Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Die Napoleoniden. Wenn man die letzten Trümmer des Hauses Na¬ Die männliche Verwandtschaft des Kaisers hat sich Die weibliche Linie ist an einigen Höfen gern gesehen, Die Napoleoniden. Wenn man die letzten Truͤmmer des Hauſes Na¬ Die maͤnnliche Verwandtſchaft des Kaiſers hat ſich Die weibliche Linie iſt an einigen Hoͤfen gern geſehen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0144" n="126"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Napoleoniden</hi>.<lb/></fw> <p>Wenn man die letzten Truͤmmer des Hauſes Na¬<lb/> poleon in eine Geſammtanſicht bringen will, ſo findet<lb/> man zwar, daß ſie ſich unter einander begatten; doch<lb/> laſſen ſich zwei Stroͤmungen, ſelbſt mit verſchiedenen<lb/> Kennzeichen, und verſchiedenartig gegen ihre Umgebun¬<lb/> gen abſtechend, herausſcheiden — die maͤnnliche und<lb/> die weibliche Verwandtſchaft Napoleons. Rechnet man<lb/> zu dieſer letztern noch ſeine Heirathen und Adoptionen,<lb/> ſo iſt ſie diejenige Linie, welche ſich noch in der leb¬<lb/> hafteſten Korreſpondenz mit der Legitimitaͤt befindet: es<lb/> ſcheint, als wenn das weibliche Blut der Fuͤrſtenhaͤu¬<lb/> ſer weit ſchwieriger zu deprinzipeliſiren iſt, als das<lb/> maͤnnliche. Citirt Kluͤber daruͤber nichts?</p><lb/> <p>Die maͤnnliche Verwandtſchaft des Kaiſers hat ſich<lb/> mehr verſteckt und zuruͤckgezogen, ja ſie iſt ſogar der<lb/> Monarchie zum Theil untreu geworden und bemuͤht ſich,<lb/> das Gedaͤchtniß ihres großen Bruders und Oheims all¬<lb/> maͤhlich wieder mit der Demokratie zu verſoͤhnen, und<lb/> ſeinen Ruhm in die Herzen des Buͤrgerthums zu ver¬<lb/> ſchließen.</p><lb/> <p>Die weibliche Linie iſt an einigen Hoͤfen gern geſehen,<lb/> weil ſie ſich gluͤcklich fuͤhlt, eine untergeordnete Rolle<lb/> zu ſpielen, und das zu ſein, was einſt in Argos Kaſ¬<lb/> ſandra, die geraubte Tochter des Priamus, war. Nur<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0144]
Die Napoleoniden.
Wenn man die letzten Truͤmmer des Hauſes Na¬
poleon in eine Geſammtanſicht bringen will, ſo findet
man zwar, daß ſie ſich unter einander begatten; doch
laſſen ſich zwei Stroͤmungen, ſelbſt mit verſchiedenen
Kennzeichen, und verſchiedenartig gegen ihre Umgebun¬
gen abſtechend, herausſcheiden — die maͤnnliche und
die weibliche Verwandtſchaft Napoleons. Rechnet man
zu dieſer letztern noch ſeine Heirathen und Adoptionen,
ſo iſt ſie diejenige Linie, welche ſich noch in der leb¬
hafteſten Korreſpondenz mit der Legitimitaͤt befindet: es
ſcheint, als wenn das weibliche Blut der Fuͤrſtenhaͤu¬
ſer weit ſchwieriger zu deprinzipeliſiren iſt, als das
maͤnnliche. Citirt Kluͤber daruͤber nichts?
Die maͤnnliche Verwandtſchaft des Kaiſers hat ſich
mehr verſteckt und zuruͤckgezogen, ja ſie iſt ſogar der
Monarchie zum Theil untreu geworden und bemuͤht ſich,
das Gedaͤchtniß ihres großen Bruders und Oheims all¬
maͤhlich wieder mit der Demokratie zu verſoͤhnen, und
ſeinen Ruhm in die Herzen des Buͤrgerthums zu ver¬
ſchließen.
Die weibliche Linie iſt an einigen Hoͤfen gern geſehen,
weil ſie ſich gluͤcklich fuͤhlt, eine untergeordnete Rolle
zu ſpielen, und das zu ſein, was einſt in Argos Kaſ¬
ſandra, die geraubte Tochter des Priamus, war. Nur
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