Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Hamann (gegen den Physikus Varrentrapp) hatte besonders lokales Interesse erregt, als plötzlich das fernere Erscheinen der Zeitschrift in Offenbach verhindert und Börne auf Großherzogliches Hessisches Ansuchen gefänglich eingezogen wurde. Man überraschte ihn in seiner Wohnung, nöthigte ihn seine Papiere zusammenzuraffen, (Bindfaden und einen Geldsack gab er in aller Gemüthlichkeit selbst dazu her) und führte ihn auf die Hauptwache. Die Kunde verbreitete sich schnell. Man zweifelte nicht, daß Börne seiner politischen Lehren wegen oder wohl gar als heimlicher Demagog in Untersuchung gekommen wäre. Seine Familie, mit der den Israeliten (freilich aus guten historischen Gründen) übermäßigen Aengstlichkeit, verbrannte einen ganzen Koffer voll alter Scripturen Börne's, unter welchen manches für ihn selbst sehr werthvolle Document seiner Lebensgeschichte verloren ging. Inzwischen vernahm Börne die Veranlassung dieses plötzlichen Ueberfalls. Er war beschuldigt, aufrührerische Schriften verfaßt zu haben, die ein gewisser Sichel aus Frankfurt sich das Vergnügen gemacht hatte, in Darmstadt auf heimlichen Wegen, im Schloßgarten und sonst, unbemerkt auszustreuen. Börne fiel aus den Wolken. Er war froh, Manuscript genug für Hamann (gegen den Physikus Varrentrapp) hatte besonders lokales Interesse erregt, als plötzlich das fernere Erscheinen der Zeitschrift in Offenbach verhindert und Börne auf Großherzogliches Hessisches Ansuchen gefänglich eingezogen wurde. Man überraschte ihn in seiner Wohnung, nöthigte ihn seine Papiere zusammenzuraffen, (Bindfaden und einen Geldsack gab er in aller Gemüthlichkeit selbst dazu her) und führte ihn auf die Hauptwache. Die Kunde verbreitete sich schnell. Man zweifelte nicht, daß Börne seiner politischen Lehren wegen oder wohl gar als heimlicher Demagog in Untersuchung gekommen wäre. Seine Familie, mit der den Israeliten (freilich aus guten historischen Gründen) übermäßigen Aengstlichkeit, verbrannte einen ganzen Koffer voll alter Scripturen Börne’s, unter welchen manches für ihn selbst sehr werthvolle Document seiner Lebensgeschichte verloren ging. Inzwischen vernahm Börne die Veranlassung dieses plötzlichen Ueberfalls. Er war beschuldigt, aufrührerische Schriften verfaßt zu haben, die ein gewisser Sichel aus Frankfurt sich das Vergnügen gemacht hatte, in Darmstadt auf heimlichen Wegen, im Schloßgarten und sonst, unbemerkt auszustreuen. Börne fiel aus den Wolken. Er war froh, Manuscript genug für <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0190" n="148"/> Hamann (gegen den Physikus Varrentrapp) hatte besonders lokales Interesse erregt, als plötzlich das fernere Erscheinen der Zeitschrift in Offenbach verhindert und Börne auf Großherzogliches Hessisches Ansuchen gefänglich eingezogen wurde. Man überraschte ihn in seiner Wohnung, nöthigte ihn seine Papiere zusammenzuraffen, (Bindfaden und einen Geldsack gab er in aller Gemüthlichkeit selbst dazu her) und führte ihn auf die Hauptwache. Die Kunde verbreitete sich schnell. Man zweifelte nicht, daß Börne seiner politischen Lehren wegen oder wohl gar als heimlicher Demagog in Untersuchung gekommen wäre. Seine Familie, mit der den Israeliten (freilich aus guten historischen Gründen) übermäßigen Aengstlichkeit, verbrannte einen ganzen Koffer voll alter Scripturen Börne’s, unter welchen manches für ihn selbst sehr werthvolle Document seiner Lebensgeschichte verloren ging.</p> <p>Inzwischen vernahm Börne die Veranlassung dieses plötzlichen Ueberfalls. Er war beschuldigt, aufrührerische Schriften verfaßt zu haben, die ein gewisser Sichel aus Frankfurt sich das Vergnügen gemacht hatte, in Darmstadt auf heimlichen Wegen, im Schloßgarten und sonst, unbemerkt auszustreuen. Börne fiel aus den Wolken. Er war froh, Manuscript genug für </p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0190]
Hamann (gegen den Physikus Varrentrapp) hatte besonders lokales Interesse erregt, als plötzlich das fernere Erscheinen der Zeitschrift in Offenbach verhindert und Börne auf Großherzogliches Hessisches Ansuchen gefänglich eingezogen wurde. Man überraschte ihn in seiner Wohnung, nöthigte ihn seine Papiere zusammenzuraffen, (Bindfaden und einen Geldsack gab er in aller Gemüthlichkeit selbst dazu her) und führte ihn auf die Hauptwache. Die Kunde verbreitete sich schnell. Man zweifelte nicht, daß Börne seiner politischen Lehren wegen oder wohl gar als heimlicher Demagog in Untersuchung gekommen wäre. Seine Familie, mit der den Israeliten (freilich aus guten historischen Gründen) übermäßigen Aengstlichkeit, verbrannte einen ganzen Koffer voll alter Scripturen Börne’s, unter welchen manches für ihn selbst sehr werthvolle Document seiner Lebensgeschichte verloren ging.
Inzwischen vernahm Börne die Veranlassung dieses plötzlichen Ueberfalls. Er war beschuldigt, aufrührerische Schriften verfaßt zu haben, die ein gewisser Sichel aus Frankfurt sich das Vergnügen gemacht hatte, in Darmstadt auf heimlichen Wegen, im Schloßgarten und sonst, unbemerkt auszustreuen. Börne fiel aus den Wolken. Er war froh, Manuscript genug für
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/190>, abgerufen am 23.07.2024. |