Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Vorrede. wie mitleidig Ihr seid mit der fremden Schwächeund dem Alter, das jedoch bald treten muß vor den Thron des ewigen Gerichtes! Trauet diesen Rosen nicht, aber rechnet sie mir auch nicht an; denn ich schätze den Blauduft des Himmels und lerne mein deutsches Volk liebgewinnen, seitdem es freundlich meinen Worten zulauscht, und möchte noch recht lange als fesselloser Frühlingsbote außer dem Käfig mit Euch verkehren im Scherz und Ernst. Zweitens mag gerade das, was in meinen Vorrede. wie mitleidig Ihr ſeid mit der fremden Schwaͤcheund dem Alter, das jedoch bald treten muß vor den Thron des ewigen Gerichtes! Trauet dieſen Roſen nicht, aber rechnet ſie mir auch nicht an; denn ich ſchaͤtze den Blauduft des Himmels und lerne mein deutſches Volk liebgewinnen, ſeitdem es freundlich meinen Worten zulauſcht, und moͤchte noch recht lange als feſſelloſer Fruͤhlingsbote außer dem Kaͤfig mit Euch verkehren im Scherz und Ernſt. Zweitens mag gerade das, was in meinen <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="IX"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.<lb/></fw>wie mitleidig Ihr ſeid mit der fremden Schwaͤche<lb/> und dem Alter, das jedoch bald treten muß vor<lb/> den Thron des ewigen Gerichtes! Trauet dieſen<lb/> Roſen nicht, aber rechnet ſie mir auch nicht an;<lb/> denn ich ſchaͤtze den Blauduft des Himmels und<lb/> lerne mein deutſches Volk liebgewinnen, ſeitdem<lb/> es freundlich meinen Worten zulauſcht, und moͤchte<lb/> noch recht lange als feſſelloſer Fruͤhlingsbote außer<lb/> dem Kaͤfig mit Euch verkehren im Scherz und<lb/> Ernſt.</p><lb/> <p>Zweitens mag gerade das, was in meinen<lb/> Skizzen das Kuͤnſtleriſche iſt, einem Vorwurfe aus¬<lb/> geſetzt ſein, den ihnen die biographiſche Kunſt ſelbſt<lb/> macht. Gewoͤhnlich verlangt die Biographie, weil<lb/> ſie die Rivalitaͤt der Geſchichte nicht ertragen kann,<lb/> daß ihre Helden dem Bereiche der Begebenheiten<lb/> entfernt ſtehen und ſie recht viel Raum geben ſol¬<lb/> len fuͤr die kleine Detailentwickelung des Privaten-<lb/> Charakters. Freilich hieran leiden meine Darſtel¬<lb/> lungen, denn ſie wiſſen nicht, um welch' Uhr<lb/> des Morgens Martinez de la Roſa aufſteht,<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [IX/0015]
Vorrede.
wie mitleidig Ihr ſeid mit der fremden Schwaͤche
und dem Alter, das jedoch bald treten muß vor
den Thron des ewigen Gerichtes! Trauet dieſen
Roſen nicht, aber rechnet ſie mir auch nicht an;
denn ich ſchaͤtze den Blauduft des Himmels und
lerne mein deutſches Volk liebgewinnen, ſeitdem
es freundlich meinen Worten zulauſcht, und moͤchte
noch recht lange als feſſelloſer Fruͤhlingsbote außer
dem Kaͤfig mit Euch verkehren im Scherz und
Ernſt.
Zweitens mag gerade das, was in meinen
Skizzen das Kuͤnſtleriſche iſt, einem Vorwurfe aus¬
geſetzt ſein, den ihnen die biographiſche Kunſt ſelbſt
macht. Gewoͤhnlich verlangt die Biographie, weil
ſie die Rivalitaͤt der Geſchichte nicht ertragen kann,
daß ihre Helden dem Bereiche der Begebenheiten
entfernt ſtehen und ſie recht viel Raum geben ſol¬
len fuͤr die kleine Detailentwickelung des Privaten-
Charakters. Freilich hieran leiden meine Darſtel¬
lungen, denn ſie wiſſen nicht, um welch' Uhr
des Morgens Martinez de la Roſa aufſteht,
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