Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.in den spätern weit mehr Wehmuth und Schmerz. Er wendet sich von dem concreten Einzelnen zur Betrachtung abstrakter Allgemeinheiten. Er wendet sich von den Adressen, Ständekammern, Zeitungsartikeln zum St. Simonismus, dessen Lehre er unhaltbar findet, sie aber doch mit dringlicher Aufmerksamkeit prüft. Vom Politischen scheint er sich in das allgemein Menschliche zu flüchten, wie ihm denn die Erscheinung La Mennais in einer eignen Glorie aufgieng; denn sie brachte ihm Freiheit, Religion und Poesie. Also weit entfernt, daß Börne in seinen letzten Lebensstunden frömmelte; es hatte sich nur eine heilige Dämmerung auf und in ihn herabgesenkt, ein frommes, wenn nicht in Gott, doch in Göttliches sich versenkendes Schauen, ein friedvolles Träumen von einer bessern Welt, wo uns Gott das Räthsel lösen wird, warum er die Menschen frei erschuf und sie es hienieden doch nicht werden ließ! Die Nachricht von einem "jungen Deutschland" regte Börne mächtig an. Getrennt vom Vaterlande, ohne zuverlässige Briefsteller, ohne Gelegenheit, sich die neuen literarischen Erscheinungen anzuschaffen, combinirte er sich unter jenem Begriff bald schädliche, bald sehr lobenswerthe Tendenzen. Unter dem 20. Juli 1836 schrieb er nach Hamburg: "Haben Sie in in den spätern weit mehr Wehmuth und Schmerz. Er wendet sich von dem concreten Einzelnen zur Betrachtung abstrakter Allgemeinheiten. Er wendet sich von den Adressen, Ständekammern, Zeitungsartikeln zum St. Simonismus, dessen Lehre er unhaltbar findet, sie aber doch mit dringlicher Aufmerksamkeit prüft. Vom Politischen scheint er sich in das allgemein Menschliche zu flüchten, wie ihm denn die Erscheinung La Mennais in einer eignen Glorie aufgieng; denn sie brachte ihm Freiheit, Religion und Poesie. Also weit entfernt, daß Börne in seinen letzten Lebensstunden frömmelte; es hatte sich nur eine heilige Dämmerung auf und in ihn herabgesenkt, ein frommes, wenn nicht in Gott, doch in Göttliches sich versenkendes Schauen, ein friedvolles Träumen von einer bessern Welt, wo uns Gott das Räthsel lösen wird, warum er die Menschen frei erschuf und sie es hienieden doch nicht werden ließ! Die Nachricht von einem „jungen Deutschland“ regte Börne mächtig an. Getrennt vom Vaterlande, ohne zuverlässige Briefsteller, ohne Gelegenheit, sich die neuen literarischen Erscheinungen anzuschaffen, combinirte er sich unter jenem Begriff bald schädliche, bald sehr lobenswerthe Tendenzen. Unter dem 20. Juli 1836 schrieb er nach Hamburg: „Haben Sie in <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0302" n="260"/> in den spätern weit mehr Wehmuth und Schmerz. Er wendet sich von dem concreten Einzelnen zur Betrachtung abstrakter Allgemeinheiten. Er wendet sich von den Adressen, Ständekammern, Zeitungsartikeln zum St. Simonismus, dessen Lehre er unhaltbar findet, sie aber doch mit dringlicher Aufmerksamkeit prüft. Vom Politischen scheint er sich in das allgemein Menschliche zu flüchten, wie ihm denn die Erscheinung La Mennais in einer eignen Glorie aufgieng; denn sie brachte ihm Freiheit, Religion und Poesie. Also weit entfernt, daß Börne in seinen letzten Lebensstunden frömmelte; es hatte sich nur eine heilige Dämmerung auf und in ihn herabgesenkt, ein frommes, wenn nicht in Gott, doch in Göttliches sich versenkendes Schauen, ein friedvolles Träumen von einer bessern Welt, wo uns Gott das Räthsel lösen wird, warum er die Menschen frei <hi rendition="#g">erschuf</hi> und sie es hienieden doch nicht werden ließ!</p> <p>Die Nachricht von einem „jungen Deutschland“ regte Börne mächtig an. Getrennt vom Vaterlande, ohne zuverlässige Briefsteller, ohne Gelegenheit, sich die neuen literarischen Erscheinungen anzuschaffen, combinirte er sich unter jenem Begriff bald schädliche, bald sehr lobenswerthe Tendenzen. Unter dem 20. Juli 1836 schrieb er nach Hamburg: „Haben Sie in </p> </div> </body> </text> </TEI> [260/0302]
in den spätern weit mehr Wehmuth und Schmerz. Er wendet sich von dem concreten Einzelnen zur Betrachtung abstrakter Allgemeinheiten. Er wendet sich von den Adressen, Ständekammern, Zeitungsartikeln zum St. Simonismus, dessen Lehre er unhaltbar findet, sie aber doch mit dringlicher Aufmerksamkeit prüft. Vom Politischen scheint er sich in das allgemein Menschliche zu flüchten, wie ihm denn die Erscheinung La Mennais in einer eignen Glorie aufgieng; denn sie brachte ihm Freiheit, Religion und Poesie. Also weit entfernt, daß Börne in seinen letzten Lebensstunden frömmelte; es hatte sich nur eine heilige Dämmerung auf und in ihn herabgesenkt, ein frommes, wenn nicht in Gott, doch in Göttliches sich versenkendes Schauen, ein friedvolles Träumen von einer bessern Welt, wo uns Gott das Räthsel lösen wird, warum er die Menschen frei erschuf und sie es hienieden doch nicht werden ließ!
Die Nachricht von einem „jungen Deutschland“ regte Börne mächtig an. Getrennt vom Vaterlande, ohne zuverlässige Briefsteller, ohne Gelegenheit, sich die neuen literarischen Erscheinungen anzuschaffen, combinirte er sich unter jenem Begriff bald schädliche, bald sehr lobenswerthe Tendenzen. Unter dem 20. Juli 1836 schrieb er nach Hamburg: „Haben Sie in
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