Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.nicht immer zum Sprechen aufgelegte, gewöhnlich lauschende, und nur zuweilen kurz und scharf dazwischenredende Mann zerrann und verschwamm gleichsam in der Gesellschaft, welche ihn mehr verdeckte, als emportrug, ihn mehr in den Schatten stellte, als hervortreten ließ. Im häuslichen Kreise fühlte er sich mehr daheim und behaglich; er konnte alsdann die Unterhaltung dem allgemeinen Gespräche überlassen, eine Weile still sitzen, sein körperliches Leiden bekämpfen, wieder dazwischen hören und plötzlich wieder eintreten und seine, den Nagel auf den Kopf treffenden, Bemerkungen einstreuen. Wenn es ihm ganz wohl war, liebte er in freiem Witze, in Laune und Scherz sich zu unterhalten.*)" Bei bedeutenden artistischen Neuigkeiten fehlte Börne niemals. Er wohnte der ersten Vorstellung der Hugenotten bei und besuchte noch im letzten Winter, den er erlebte, einen Maskenball. Zuweilen sahe man ihn bei Meyerbeer; doch mußte man ihn nicht fragen: "Wie befinden Sie sich?" Er hatte den Widerwillen gegen diese Art der Begrüßung mit Goethe gemein. *) Ebendaselbst, Seite 742.
nicht immer zum Sprechen aufgelegte, gewöhnlich lauschende, und nur zuweilen kurz und scharf dazwischenredende Mann zerrann und verschwamm gleichsam in der Gesellschaft, welche ihn mehr verdeckte, als emportrug, ihn mehr in den Schatten stellte, als hervortreten ließ. Im häuslichen Kreise fühlte er sich mehr daheim und behaglich; er konnte alsdann die Unterhaltung dem allgemeinen Gespräche überlassen, eine Weile still sitzen, sein körperliches Leiden bekämpfen, wieder dazwischen hören und plötzlich wieder eintreten und seine, den Nagel auf den Kopf treffenden, Bemerkungen einstreuen. Wenn es ihm ganz wohl war, liebte er in freiem Witze, in Laune und Scherz sich zu unterhalten.*)" Bei bedeutenden artistischen Neuigkeiten fehlte Börne niemals. Er wohnte der ersten Vorstellung der Hugenotten bei und besuchte noch im letzten Winter, den er erlebte, einen Maskenball. Zuweilen sahe man ihn bei Meyerbeer; doch mußte man ihn nicht fragen: „Wie befinden Sie sich?“ Er hatte den Widerwillen gegen diese Art der Begrüßung mit Goethe gemein. *) Ebendaselbst, Seite 742.
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nicht immer zum Sprechen aufgelegte, gewöhnlich lauschende, und nur zuweilen kurz und scharf dazwischenredende Mann zerrann und verschwamm gleichsam in der Gesellschaft, welche ihn mehr verdeckte, als emportrug, ihn mehr in den Schatten stellte, als hervortreten ließ. Im häuslichen Kreise fühlte er sich mehr daheim und behaglich; er konnte alsdann die Unterhaltung dem allgemeinen Gespräche überlassen, eine Weile still sitzen, sein körperliches Leiden bekämpfen, wieder dazwischen hören und plötzlich wieder eintreten und seine, den Nagel auf den Kopf treffenden, Bemerkungen einstreuen. Wenn es ihm ganz wohl war, liebte er in freiem Witze, in Laune und Scherz sich zu unterhalten. *)"
Bei bedeutenden artistischen Neuigkeiten fehlte Börne niemals. Er wohnte der ersten Vorstellung der Hugenotten bei und besuchte noch im letzten Winter, den er erlebte, einen Maskenball. Zuweilen sahe man ihn bei Meyerbeer; doch mußte man ihn nicht fragen: „Wie befinden Sie sich?“ Er hatte den Widerwillen gegen diese Art der Begrüßung mit Goethe gemein.
*) Ebendaselbst, Seite 742.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/318>, abgerufen am 16.02.2025. |