Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Nachsicht bewilligen; ich hatte mich nicht zu so großem Schmerz vorbereitet." "Meine Herren, ich habe die Hälfte unseres Philosophen, die diese Erde binnen Kurzem bedecken wird, nur wenig gekannt, und ich rechne dieses Mißgeschick zu meinen unglücklichen Ereignissen. Aber was die andere Hälfte betrifft, die uns bleibt, die tiefer als in Bronze gegraben ist, welche seine Feder getröstet hat, o! was diese unzerstörbare Hälfte betrifft, so habe auch ich sie genau gekannt, auch ich habe mich für würdig gehalten, sie zu lieben; und ich kann mit Ihnen sagen, ich habe nicht Alles verloren." "Nicht, meine Herren, daß ich die Anmaßung hätte, Ihnen den Charakter des Genies Börne's zu enthüllen, Ihnen die magische Kunst dieses Styls zu analysiren, welche ihn zum populärsten Schriftsteller Deutschlands gemacht hat; die Macht dieses tiefen Gedankens zu schätzen, eines Gedankens, der unter dem tiefen Schleier der glücklichsten Einfachheit so viel zu jener friedlichen Umwälzung beigetragen hat, die Deutschland an seinem Busen erwärmt. Bei der ersten Zusammenkunft mit Ihnen würde ich Sie darum bitten, mich diese letzte Pflicht erfüllen zu lassen, wenn die mangelhafte Erziehung, die wir in Frankreich er- Nachsicht bewilligen; ich hatte mich nicht zu so großem Schmerz vorbereitet." "Meine Herren, ich habe die Hälfte unseres Philosophen, die diese Erde binnen Kurzem bedecken wird, nur wenig gekannt, und ich rechne dieses Mißgeschick zu meinen unglücklichen Ereignissen. Aber was die andere Hälfte betrifft, die uns bleibt, die tiefer als in Bronze gegraben ist, welche seine Feder getröstet hat, o! was diese unzerstörbare Hälfte betrifft, so habe auch ich sie genau gekannt, auch ich habe mich für würdig gehalten, sie zu lieben; und ich kann mit Ihnen sagen, ich habe nicht Alles verloren." "Nicht, meine Herren, daß ich die Anmaßung hätte, Ihnen den Charakter des Genies Börne’s zu enthüllen, Ihnen die magische Kunst dieses Styls zu analysiren, welche ihn zum populärsten Schriftsteller Deutschlands gemacht hat; die Macht dieses tiefen Gedankens zu schätzen, eines Gedankens, der unter dem tiefen Schleier der glücklichsten Einfachheit so viel zu jener friedlichen Umwälzung beigetragen hat, die Deutschland an seinem Busen erwärmt. Bei der ersten Zusammenkunft mit Ihnen würde ich Sie darum bitten, mich diese letzte Pflicht erfüllen zu lassen, wenn die mangelhafte Erziehung, die wir in Frankreich er- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0329" n="287"/> Nachsicht bewilligen; ich hatte mich nicht zu so großem Schmerz vorbereitet."</p> <p>"Meine Herren, ich habe die Hälfte unseres Philosophen, die diese Erde binnen Kurzem bedecken wird, nur wenig gekannt, und ich rechne dieses Mißgeschick zu meinen unglücklichen Ereignissen. Aber was die andere Hälfte betrifft, die uns bleibt, die tiefer als in Bronze gegraben ist, welche seine Feder getröstet hat, o! was diese unzerstörbare Hälfte betrifft, so habe auch ich sie genau gekannt, auch ich habe mich für würdig gehalten, sie zu lieben; und ich kann mit Ihnen sagen, ich habe nicht Alles verloren."</p> <p>"Nicht, meine Herren, daß ich die Anmaßung hätte, Ihnen den Charakter des Genies Börne’s zu enthüllen, Ihnen die magische Kunst dieses Styls zu analysiren, welche ihn zum populärsten Schriftsteller Deutschlands gemacht hat; die Macht dieses tiefen Gedankens zu schätzen, eines Gedankens, der unter dem tiefen Schleier der glücklichsten Einfachheit so viel zu jener friedlichen Umwälzung beigetragen hat, die Deutschland an seinem Busen erwärmt. Bei der ersten Zusammenkunft mit Ihnen würde ich Sie darum bitten, mich diese letzte Pflicht erfüllen zu lassen, wenn die mangelhafte Erziehung, die wir in Frankreich er- </p> </div> </body> </text> </TEI> [287/0329]
Nachsicht bewilligen; ich hatte mich nicht zu so großem Schmerz vorbereitet."
"Meine Herren, ich habe die Hälfte unseres Philosophen, die diese Erde binnen Kurzem bedecken wird, nur wenig gekannt, und ich rechne dieses Mißgeschick zu meinen unglücklichen Ereignissen. Aber was die andere Hälfte betrifft, die uns bleibt, die tiefer als in Bronze gegraben ist, welche seine Feder getröstet hat, o! was diese unzerstörbare Hälfte betrifft, so habe auch ich sie genau gekannt, auch ich habe mich für würdig gehalten, sie zu lieben; und ich kann mit Ihnen sagen, ich habe nicht Alles verloren."
"Nicht, meine Herren, daß ich die Anmaßung hätte, Ihnen den Charakter des Genies Börne’s zu enthüllen, Ihnen die magische Kunst dieses Styls zu analysiren, welche ihn zum populärsten Schriftsteller Deutschlands gemacht hat; die Macht dieses tiefen Gedankens zu schätzen, eines Gedankens, der unter dem tiefen Schleier der glücklichsten Einfachheit so viel zu jener friedlichen Umwälzung beigetragen hat, die Deutschland an seinem Busen erwärmt. Bei der ersten Zusammenkunft mit Ihnen würde ich Sie darum bitten, mich diese letzte Pflicht erfüllen zu lassen, wenn die mangelhafte Erziehung, die wir in Frankreich er-
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/329>, abgerufen am 16.02.2025. |