Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.dung höherer Art wird uns dann erst recht glücklich machen, wenn sie uns in eine verwandte Stimmung unserer Kindheit zurückversetzt und dasjenige klarer ausspricht, was wir schon bei unsern Spielen ahnten. So seh' ich mich in Börne's Jugend nach den ersten grünen Keimen jener zarteren Blüthen seiner Schriften um, die uns in ihm den Mann von Herz und so viel versteckter gebundener Poesie verrathen. Wie hat ihn nicht Jean Paul so tief ergriffen! Wie gemüthlich hat er nicht grade dessen idyllische Elemente, seine zarte bürgerliche Beschränktheit mit ihren poetischen kleinen Freuden und großen Entsagungen in sich aufgenommen! Wie rührend schildert er den ersten Frühlingseindruck, den Lamennais Worte eines Gläubigen grade auf sein krankes, der ersten Genesungswonne entgegenschlagendes Herz hervorbrachten! Nun, wo ist in der frankfurter Judengasse der grüne Fleck, an den er sich bei solchen Stimmungen erinnert fühlen konnte? Wo ist überhaupt in seiner frühsten Jugendzeit etwas gemüthlich, poetisch und idyllisch ihn Anregendes, ein Element, für welches er sich doch später so empfänglich zeigte? So tragen wir doch Alle eine Erinnerung in uns von jugendlicher Pfingstwonne und Weihnachtsfreude, von den ersten Bescheerungen, die dung höherer Art wird uns dann erst recht glücklich machen, wenn sie uns in eine verwandte Stimmung unserer Kindheit zurückversetzt und dasjenige klarer ausspricht, was wir schon bei unsern Spielen ahnten. So seh’ ich mich in Börne’s Jugend nach den ersten grünen Keimen jener zarteren Blüthen seiner Schriften um, die uns in ihm den Mann von Herz und so viel versteckter gebundener Poesie verrathen. Wie hat ihn nicht Jean Paul so tief ergriffen! Wie gemüthlich hat er nicht grade dessen idyllische Elemente, seine zarte bürgerliche Beschränktheit mit ihren poetischen kleinen Freuden und großen Entsagungen in sich aufgenommen! Wie rührend schildert er den ersten Frühlingseindruck, den Lamennais Worte eines Gläubigen grade auf sein krankes, der ersten Genesungswonne entgegenschlagendes Herz hervorbrachten! Nun, wo ist in der frankfurter Judengasse der grüne Fleck, an den er sich bei solchen Stimmungen erinnert fühlen konnte? Wo ist überhaupt in seiner frühsten Jugendzeit etwas gemüthlich, poetisch und idyllisch ihn Anregendes, ein Element, für welches er sich doch später so empfänglich zeigte? So tragen wir doch Alle eine Erinnerung in uns von jugendlicher Pfingstwonne und Weihnachtsfreude, von den ersten Bescheerungen, die <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0098" n="56"/> dung höherer Art wird uns dann erst recht glücklich machen, wenn sie uns in eine verwandte Stimmung unserer Kindheit zurückversetzt und dasjenige klarer ausspricht, was wir schon bei unsern Spielen ahnten. So seh’ ich mich in Börne’s Jugend nach den ersten grünen Keimen jener zarteren Blüthen seiner Schriften um, die uns in ihm den Mann von Herz und so viel versteckter gebundener Poesie verrathen. Wie hat ihn nicht Jean Paul so tief ergriffen! Wie gemüthlich hat er nicht grade dessen idyllische Elemente, seine zarte bürgerliche Beschränktheit mit ihren poetischen kleinen Freuden und großen Entsagungen in sich aufgenommen! Wie rührend schildert er den ersten Frühlingseindruck, den Lamennais Worte eines Gläubigen grade auf sein krankes, der ersten Genesungswonne entgegenschlagendes Herz hervorbrachten! Nun, wo ist in der frankfurter Judengasse der grüne Fleck, an den er sich bei solchen Stimmungen erinnert fühlen konnte? Wo ist überhaupt in seiner frühsten Jugendzeit etwas gemüthlich, poetisch und idyllisch ihn Anregendes, ein Element, für welches er sich doch später so empfänglich zeigte? So tragen wir doch Alle eine Erinnerung in uns von jugendlicher Pfingstwonne und Weihnachtsfreude, von den ersten Bescheerungen, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0098]
dung höherer Art wird uns dann erst recht glücklich machen, wenn sie uns in eine verwandte Stimmung unserer Kindheit zurückversetzt und dasjenige klarer ausspricht, was wir schon bei unsern Spielen ahnten. So seh’ ich mich in Börne’s Jugend nach den ersten grünen Keimen jener zarteren Blüthen seiner Schriften um, die uns in ihm den Mann von Herz und so viel versteckter gebundener Poesie verrathen. Wie hat ihn nicht Jean Paul so tief ergriffen! Wie gemüthlich hat er nicht grade dessen idyllische Elemente, seine zarte bürgerliche Beschränktheit mit ihren poetischen kleinen Freuden und großen Entsagungen in sich aufgenommen! Wie rührend schildert er den ersten Frühlingseindruck, den Lamennais Worte eines Gläubigen grade auf sein krankes, der ersten Genesungswonne entgegenschlagendes Herz hervorbrachten! Nun, wo ist in der frankfurter Judengasse der grüne Fleck, an den er sich bei solchen Stimmungen erinnert fühlen konnte? Wo ist überhaupt in seiner frühsten Jugendzeit etwas gemüthlich, poetisch und idyllisch ihn Anregendes, ein Element, für welches er sich doch später so empfänglich zeigte? So tragen wir doch Alle eine Erinnerung in uns von jugendlicher Pfingstwonne und Weihnachtsfreude, von den ersten Bescheerungen, die
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