Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.geworden bin. Wenn ich in Neustadt über die Straße gieng, erschallte es aus den Wirthshäusern, aus den vorüberfahrenden Kutschen: Es lebe Börne, der Verfasser der Briefe aus Paris. Die Heidelberger Studenten brachten mir dort ein Ständchen. Alle die Patrioten, die dort an der Spitze stehen, Wirth u. s. w. erklärten, mir hätte man die vaterländische Bewegung in Deutschland zu verdanken, die andern wären erst nach mir gekommen. Mit thränenden Augen haben mich Viele an ihre Brust gedrückt und haben vor Bewegung kaum reden können. Hier in Freiburg war es eben so. Die Studenten sind Abends, als ich schon im Bette lag, vor mein Haus gezogen, haben mir ein Ständchen gebracht und gerufen: Es lebe der Vertheidiger der deutschen Freiheit! Selbst die hiesigen Bürger, die einige Tage später einem liberalen badischen Deputirten, der in meinem Wirthshause wohnt, ein Ständchen gebracht, haben mich auch hinein gemischt und gerufen: es lebe der deutsche Patriot Börne! Was werden meine Rezensenten dazu sagen, die mich für einen schlechten Deutschen erklärt? Die öffentliche Meinung läßt sich nicht irre führen. Aber so verblendet sind die Aristokraten, solches närrische Vertrauen setzen sie in ihre alten Polizey-Pfiffe, daß geworden bin. Wenn ich in Neustadt über die Straße gieng, erschallte es aus den Wirthshäusern, aus den vorüberfahrenden Kutschen: Es lebe Börne, der Verfasser der Briefe aus Paris. Die Heidelberger Studenten brachten mir dort ein Ständchen. Alle die Patrioten, die dort an der Spitze stehen, Wirth u. s. w. erklärten, mir hätte man die vaterländische Bewegung in Deutschland zu verdanken, die andern wären erst nach mir gekommen. Mit thränenden Augen haben mich Viele an ihre Brust gedrückt und haben vor Bewegung kaum reden können. Hier in Freiburg war es eben so. Die Studenten sind Abends, als ich schon im Bette lag, vor mein Haus gezogen, haben mir ein Ständchen gebracht und gerufen: Es lebe der Vertheidiger der deutschen Freiheit! Selbst die hiesigen Bürger, die einige Tage später einem liberalen badischen Deputirten, der in meinem Wirthshause wohnt, ein Ständchen gebracht, haben mich auch hinein gemischt und gerufen: es lebe der deutsche Patriot Börne! Was werden meine Rezensenten dazu sagen, die mich für einen schlechten Deutschen erklärt? Die öffentliche Meinung läßt sich nicht irre führen. Aber so verblendet sind die Aristokraten, solches närrische Vertrauen setzen sie in ihre alten Polizey-Pfiffe, daß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0277" n="235"/> geworden bin. Wenn ich in Neustadt über die Straße gieng, erschallte es aus den Wirthshäusern, aus den vorüberfahrenden Kutschen: Es lebe Börne, der Verfasser der Briefe aus Paris. Die Heidelberger Studenten brachten mir dort ein Ständchen. Alle die Patrioten, die dort an der Spitze stehen, Wirth u. s. w. erklärten, mir hätte man die vaterländische Bewegung in Deutschland zu verdanken, die andern wären erst nach mir gekommen. Mit thränenden Augen haben mich Viele an ihre Brust gedrückt und haben vor Bewegung kaum reden können. Hier in Freiburg war es eben so. Die Studenten sind Abends, als ich schon im Bette lag, vor mein Haus gezogen, haben mir ein Ständchen gebracht und gerufen: Es lebe der Vertheidiger der deutschen Freiheit! Selbst die hiesigen Bürger, die einige Tage später einem liberalen badischen Deputirten, der in meinem Wirthshause wohnt, ein Ständchen gebracht, haben mich auch hinein gemischt und gerufen: es lebe der deutsche Patriot Börne! Was werden meine Rezensenten dazu sagen, die mich für einen schlechten Deutschen erklärt? Die öffentliche Meinung läßt sich nicht irre führen. Aber so verblendet sind die Aristokraten, solches närrische Vertrauen setzen sie in ihre alten Polizey-Pfiffe, daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0277]
geworden bin. Wenn ich in Neustadt über die Straße gieng, erschallte es aus den Wirthshäusern, aus den vorüberfahrenden Kutschen: Es lebe Börne, der Verfasser der Briefe aus Paris. Die Heidelberger Studenten brachten mir dort ein Ständchen. Alle die Patrioten, die dort an der Spitze stehen, Wirth u. s. w. erklärten, mir hätte man die vaterländische Bewegung in Deutschland zu verdanken, die andern wären erst nach mir gekommen. Mit thränenden Augen haben mich Viele an ihre Brust gedrückt und haben vor Bewegung kaum reden können. Hier in Freiburg war es eben so. Die Studenten sind Abends, als ich schon im Bette lag, vor mein Haus gezogen, haben mir ein Ständchen gebracht und gerufen: Es lebe der Vertheidiger der deutschen Freiheit! Selbst die hiesigen Bürger, die einige Tage später einem liberalen badischen Deputirten, der in meinem Wirthshause wohnt, ein Ständchen gebracht, haben mich auch hinein gemischt und gerufen: es lebe der deutsche Patriot Börne! Was werden meine Rezensenten dazu sagen, die mich für einen schlechten Deutschen erklärt? Die öffentliche Meinung läßt sich nicht irre führen. Aber so verblendet sind die Aristokraten, solches närrische Vertrauen setzen sie in ihre alten Polizey-Pfiffe, daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |