Es giebt mehrere Arten von Spielen, Sitzen- de*)Bewegende, Instructive, Gesellschafftsspiele, Kar- ten- Würfel- und Hasard-Spiele. Welche Spiele sind die besten? welche soll man vorzüglich spielen?
Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich sitzenden, nämlich Würfel- und Hasardspiele zu befördern, dass es vielmehr bey diesem Buche eine meiner Hauptabsichten ist, den Geschmack an denselben, aus den jugendlichen Zirkeln ver- drängen zu helfen. Diese abscheulichen Spiele, die weder für Körper noch Geist etwas leisten, sondern für beyde gleich schädlich sind, ge- hören entweder auf die unterste Stufe der Menschheit, in die Hände des rohen Wilden, der nicht denken kann; oder in die des schwachen Verfeinerten; der nicht denken mag, sondern nur leidend sich vom Zufall kitzeln lässt. Beydes soll die gutgezogene Jugend nicht seyn, sie müsse also beyderley Spiele gar nicht kennen lernen. Auch die besten Kartenspiele gehören nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn ich sie auf der einem Seite dem Manne, dessen Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra-
*) Spiele sitzen freylich nicht, so wenig als Lebensart sitzt, und doch sagt man Sitzende Lebensart. Sitzespiele wäre freylich bes- ser, ist aber ungewöhnlich.
Es giebt mehrere Arten von Spielen, Sitzen- de*)Bewegende, Inſtructive, Geſellſchafftsſpiele, Kar- ten- Würfel- und Haſard-Spiele. Welche Spiele ſind die beſten? welche ſoll man vorzüglich ſpielen?
Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich ſitzenden, nämlich Würfel- und Haſardſpiele zu befördern, daſs es vielmehr bey dieſem Buche eine meiner Hauptabſichten iſt, den Geſchmack an denſelben, aus den jugendlichen Zirkeln ver- drängen zu helfen. Dieſe abſcheulichen Spiele, die weder für Körper noch Geiſt etwas leiſten, ſondern für beyde gleich ſchädlich ſind, ge- hören entweder auf die unterſte Stufe der Menſchheit, in die Hände des rohen Wilden, der nicht denken kann; oder in die des ſchwachen Verfeinerten; der nicht denken mag, ſondern nur leidend ſich vom Zufall kitzeln läſst. Beydes ſoll die gutgezogene Jugend nicht ſeyn, ſie müſſe alſo beyderley Spiele gar nicht kennen lernen. Auch die beſten Kartenſpiele gehören nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn ich ſie auf der einem Seite dem Manne, deſſen Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra-
*) Spiele ſitzen freylich nicht, ſo wenig als Lebensart ſitzt, und doch ſagt man Sitzende Lebensart. Sitzeſpiele wäre freylich beſ- ſer, iſt aber ungewöhnlich.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0066"n="34"/><p>Es giebt mehrere Arten von Spielen, <hirendition="#i">Sitzen-<lb/>
de</hi><noteplace="foot"n="*)">Spiele ſitzen freylich nicht, ſo wenig als Lebensart ſitzt, und doch<lb/>ſagt man <hirendition="#i">Sitzende Lebensart. Sitzeſpiele</hi> wäre freylich beſ-<lb/>ſer, iſt aber ungewöhnlich.</note><hirendition="#i">Bewegende, Inſtructive, Geſellſchafftsſpiele, Kar-<lb/>
ten- Würfel</hi>- und <hirendition="#i">Haſard-Spiele. Welche Spiele ſind die<lb/>
beſten? welche ſoll man vorzüglich ſpielen</hi>?</p><lb/><p>Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich<lb/>ſitzenden, nämlich <hirendition="#i">Würfel</hi>- und <hirendition="#i">Haſardſpiele</hi> zu<lb/>
befördern, daſs es vielmehr bey dieſem Buche<lb/>
eine meiner Hauptabſichten iſt, den Geſchmack<lb/>
an denſelben, aus den jugendlichen Zirkeln ver-<lb/>
drängen zu helfen. Dieſe abſcheulichen Spiele,<lb/>
die weder für Körper noch Geiſt etwas leiſten,<lb/>ſondern für beyde gleich ſchädlich ſind, ge-<lb/>
hören entweder auf die unterſte Stufe der<lb/>
Menſchheit, in die Hände des rohen Wilden,<lb/>
der nicht denken kann; oder in die des<lb/>ſchwachen Verfeinerten; der nicht denken mag,<lb/>ſondern nur leidend ſich vom Zufall kitzeln läſst.<lb/>
Beydes ſoll die gutgezogene Jugend nicht ſeyn,<lb/>ſie müſſe alſo beyderley Spiele gar nicht kennen<lb/>
lernen. Auch die beſten Kartenſpiele gehören<lb/>
nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn<lb/>
ich ſie auf der einem Seite dem Manne, deſſen<lb/>
Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[34/0066]
Es giebt mehrere Arten von Spielen, Sitzen-
de *) Bewegende, Inſtructive, Geſellſchafftsſpiele, Kar-
ten- Würfel- und Haſard-Spiele. Welche Spiele ſind die
beſten? welche ſoll man vorzüglich ſpielen?
Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich
ſitzenden, nämlich Würfel- und Haſardſpiele zu
befördern, daſs es vielmehr bey dieſem Buche
eine meiner Hauptabſichten iſt, den Geſchmack
an denſelben, aus den jugendlichen Zirkeln ver-
drängen zu helfen. Dieſe abſcheulichen Spiele,
die weder für Körper noch Geiſt etwas leiſten,
ſondern für beyde gleich ſchädlich ſind, ge-
hören entweder auf die unterſte Stufe der
Menſchheit, in die Hände des rohen Wilden,
der nicht denken kann; oder in die des
ſchwachen Verfeinerten; der nicht denken mag,
ſondern nur leidend ſich vom Zufall kitzeln läſst.
Beydes ſoll die gutgezogene Jugend nicht ſeyn,
ſie müſſe alſo beyderley Spiele gar nicht kennen
lernen. Auch die beſten Kartenſpiele gehören
nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn
ich ſie auf der einem Seite dem Manne, deſſen
Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra-
*) Spiele ſitzen freylich nicht, ſo wenig als Lebensart ſitzt, und doch
ſagt man Sitzende Lebensart. Sitzeſpiele wäre freylich beſ-
ſer, iſt aber ungewöhnlich.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/66>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.