Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.ein gesunder Kopf und ein gesundes Herz beruhigen könne. Von der Volkssouveränität, dieser Parole des Streits der politischen Doktrinen, sagt er (Bd. VII. S. 35.) "Diejenigen, welche für die Volkssouveränität streiten, welches wünschenswerthe Gut erwarten sie von dem Siege? Soll Herrschaft sein, ist es besser, sie ist in den Händen eines Einzigen, als in den Händen Vieler, besser, sie ist unwandelbar, als daß sie wechsle. Nähme das ganze Volk an der Regierung Theil, Mann für Mann, Seele für Seele: dadurch würde die Freiheit nicht gesichert. Es kann das Volk sein eigner Tyrann sein und es ist es oft gewesen." Börne giebt in dem Aufsatz, dem diese Stelle entnommen ist, ferner seine politische Meinung deutlicher an. Er sagt, es handle sich eigentlich gar nicht um Monarchie oder Republik, nicht um absolut oder constitutionell, sondern um dasjenige, was in einem Staate als das Ursprüngliche gesetzt wird. Er sagt, darum handl' es sich: "ist der Mensch frei geboren und die bürgerliche Gesellschaft nur eingeführt worden, daß sie die Freiheit wahre und schütze, wie der Becher den Wein: oder ist der Mensch zur Dienstbarkeit geboren und darf ihm nur so viel Freiheit verstattet werden, als er bedarf, seine Kräfte für den Dienst der Gesell- ein gesunder Kopf und ein gesundes Herz beruhigen könne. Von der Volkssouveränität, dieser Parole des Streits der politischen Doktrinen, sagt er (Bd. VII. S. 35.) „Diejenigen, welche für die Volkssouveränität streiten, welches wünschenswerthe Gut erwarten sie von dem Siege? Soll Herrschaft sein, ist es besser, sie ist in den Händen eines Einzigen, als in den Händen Vieler, besser, sie ist unwandelbar, als daß sie wechsle. Nähme das ganze Volk an der Regierung Theil, Mann für Mann, Seele für Seele: dadurch würde die Freiheit nicht gesichert. Es kann das Volk sein eigner Tyrann sein und es ist es oft gewesen.“ Börne giebt in dem Aufsatz, dem diese Stelle entnommen ist, ferner seine politische Meinung deutlicher an. Er sagt, es handle sich eigentlich gar nicht um Monarchie oder Republik, nicht um absolut oder constitutionell, sondern um dasjenige, was in einem Staate als das Ursprüngliche gesetzt wird. Er sagt, darum handl’ es sich: „ist der Mensch frei geboren und die bürgerliche Gesellschaft nur eingeführt worden, daß sie die Freiheit wahre und schütze, wie der Becher den Wein: oder ist der Mensch zur Dienstbarkeit geboren und darf ihm nur so viel Freiheit verstattet werden, als er bedarf, seine Kräfte für den Dienst der Gesell- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0253" n="211"/> ein gesunder Kopf und ein gesundes Herz beruhigen könne. Von der <hi rendition="#g">Volkssouveränität</hi>, dieser Parole des Streits der politischen Doktrinen, sagt er (Bd. <hi rendition="#aq">VII</hi>. S. 35.) „Diejenigen, welche für die Volkssouveränität streiten, welches wünschenswerthe Gut erwarten sie von dem Siege? Soll Herrschaft sein, ist es besser, sie ist in den Händen eines Einzigen, als in den Händen Vieler, besser, sie ist unwandelbar, als daß sie wechsle. Nähme das ganze Volk an der Regierung Theil, Mann für Mann, Seele für Seele: dadurch würde die Freiheit nicht gesichert. Es kann das Volk sein eigner Tyrann sein und es ist es oft gewesen.“ Börne giebt in dem Aufsatz, dem diese Stelle entnommen ist, ferner seine politische Meinung deutlicher an. Er sagt, es handle sich eigentlich gar nicht um Monarchie oder Republik, nicht um absolut oder constitutionell, sondern um dasjenige, was in einem Staate als das Ursprüngliche gesetzt wird. Er sagt, darum handl’ es sich: „ist der Mensch frei geboren und die bürgerliche Gesellschaft nur eingeführt worden, daß sie die Freiheit wahre und schütze, wie der Becher den Wein: oder ist der Mensch zur Dienstbarkeit geboren und darf ihm nur so viel Freiheit verstattet werden, als er bedarf, seine Kräfte für den Dienst der Gesell- </p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0253]
ein gesunder Kopf und ein gesundes Herz beruhigen könne. Von der Volkssouveränität, dieser Parole des Streits der politischen Doktrinen, sagt er (Bd. VII. S. 35.) „Diejenigen, welche für die Volkssouveränität streiten, welches wünschenswerthe Gut erwarten sie von dem Siege? Soll Herrschaft sein, ist es besser, sie ist in den Händen eines Einzigen, als in den Händen Vieler, besser, sie ist unwandelbar, als daß sie wechsle. Nähme das ganze Volk an der Regierung Theil, Mann für Mann, Seele für Seele: dadurch würde die Freiheit nicht gesichert. Es kann das Volk sein eigner Tyrann sein und es ist es oft gewesen.“ Börne giebt in dem Aufsatz, dem diese Stelle entnommen ist, ferner seine politische Meinung deutlicher an. Er sagt, es handle sich eigentlich gar nicht um Monarchie oder Republik, nicht um absolut oder constitutionell, sondern um dasjenige, was in einem Staate als das Ursprüngliche gesetzt wird. Er sagt, darum handl’ es sich: „ist der Mensch frei geboren und die bürgerliche Gesellschaft nur eingeführt worden, daß sie die Freiheit wahre und schütze, wie der Becher den Wein: oder ist der Mensch zur Dienstbarkeit geboren und darf ihm nur so viel Freiheit verstattet werden, als er bedarf, seine Kräfte für den Dienst der Gesell-
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/253>, abgerufen am 16.02.2025. |