Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.daß er die Menschen für Fremdlinge aus einer höhern Heimath ansah. Die Freiheit, die er seinen Brüdern erkämpfen wollte, schien ihm das unveräußerliche Erbtheil Gottes, das wir unmittelbar aus seinen Händen einst empfingen und welches von den Machthabern und Privilegirten nur als ein Fideicommiß untreu verwaltet werde. Börne's politische Ideen waren nicht destruktiver, sondern organischer Art; wofür, wenn nicht schon Alles Andre, so doch ganz gewiß seine Theilnahme für Lamennais zeugt. In dem auch philosophisch tiefsinnigen Aufsatze: "Die Neophyten des Glaubens und die Apostaten des Wissens" verräth Börne eine Milde in der Beurtheilung religiöser Ueberzeugungen, die zugleich ein Beweis für seine Achtung vor jedem auch noch so verschiedenartig bestimmten Hinblick auf das Jenseits ist. Statt die Apostaten ihres alten Glaubens, einen Z. Werner, Schlegel und Andere in Kürze zu verurtheilen, als entnervte Sinnenmenschen, die ermattet an der Pforte eines katholischen Domes zusammenknickten, oder als Heuchler, die durch die Maske der Religion ihr geld- und ehrsüchtiges Buhlen mit gewissen politischen Tendenzen zu verbergen suchten; folgt er mit milder Zurückhaltung und Schonung dem labyrinthischen daß er die Menschen für Fremdlinge aus einer höhern Heimath ansah. Die Freiheit, die er seinen Brüdern erkämpfen wollte, schien ihm das unveräußerliche Erbtheil Gottes, das wir unmittelbar aus seinen Händen einst empfingen und welches von den Machthabern und Privilegirten nur als ein Fideicommiß untreu verwaltet werde. Börne’s politische Ideen waren nicht destruktiver, sondern organischer Art; wofür, wenn nicht schon Alles Andre, so doch ganz gewiß seine Theilnahme für Lamennais zeugt. In dem auch philosophisch tiefsinnigen Aufsatze: „Die Neophyten des Glaubens und die Apostaten des Wissens“ verräth Börne eine Milde in der Beurtheilung religiöser Ueberzeugungen, die zugleich ein Beweis für seine Achtung vor jedem auch noch so verschiedenartig bestimmten Hinblick auf das Jenseits ist. Statt die Apostaten ihres alten Glaubens, einen Z. Werner, Schlegel und Andere in Kürze zu verurtheilen, als entnervte Sinnenmenschen, die ermattet an der Pforte eines katholischen Domes zusammenknickten, oder als Heuchler, die durch die Maske der Religion ihr geld- und ehrsüchtiges Buhlen mit gewissen politischen Tendenzen zu verbergen suchten; folgt er mit milder Zurückhaltung und Schonung dem labyrinthischen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0298" n="256"/> daß er die Menschen für Fremdlinge aus einer höhern Heimath ansah. Die Freiheit, die er seinen Brüdern erkämpfen wollte, schien ihm das unveräußerliche Erbtheil Gottes, das wir unmittelbar aus seinen Händen einst empfingen und welches von den Machthabern und Privilegirten nur als ein Fideicommiß untreu verwaltet werde. Börne’s politische Ideen waren nicht destruktiver, sondern organischer Art; wofür, wenn nicht schon Alles Andre, so doch ganz gewiß seine Theilnahme für Lamennais zeugt.</p> <p>In dem auch philosophisch tiefsinnigen Aufsatze: „Die Neophyten des Glaubens und die Apostaten des Wissens“ verräth Börne eine Milde in der Beurtheilung religiöser Ueberzeugungen, die zugleich ein Beweis für seine Achtung vor jedem auch noch so verschiedenartig bestimmten Hinblick auf das Jenseits ist. Statt die Apostaten ihres alten Glaubens, einen Z. Werner, Schlegel und Andere in Kürze zu verurtheilen, als entnervte Sinnenmenschen, die ermattet an der Pforte eines katholischen Domes zusammenknickten, oder als Heuchler, die durch die Maske der Religion ihr geld- und ehrsüchtiges Buhlen mit gewissen politischen Tendenzen zu verbergen suchten; folgt er mit milder Zurückhaltung und Schonung dem labyrinthischen </p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0298]
daß er die Menschen für Fremdlinge aus einer höhern Heimath ansah. Die Freiheit, die er seinen Brüdern erkämpfen wollte, schien ihm das unveräußerliche Erbtheil Gottes, das wir unmittelbar aus seinen Händen einst empfingen und welches von den Machthabern und Privilegirten nur als ein Fideicommiß untreu verwaltet werde. Börne’s politische Ideen waren nicht destruktiver, sondern organischer Art; wofür, wenn nicht schon Alles Andre, so doch ganz gewiß seine Theilnahme für Lamennais zeugt.
In dem auch philosophisch tiefsinnigen Aufsatze: „Die Neophyten des Glaubens und die Apostaten des Wissens“ verräth Börne eine Milde in der Beurtheilung religiöser Ueberzeugungen, die zugleich ein Beweis für seine Achtung vor jedem auch noch so verschiedenartig bestimmten Hinblick auf das Jenseits ist. Statt die Apostaten ihres alten Glaubens, einen Z. Werner, Schlegel und Andere in Kürze zu verurtheilen, als entnervte Sinnenmenschen, die ermattet an der Pforte eines katholischen Domes zusammenknickten, oder als Heuchler, die durch die Maske der Religion ihr geld- und ehrsüchtiges Buhlen mit gewissen politischen Tendenzen zu verbergen suchten; folgt er mit milder Zurückhaltung und Schonung dem labyrinthischen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/298 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/298>, abgerufen am 16.02.2025. |