Wilkommen Herr Midas, o gehn Sie nicht fürbass! es ist ja hier schön. Man saget, Herr Midas, Sie hätten so etwas Apartes zu sehn; wir bitten wir flehn, o lassen Sie sehn! o lassen Sie sehn!
Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demsel- ben zupft den Midas bescheiden am Ohrläppchen. Erräth er, wer ihn gezupft hat, so ist er frey und man geht zu seinen Plätzen, um fortzufahren; erräth er aber die Person nicht, so fangen Gesang und Tanz von vorn an u. s. w.
Wenn endlich alle niedersitzen und der Prä- sident wieder das Zeichen zum Stillschweigen gegeben hat: so gehts wieder ans Herauszie- hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der Präsident glaubt die Sitzung aufheben zu müssen. Dann nimmt zum Beschluss der Sekretär alle be- antworteten Blätter in die Hand, begiebt sich vor den Thron und stattet nach einer tiefen Ver- beugung von den heutigen Geschäften der Aka- demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyspiele: Sire,
Eurer Majestät allerunterthänigste Akade- miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-
Wilkommen Herr Midas, o gehn Sie nicht fürbaſs! es iſt ja hier ſchön. Man ſaget, Herr Midas, Sie hätten ſo etwas Apartes zu ſehn; wir bitten wir flehn, o laſſen Sie ſehn! o laſſen Sie ſehn!
Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demſel- ben zupft den Midas beſcheiden am Ohrläppchen. Erräth er, wer ihn gezupft hat, ſo iſt er frey und man geht zu ſeinen Plätzen, um fortzufahren; erräth er aber die Perſon nicht, ſo fangen Geſang und Tanz von vorn an u. ſ. w.
Wenn endlich alle niederſitzen und der Prä- ſident wieder das Zeichen zum Stillſchweigen gegeben hat: ſo gehts wieder ans Herauszie- hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der Präſident glaubt die Sitzung aufheben zu müſſen. Dann nimmt zum Beſchluſs der Sekretär alle be- antworteten Blätter in die Hand, begiebt ſich vor den Thron und ſtattet nach einer tiefen Ver- beugung von den heutigen Geſchäften der Aka- demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyſpiele: Sire,
Eurer Majeſtät allerunterthänigſte Akade- miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0431"n="399"/><lgtype="poem"><l>Wilkommen Herr Midas,</l><lb/><l>o gehn Sie nicht fürbaſs!</l><lb/><l>es iſt ja hier ſchön.</l><lb/><l>Man ſaget, Herr Midas,</l><lb/><l>Sie hätten ſo etwas</l><lb/><l>Apartes zu ſehn;</l><lb/><l>wir bitten wir flehn,</l><lb/><l>o laſſen Sie ſehn!</l><lb/><l>o laſſen Sie ſehn!</l></lg><lb/><p>Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demſel-<lb/>
ben zupft den Midas beſcheiden am Ohrläppchen.<lb/>
Erräth er, wer ihn gezupft hat, ſo iſt er frey und<lb/>
man geht zu ſeinen Plätzen, um fortzufahren;<lb/>
erräth er aber die Perſon nicht, ſo fangen Geſang<lb/>
und Tanz von vorn an u. ſ. w.</p><lb/><p>Wenn endlich alle niederſitzen und der Prä-<lb/>ſident wieder das Zeichen zum Stillſchweigen<lb/>
gegeben hat: ſo gehts wieder ans Herauszie-<lb/>
hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der<lb/>
Präſident glaubt die Sitzung aufheben zu müſſen.<lb/>
Dann nimmt zum Beſchluſs der Sekretär alle be-<lb/>
antworteten Blätter in die Hand, begiebt ſich<lb/>
vor den Thron und ſtattet nach einer tiefen Ver-<lb/>
beugung von den heutigen Geſchäften der Aka-<lb/>
demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyſpiele:<lb/><hirendition="#et">Sire,</hi></p><lb/><p>Eurer Majeſtät allerunterthänigſte Akade-<lb/>
miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[399/0431]
Wilkommen Herr Midas,
o gehn Sie nicht fürbaſs!
es iſt ja hier ſchön.
Man ſaget, Herr Midas,
Sie hätten ſo etwas
Apartes zu ſehn;
wir bitten wir flehn,
o laſſen Sie ſehn!
o laſſen Sie ſehn!
Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demſel-
ben zupft den Midas beſcheiden am Ohrläppchen.
Erräth er, wer ihn gezupft hat, ſo iſt er frey und
man geht zu ſeinen Plätzen, um fortzufahren;
erräth er aber die Perſon nicht, ſo fangen Geſang
und Tanz von vorn an u. ſ. w.
Wenn endlich alle niederſitzen und der Prä-
ſident wieder das Zeichen zum Stillſchweigen
gegeben hat: ſo gehts wieder ans Herauszie-
hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der
Präſident glaubt die Sitzung aufheben zu müſſen.
Dann nimmt zum Beſchluſs der Sekretär alle be-
antworteten Blätter in die Hand, begiebt ſich
vor den Thron und ſtattet nach einer tiefen Ver-
beugung von den heutigen Geſchäften der Aka-
demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyſpiele:
Sire,
Eurer Majeſtät allerunterthänigſte Akade-
miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/431>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.