Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Vorrede. herrschte, wo man sich nur um eine Sängerinoder einen kleinen Almanach enthusiasmirte. Wir, die wir Männer der Geschichte sind, geben die Versicherung, daß nichts in der Wagschaale der Jahrhundertsfrage leichter wiegt, als die beiden Jahre, welche wir nun erlebt haben, und etwa noch zweimal soviel, welche ihnen folgen werden. Es ist schon dafür gesorgt worden, die Zeit recht unannehmlich, nüchtern und unpoetisch zu machen. In einer solchen Zeit zieht sich der Bieder¬ Vorrede. herrſchte, wo man ſich nur um eine Saͤngerinoder einen kleinen Almanach enthuſiasmirte. Wir, die wir Maͤnner der Geſchichte ſind, geben die Verſicherung, daß nichts in der Wagſchaale der Jahrhundertsfrage leichter wiegt, als die beiden Jahre, welche wir nun erlebt haben, und etwa noch zweimal ſoviel, welche ihnen folgen werden. Es iſt ſchon dafuͤr geſorgt worden, die Zeit recht unannehmlich, nuͤchtern und unpoetiſch zu machen. In einer ſolchen Zeit zieht ſich der Bieder¬ <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="VI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.<lb/></fw> herrſchte, wo man ſich nur um eine Saͤngerin<lb/> oder einen kleinen Almanach enthuſiasmirte. Wir,<lb/> die wir Maͤnner der Geſchichte ſind, geben die<lb/> Verſicherung, daß nichts in der Wagſchaale der<lb/> Jahrhundertsfrage leichter wiegt, als die beiden<lb/> Jahre, welche wir nun erlebt haben, und etwa<lb/> noch zweimal ſoviel, welche ihnen folgen werden.<lb/> Es iſt ſchon dafuͤr geſorgt worden, die Zeit<lb/> recht unannehmlich, nuͤchtern und unpoetiſch zu<lb/> machen.</p><lb/> <p>In einer ſolchen Zeit zieht ſich der Bieder¬<lb/> mann vom oͤffentlichen Leben ein wenig ſeitwaͤrts,<lb/> und beobachtet laͤchelnd die Menſchen, welche jetzt<lb/> wieder die Begebenheiten machen, beobachtet die<lb/> Pompzuͤge, Vermaͤhlungsfeierlichkeiten, Sterbefaͤlle<lb/> und die ſchweren Geburten der Miniſterien, und<lb/> findet daran ein Wohlgefallen, die Individualitaͤ¬<lb/> ten zu klaſſifiziren in Meineidige, Servile, Dum¬<lb/> koͤpfe, Gluͤckspilze, Staatsphiloſophen, Kammer¬<lb/> herrn und ſolches Gelichter. Ein Jeder dieſer<lb/> oͤffentlichen Herren zieht einen langen Schweif von<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [VI/0012]
Vorrede.
herrſchte, wo man ſich nur um eine Saͤngerin
oder einen kleinen Almanach enthuſiasmirte. Wir,
die wir Maͤnner der Geſchichte ſind, geben die
Verſicherung, daß nichts in der Wagſchaale der
Jahrhundertsfrage leichter wiegt, als die beiden
Jahre, welche wir nun erlebt haben, und etwa
noch zweimal ſoviel, welche ihnen folgen werden.
Es iſt ſchon dafuͤr geſorgt worden, die Zeit
recht unannehmlich, nuͤchtern und unpoetiſch zu
machen.
In einer ſolchen Zeit zieht ſich der Bieder¬
mann vom oͤffentlichen Leben ein wenig ſeitwaͤrts,
und beobachtet laͤchelnd die Menſchen, welche jetzt
wieder die Begebenheiten machen, beobachtet die
Pompzuͤge, Vermaͤhlungsfeierlichkeiten, Sterbefaͤlle
und die ſchweren Geburten der Miniſterien, und
findet daran ein Wohlgefallen, die Individualitaͤ¬
ten zu klaſſifiziren in Meineidige, Servile, Dum¬
koͤpfe, Gluͤckspilze, Staatsphiloſophen, Kammer¬
herrn und ſolches Gelichter. Ein Jeder dieſer
oͤffentlichen Herren zieht einen langen Schweif von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAb Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |