liche ist dem Erzieher in seinem Zöglinge ein Fehler, der alle seine Geduld auf die Probe stellt. Er arbeitet an einem Bäumchen, das weder Blüthe noch Frucht verspricht; er sieht am Ende keine Folge von dem was er gethan hat; seine Gehülfin, die natürliche Wissbegierde der Jugend ist abwesend. Er verliert bald alle Hoffnung, weil er den Grund dieser Gleichgül- tigkeit im Temperamente des Kindes zu finden glaubt. Er lasse es spielen; ist es hierbey theil- nehmend, eifrig und thätig: so liegt die Schuld der Gleichgültigkeit nicht im Kinde, sondern in einer Veranlassung von aussen her. Aber auch selbst dann, wann es von der Natur Opium erhielt, müsste sich, dächt ich, durch Spiele, besonders durch Bewegungsspiele viel ausrichten lassen.
5) Es giebt eine gewisse Empfindlichkeit, die es macht, dass wir leicht jede Kleinigkeit übel neh- men und diess sogleich durch unser Betragen äu- sern. Wie schlecht man damit in Gesellschaften fortkomme ist bekannt; wer fasst ein Gefäss gern an, das gleich zerbersten will, wenn man es berührt. Es giebt Leute, die aus Unempfind- lichkeit und gutem Humor Jedermann gern zum Ball dienen, und in das Gelächter über sich mit einstimmen. Geschieht diess aus Mangel an Delikatesse oder vermöge einer gewissen Stumpf-
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liche iſt dem Erzieher in ſeinem Zöglinge ein Fehler, der alle ſeine Geduld auf die Probe ſtellt. Er arbeitet an einem Bäumchen, das weder Blüthe noch Frucht verſpricht; er ſieht am Ende keine Folge von dem was er gethan hat; ſeine Gehülfin, die natürliche Wiſsbegierde der Jugend iſt abweſend. Er verliert bald alle Hoffnung, weil er den Grund dieſer Gleichgül- tigkeit im Temperamente des Kindes zu finden glaubt. Er laſſe es ſpielen; iſt es hierbey theil- nehmend, eifrig und thätig: ſo liegt die Schuld der Gleichgültigkeit nicht im Kinde, ſondern in einer Veranlaſſung von auſsen her. Aber auch ſelbſt dann, wann es von der Natur Opium erhielt, müſste ſich, dächt ich, durch Spiele, beſonders durch Bewegungsſpiele viel ausrichten laſſen.
5) Es giebt eine gewiſſe Empfindlichkeit, die es macht, daſs wir leicht jede Kleinigkeit übel neh- men und dieſs ſogleich durch unſer Betragen äu- ſern. Wie ſchlecht man damit in Geſellſchaften fortkomme iſt bekannt; wer faſst ein Gefäſs gern an, das gleich zerberſten will, wenn man es berührt. Es giebt Leute, die aus Unempfind- lichkeit und gutem Humor Jedermann gern zum Ball dienen, und in das Gelächter über ſich mit einſtimmen. Geſchieht dieſs aus Mangel an Delikateſſe oder vermöge einer gewiſſen Stumpf-
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liche iſt dem Erzieher in ſeinem Zöglinge ein
Fehler, der alle ſeine Geduld auf die Probe
ſtellt. Er arbeitet an einem Bäumchen, das
weder Blüthe noch Frucht verſpricht; er ſieht
am Ende keine Folge von dem was er gethan
hat; ſeine Gehülfin, die natürliche Wiſsbegierde
der Jugend iſt abweſend. Er verliert bald alle
Hoffnung, weil er den Grund dieſer Gleichgül-
tigkeit im Temperamente des Kindes zu finden
glaubt. Er laſſe es ſpielen; iſt es hierbey theil-
nehmend, eifrig und thätig: ſo liegt die Schuld
der Gleichgültigkeit nicht im Kinde, ſondern
in einer Veranlaſſung von auſsen her. Aber
auch ſelbſt dann, wann es von der Natur Opium
erhielt, müſste ſich, dächt ich, durch Spiele,
beſonders durch Bewegungsſpiele viel ausrichten
laſſen.
5) Es giebt eine gewiſſe Empfindlichkeit, die es
macht, daſs wir leicht jede Kleinigkeit übel neh-
men und dieſs ſogleich durch unſer Betragen äu-
ſern. Wie ſchlecht man damit in Geſellſchaften
fortkomme iſt bekannt; wer faſst ein Gefäſs
gern an, das gleich zerberſten will, wenn man es
berührt. Es giebt Leute, die aus Unempfind-
lichkeit und gutem Humor Jedermann gern
zum Ball dienen, und in das Gelächter über ſich
mit einſtimmen. Geſchieht dieſs aus Mangel an
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/55>, abgerufen am 22.11.2024.
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