Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Mehemed Ali von Aegypten. weit noch die völlige Vermählung der Civilisation mitAsien entfernt liegt. Fünfhundert achtunddreißig Mamelucken schlachtete Die Pforte schwieg; denn sie schliff schon selbst an Mehemed hatte jetzt selber das Interesse des Krie¬ Mehemed Ali von Aegypten. weit noch die voͤllige Vermaͤhlung der Civiliſation mitAſien entfernt liegt. Fuͤnfhundert achtunddreißig Mamelucken ſchlachtete Die Pforte ſchwieg; denn ſie ſchliff ſchon ſelbſt an Mehemed hatte jetzt ſelber das Intereſſe des Krie¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="103"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Mehemed Ali von Aegypten</hi>.<lb/></fw> weit noch die voͤllige Vermaͤhlung der Civiliſation mit<lb/> Aſien entfernt liegt.</p><lb/> <p>Fuͤnfhundert achtunddreißig Mamelucken ſchlachtete<lb/> Mehemed Ali in einem Hohlwege der Feſtung von<lb/> Cairo ab. Er zitterte waͤhrend des Gemetzels, aber als<lb/> man ihm die erſten Koͤpfe brachte, beruhigte er ſich;<lb/> als das Ganze geſchehen war, behauptete er, Napoleon<lb/> habe es mit den Bourbons nie beſſer gemacht. Er<lb/> dachte an Enghiens Fuſillade in Vincennes.</p><lb/> <p>Die Pforte ſchwieg; denn ſie ſchliff ſchon ſelbſt an<lb/> ihren Meſſern. Dis Alles fuͤr die Civiliſation! dis Al¬<lb/> les fuͤr einen regelrechten Schuß nach Kommando, fuͤr<lb/> den europaͤiſchen Geſchwindſchritt „Eins, zwei, drei!“</p><lb/> <p>Mehemed hatte jetzt ſelber das Intereſſe des Krie¬<lb/> ges, und wird es bei ſeinem Regierungsſyſtem immer<lb/> haben. Der unruhige Soldat, meuteriſch im Frieden,<lb/> zu Abwechſelungen unter ſeinen Befehlshabern ge¬<lb/> ſtimmt, voll Haß gegen das fraͤnkiſche Exercitium, tobt<lb/> ſeine Leidenſchaft im Kriege am erſten aus; der Krieg<lb/> beſchaͤftigt den Ehrgeiz der Großen und die Habſucht<lb/> der Kleinen. Darum hielt ſich Mehemed immer in<lb/> einem fortwaͤhrenden, in einem gleichſam eiternden<lb/> Kriege, welcher nicht zuheilt, bald gegen Syrien, bald<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [103/0121]
Mehemed Ali von Aegypten.
weit noch die voͤllige Vermaͤhlung der Civiliſation mit
Aſien entfernt liegt.
Fuͤnfhundert achtunddreißig Mamelucken ſchlachtete
Mehemed Ali in einem Hohlwege der Feſtung von
Cairo ab. Er zitterte waͤhrend des Gemetzels, aber als
man ihm die erſten Koͤpfe brachte, beruhigte er ſich;
als das Ganze geſchehen war, behauptete er, Napoleon
habe es mit den Bourbons nie beſſer gemacht. Er
dachte an Enghiens Fuſillade in Vincennes.
Die Pforte ſchwieg; denn ſie ſchliff ſchon ſelbſt an
ihren Meſſern. Dis Alles fuͤr die Civiliſation! dis Al¬
les fuͤr einen regelrechten Schuß nach Kommando, fuͤr
den europaͤiſchen Geſchwindſchritt „Eins, zwei, drei!“
Mehemed hatte jetzt ſelber das Intereſſe des Krie¬
ges, und wird es bei ſeinem Regierungsſyſtem immer
haben. Der unruhige Soldat, meuteriſch im Frieden,
zu Abwechſelungen unter ſeinen Befehlshabern ge¬
ſtimmt, voll Haß gegen das fraͤnkiſche Exercitium, tobt
ſeine Leidenſchaft im Kriege am erſten aus; der Krieg
beſchaͤftigt den Ehrgeiz der Großen und die Habſucht
der Kleinen. Darum hielt ſich Mehemed immer in
einem fortwaͤhrenden, in einem gleichſam eiternden
Kriege, welcher nicht zuheilt, bald gegen Syrien, bald
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAb Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |