Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Ueber das gesellige und wissenschaftliche Leben des damaligen Halle hat sich Börne in dem Aufsatze: "Die Apostaten des Wissens und die Neophyten des Glaubens" selbst sehr warm und erinnerungsfroh ausgesprochen. Es ist dies einer der wenigen Aufsätze, in welchem er uns selbst Materialien zu seiner Biographie darbietet. Bei F. A. Wolf hörte er wahrscheinlich über die griechischen Lyriker und Homer, von Schleiermacher sagt er, er hätte die Theologie so vorgetragen, wie sie Sokrates gelehrt haben würde, wäre er Christ gewesen. Von Reil rühmt er die stete Jugendfrische, die sogar aus der Besorgniß zu veralten entstanden wäre. Reil hätte absichtlich nach dem Umgang mit strebenden Jünglingen und neuen Büchern verlangt, um nicht die Jugend des Geistes zu verlieren. An Horkel rühmt er sein emsiges Studium und seine Bescheidenheit, ganz besonders aber theilt er den Enthusiasmus, den damals Steffens für Naturphilosophie und was damit zusammenhing, in der akademischen Jugend zu entzünden wußte. Zwölfhundert Studenten waren damals in Halle beisammen, recht als sollte diese Universität ihren schönsten Triumph kurz vor ihrem Falle, (den später Napoleon beschlossen hatte) feiern. "Sitten, Sprache, Kleidung, sagt Börne von

Ueber das gesellige und wissenschaftliche Leben des damaligen Halle hat sich Börne in dem Aufsatze: „Die Apostaten des Wissens und die Neophyten des Glaubens“ selbst sehr warm und erinnerungsfroh ausgesprochen. Es ist dies einer der wenigen Aufsätze, in welchem er uns selbst Materialien zu seiner Biographie darbietet. Bei F. A. Wolf hörte er wahrscheinlich über die griechischen Lyriker und Homer, von Schleiermacher sagt er, er hätte die Theologie so vorgetragen, wie sie Sokrates gelehrt haben würde, wäre er Christ gewesen. Von Reil rühmt er die stete Jugendfrische, die sogar aus der Besorgniß zu veralten entstanden wäre. Reil hätte absichtlich nach dem Umgang mit strebenden Jünglingen und neuen Büchern verlangt, um nicht die Jugend des Geistes zu verlieren. An Horkel rühmt er sein emsiges Studium und seine Bescheidenheit, ganz besonders aber theilt er den Enthusiasmus, den damals Steffens für Naturphilosophie und was damit zusammenhing, in der akademischen Jugend zu entzünden wußte. Zwölfhundert Studenten waren damals in Halle beisammen, recht als sollte diese Universität ihren schönsten Triumph kurz vor ihrem Falle, (den später Napoleon beschlossen hatte) feiern. „Sitten, Sprache, Kleidung, sagt Börne von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0113" n="71"/>
        <p>Ueber das gesellige und wissenschaftliche Leben des damaligen Halle hat sich Börne in dem Aufsatze: &#x201E;Die Apostaten des Wissens und die Neophyten des Glaubens&#x201C; selbst sehr warm und erinnerungsfroh ausgesprochen. Es ist dies einer der wenigen Aufsätze, in welchem er uns selbst Materialien zu seiner Biographie darbietet. Bei F. A. Wolf hörte er wahrscheinlich über die griechischen Lyriker und Homer, von Schleiermacher sagt er, er hätte die Theologie so vorgetragen, wie sie Sokrates gelehrt haben würde, wäre er Christ gewesen. Von Reil rühmt er die stete Jugendfrische, die sogar aus der Besorgniß zu veralten entstanden wäre. Reil hätte absichtlich nach dem Umgang mit strebenden Jünglingen und neuen Büchern verlangt, um nicht die Jugend des Geistes zu verlieren. An Horkel rühmt er sein emsiges Studium und seine Bescheidenheit, ganz besonders aber theilt er den Enthusiasmus, den damals Steffens für Naturphilosophie und was damit zusammenhing, in der akademischen Jugend zu entzünden wußte. Zwölfhundert Studenten waren damals in Halle beisammen, recht als sollte diese Universität ihren schönsten Triumph kurz vor ihrem Falle, (den später Napoleon beschlossen hatte) feiern. &#x201E;Sitten, Sprache, Kleidung, sagt Börne von
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0113] Ueber das gesellige und wissenschaftliche Leben des damaligen Halle hat sich Börne in dem Aufsatze: „Die Apostaten des Wissens und die Neophyten des Glaubens“ selbst sehr warm und erinnerungsfroh ausgesprochen. Es ist dies einer der wenigen Aufsätze, in welchem er uns selbst Materialien zu seiner Biographie darbietet. Bei F. A. Wolf hörte er wahrscheinlich über die griechischen Lyriker und Homer, von Schleiermacher sagt er, er hätte die Theologie so vorgetragen, wie sie Sokrates gelehrt haben würde, wäre er Christ gewesen. Von Reil rühmt er die stete Jugendfrische, die sogar aus der Besorgniß zu veralten entstanden wäre. Reil hätte absichtlich nach dem Umgang mit strebenden Jünglingen und neuen Büchern verlangt, um nicht die Jugend des Geistes zu verlieren. An Horkel rühmt er sein emsiges Studium und seine Bescheidenheit, ganz besonders aber theilt er den Enthusiasmus, den damals Steffens für Naturphilosophie und was damit zusammenhing, in der akademischen Jugend zu entzünden wußte. Zwölfhundert Studenten waren damals in Halle beisammen, recht als sollte diese Universität ihren schönsten Triumph kurz vor ihrem Falle, (den später Napoleon beschlossen hatte) feiern. „Sitten, Sprache, Kleidung, sagt Börne von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/113
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/113>, abgerufen am 24.11.2024.