Karten nach und nach über ganz Frankreich, über Spanien, Italien, über ganz Europa! Die Karten waren es, welche nach und nach die bes- sern Uebungsspiele verdrängen und die Ver- weichlichung der Nationen, besonders der vor- nehmern Klassen befördern halfen. Die Pro- scriptionen der Kriegs- und Jagdübungen, der Turniere, des Mail, Ball und Kugelspiels u. s. w. waren besonders mit von den Kartenkönigen unterschrieben; sie halfen stark zur Umwand- lung der mannbaren Ritterschaft in Noblesse, der nervigten Bürger in Muscadins.
Regenten, Gesetzgeber, Philosophen, die den wichtigen Einfluss der Ergötzlichkeiten auf den Volkscharakter und auf das Wohl und Weh der Nationen einsahen, hielten von jeher die Spiele ihrer Aufmerksamkeit sehr werth; Lycurg ordnete die Leibesübungen, Gesellschaften und Tänze der Spartaner; Plato die der Bewohner seiner Republik; Kaiser Justinian hob die Hasard- spiele auf und setzte Bewegungsspiele an ihre Stelle *). Carl der Grosse und Ludwig der Heilige gaben Spielgesetze; Carl V. von Frank- reich gab Befehle gegen alle Hasardspiele und empfahl reine Bewegungsspiele und Uebun-
*) Sie waren: das Springen, das Stockspringen, der Wurfspiess doch ohne Spitze, das Wettrennen zu Pferde und das Ringen.
Karten nach und nach über ganz Frankreich, über Spanien, Italien, über ganz Europa! Die Karten waren es, welche nach und nach die beſ- ſern Uebungsſpiele verdrängen und die Ver- weichlichung der Nationen, beſonders der vor- nehmern Klaſſen befördern halfen. Die Pro- ſcriptionen der Kriegs- und Jagdübungen, der Turniere, des Mail, Ball und Kugelſpiels u. ſ. w. waren beſonders mit von den Kartenkönigen unterſchrieben; ſie halfen ſtark zur Umwand- lung der mannbaren Ritterſchaft in Nobleſſe, der nervigten Bürger in Muscadins.
Regenten, Geſetzgeber, Philoſophen, die den wichtigen Einfluſs der Ergötzlichkeiten auf den Volkscharakter und auf das Wohl und Weh der Nationen einſahen, hielten von jeher die Spiele ihrer Aufmerkſamkeit ſehr werth; Lycurg ordnete die Leibesübungen, Geſellſchaften und Tänze der Spartaner; Plato die der Bewohner ſeiner Republik; Kaiſer Juſtinian hob die Haſard- ſpiele auf und ſetzte Bewegungsſpiele an ihre Stelle *). Carl der Groſse und Ludwig der Heilige gaben Spielgeſetze; Carl V. von Frank- reich gab Befehle gegen alle Haſardſpiele und empfahl reine Bewegungsſpiele und Uebun-
*) Sie waren: das Springen, das Stockſpringen, der Wurfſpieſs doch ohne Spitze, das Wettrennen zu Pferde und das Ringen.
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Karten nach und nach über ganz Frankreich,
über Spanien, Italien, über ganz Europa! Die
Karten waren es, welche nach und nach die beſ-
ſern Uebungsſpiele verdrängen und die Ver-
weichlichung der Nationen, beſonders der vor-
nehmern Klaſſen befördern halfen. Die Pro-
ſcriptionen der Kriegs- und Jagdübungen, der
Turniere, des Mail, Ball und Kugelſpiels u. ſ.
w. waren beſonders mit von den Kartenkönigen
unterſchrieben; ſie halfen ſtark zur Umwand-
lung der mannbaren Ritterſchaft in Nobleſſe,
der nervigten Bürger in Muscadins.
Regenten, Geſetzgeber, Philoſophen, die
den wichtigen Einfluſs der Ergötzlichkeiten auf
den Volkscharakter und auf das Wohl und Weh
der Nationen einſahen, hielten von jeher die
Spiele ihrer Aufmerkſamkeit ſehr werth; Lycurg
ordnete die Leibesübungen, Geſellſchaften und
Tänze der Spartaner; Plato die der Bewohner
ſeiner Republik; Kaiſer Juſtinian hob die Haſard-
ſpiele auf und ſetzte Bewegungsſpiele an ihre
Stelle *). Carl der Groſse und Ludwig der
Heilige gaben Spielgeſetze; Carl V. von Frank-
reich gab Befehle gegen alle Haſardſpiele und
empfahl reine Bewegungsſpiele und Uebun-
*) Sie waren: das Springen, das Stockſpringen, der Wurfſpieſs
doch ohne Spitze, das Wettrennen zu Pferde und das Ringen.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/47>, abgerufen am 24.11.2024.
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