welche Gutzkow's öffentl. Char. 10

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/163>, abgerufen am 22.11.2024.