Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Mehemed Ali von Aegypten. bar. Vielleicht glaubt Mehemed Ali sich erst in denvölligen Besitz Syriens setzen zu müssen, ehe er die Entscheidung gibt. Vielleicht gibt er sie nicht einmal, um noch Größeres vorzubereiten. Man hat gesagt, in seinem Plane läge der Thron Vielmehr möchte Aegypten genug damit zu thun Mehemed Ali von Aegypten. bar. Vielleicht glaubt Mehemed Ali ſich erſt in denvoͤlligen Beſitz Syriens ſetzen zu muͤſſen, ehe er die Entſcheidung gibt. Vielleicht gibt er ſie nicht einmal, um noch Groͤßeres vorzubereiten. Man hat geſagt, in ſeinem Plane laͤge der Thron Vielmehr moͤchte Aegypten genug damit zu thun <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Mehemed Ali von Aegypten</hi>.<lb/></fw>bar. Vielleicht glaubt Mehemed Ali ſich erſt in den<lb/> voͤlligen Beſitz Syriens ſetzen zu muͤſſen, ehe er die<lb/> Entſcheidung gibt. Vielleicht gibt er ſie nicht einmal,<lb/> um noch Groͤßeres vorzubereiten.</p><lb/> <p>Man hat geſagt, in ſeinem Plane laͤge der Thron<lb/> von Konſtantinopel ſelbſt, wenigſtens fuͤr ſeinen Sohn.<lb/> Dieſe Kataſtrophe waͤre merkwuͤrdig, und kann den po¬<lb/> litiſchen Witz verfuͤhren, hier ſchon im Voraus ſeine<lb/> Kombinationen zu machen. Aber abgeſehen davon, daß<lb/> eine ſolche Veraͤnderung ohne Rußland nicht geſchehen<lb/> kann, ohne Rußland, welches uͤber Perſien den Ruͤcken<lb/> der Tuͤrkei umſchleicht, und jede Dynaſtie, die es hier<lb/> findet, mit zwei Armen erdruͤcken wird, laͤßt ſich auch<lb/> aus der ganzen Phyſiognomie der aͤgyptiſchen Herr¬<lb/> ſchaft, aus dieſer beſorglichen, zeitvergeudenden Tergi¬<lb/> verſation Mehemed Ali's, und den zweifelhaften poli¬<lb/> tiſchen Talenten Ibrahim Paſcha's, keine Zukunft die¬<lb/> ſer Art vorausſehen. Seit den fabelhaften Zeiten des<lb/> Seſoſtris war Aegypten niemals ein Sitz der Eroberer,<lb/> wohl aber ſolcher Helden, welche von ihren anderweiti¬<lb/> gen Siegen ausruhten.</p><lb/> <p>Vielmehr moͤchte Aegypten genug damit zu thun<lb/> haben, zweien Ereigniſſen, welche es treffen koͤnnen, die<lb/> Spitze zu bieten, entweder der Reaktion der alten mu¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0126]
Mehemed Ali von Aegypten.
bar. Vielleicht glaubt Mehemed Ali ſich erſt in den
voͤlligen Beſitz Syriens ſetzen zu muͤſſen, ehe er die
Entſcheidung gibt. Vielleicht gibt er ſie nicht einmal,
um noch Groͤßeres vorzubereiten.
Man hat geſagt, in ſeinem Plane laͤge der Thron
von Konſtantinopel ſelbſt, wenigſtens fuͤr ſeinen Sohn.
Dieſe Kataſtrophe waͤre merkwuͤrdig, und kann den po¬
litiſchen Witz verfuͤhren, hier ſchon im Voraus ſeine
Kombinationen zu machen. Aber abgeſehen davon, daß
eine ſolche Veraͤnderung ohne Rußland nicht geſchehen
kann, ohne Rußland, welches uͤber Perſien den Ruͤcken
der Tuͤrkei umſchleicht, und jede Dynaſtie, die es hier
findet, mit zwei Armen erdruͤcken wird, laͤßt ſich auch
aus der ganzen Phyſiognomie der aͤgyptiſchen Herr¬
ſchaft, aus dieſer beſorglichen, zeitvergeudenden Tergi¬
verſation Mehemed Ali's, und den zweifelhaften poli¬
tiſchen Talenten Ibrahim Paſcha's, keine Zukunft die¬
ſer Art vorausſehen. Seit den fabelhaften Zeiten des
Seſoſtris war Aegypten niemals ein Sitz der Eroberer,
wohl aber ſolcher Helden, welche von ihren anderweiti¬
gen Siegen ausruhten.
Vielmehr moͤchte Aegypten genug damit zu thun
haben, zweien Ereigniſſen, welche es treffen koͤnnen, die
Spitze zu bieten, entweder der Reaktion der alten mu¬
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