sogar bisweilen im stillen recht freundschaftlich angeredet und mit allerley Schmeicheleyen beehrt haben. Eine Frage lag ihm ganz beson- ders am Herzen, nämlich die, wo werden wir essen; denn es war schon 11 Uhr. Er selbst mochte sich dadurch beym Vater hierin nicht gern eine Blösse geben, schickte also Carln ab, der musste fragen. Es hiess, 2 Stunden von hier ist ein Hammerwerk, da wirds am schick- lichsten seyn. Frisch! Kinder, lasst uns recht zu gehen! rief Fritz, der nun sah, dass es sobald noch nicht zum Essen kommen würde. Aber der Mann mit dem Schiebkarren konnte nicht so schnell fort. Fritz entschloss sich zu hel- fen, er zog an einem Stricke, der vorn an- gebunden wurde und bisher den Korb an den Karn befestigt hatte. Da kam ein Karn mit einem Pferde bespannt. Links war eine stei- le Bergwand, rechts ein Fluss und auf dem Ufer nur ein schmaler Fussweg. Der Schiebkarn musste ausweichen und sich folglich auf den schmalen Weg begeben. Friz, armer Friz! fasse dich, dein Liebling ist in Gefahr! Die Axe des Karns giebt dem Schiebkarn einen kleinen Stoss, der Korb verliert das Gleichge- wicht und taumelt und rollt hinab in den Fluss. Das Elend kann ich nicht beschreiben, ein allge- meines Oh!-kündigte es an; aber Friz ist untröst-
ſogar bisweilen im ſtillen recht freundſchaftlich angeredet und mit allerley Schmeicheleyen beehrt haben. Eine Frage lag ihm ganz beſon- ders am Herzen, nämlich die, wo werden wir eſſen; denn es war ſchon 11 Uhr. Er ſelbſt mochte ſich dadurch beym Vater hierin nicht gern eine Blöſse geben, ſchickte alſo Carln ab, der muſste fragen. Es hieſs, 2 Stunden von hier iſt ein Hammerwerk, da wirds am ſchick- lichſten ſeyn. Friſch! Kinder, laſst uns recht zu gehen! rief Fritz, der nun ſah, daſs es ſobald noch nicht zum Eſſen kommen würde. Aber der Mann mit dem Schiebkarren konnte nicht ſo ſchnell fort. Fritz entſchloſs ſich zu hel- fen, er zog an einem Stricke, der vorn an- gebunden wurde und bisher den Korb an den Karn befeſtigt hatte. Da kam ein Karn mit einem Pferde beſpannt. Links war eine ſtei- le Bergwand, rechts ein Fluſs und auf dem Ufer nur ein ſchmaler Fuſsweg. Der Schiebkarn muſste ausweichen und ſich folglich auf den ſchmalen Weg begeben. Friz, armer Friz! faſſe dich, dein Liebling iſt in Gefahr! Die Axe des Karns giebt dem Schiebkarn einen kleinen Stoſs, der Korb verliert das Gleichge- wicht und taumelt und rollt hinab in den Fluſs. Das Elend kann ich nicht beſchreiben, ein allge- meines Oh!-kündigte es an; aber Friz iſt untröſt-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0404"n="372"/>ſogar bisweilen im ſtillen recht freundſchaftlich<lb/>
angeredet und mit allerley Schmeicheleyen<lb/>
beehrt haben. Eine Frage lag ihm ganz beſon-<lb/>
ders am Herzen, nämlich die, wo werden wir<lb/>
eſſen; denn es war ſchon 11 Uhr. Er ſelbſt<lb/>
mochte ſich dadurch beym Vater hierin nicht<lb/>
gern eine Blöſse geben, ſchickte alſo Carln ab,<lb/>
der muſste fragen. Es hieſs, 2 Stunden von<lb/>
hier iſt ein Hammerwerk, da wirds am ſchick-<lb/>
lichſten ſeyn. Friſch! Kinder, laſst uns recht<lb/><hirendition="#g">zu</hi> gehen! rief Fritz, der nun ſah, daſs es ſobald<lb/>
noch nicht zum Eſſen kommen würde. Aber<lb/>
der Mann mit dem Schiebkarren konnte nicht<lb/>ſo ſchnell fort. Fritz entſchloſs ſich zu hel-<lb/>
fen, er zog an einem Stricke, der vorn an-<lb/>
gebunden wurde und bisher den Korb an<lb/>
den Karn befeſtigt hatte. Da kam ein Karn<lb/>
mit einem <hirendition="#i">Pferde</hi> beſpannt. Links war eine ſtei-<lb/>
le Bergwand, rechts ein Fluſs und auf dem Ufer<lb/>
nur ein ſchmaler Fuſsweg. Der Schiebkarn<lb/>
muſste ausweichen und ſich folglich auf den<lb/>ſchmalen Weg begeben. Friz, armer Friz!<lb/>
faſſe dich, dein Liebling iſt in Gefahr! Die<lb/>
Axe des Karns giebt dem Schiebkarn einen<lb/>
kleinen Stoſs, der Korb verliert das Gleichge-<lb/>
wicht und taumelt und rollt hinab in den Fluſs.<lb/>
Das Elend kann ich nicht beſchreiben, ein allge-<lb/>
meines Oh!-kündigte es an; aber Friz iſt untröſt-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[372/0404]
ſogar bisweilen im ſtillen recht freundſchaftlich
angeredet und mit allerley Schmeicheleyen
beehrt haben. Eine Frage lag ihm ganz beſon-
ders am Herzen, nämlich die, wo werden wir
eſſen; denn es war ſchon 11 Uhr. Er ſelbſt
mochte ſich dadurch beym Vater hierin nicht
gern eine Blöſse geben, ſchickte alſo Carln ab,
der muſste fragen. Es hieſs, 2 Stunden von
hier iſt ein Hammerwerk, da wirds am ſchick-
lichſten ſeyn. Friſch! Kinder, laſst uns recht
zu gehen! rief Fritz, der nun ſah, daſs es ſobald
noch nicht zum Eſſen kommen würde. Aber
der Mann mit dem Schiebkarren konnte nicht
ſo ſchnell fort. Fritz entſchloſs ſich zu hel-
fen, er zog an einem Stricke, der vorn an-
gebunden wurde und bisher den Korb an
den Karn befeſtigt hatte. Da kam ein Karn
mit einem Pferde beſpannt. Links war eine ſtei-
le Bergwand, rechts ein Fluſs und auf dem Ufer
nur ein ſchmaler Fuſsweg. Der Schiebkarn
muſste ausweichen und ſich folglich auf den
ſchmalen Weg begeben. Friz, armer Friz!
faſſe dich, dein Liebling iſt in Gefahr! Die
Axe des Karns giebt dem Schiebkarn einen
kleinen Stoſs, der Korb verliert das Gleichge-
wicht und taumelt und rollt hinab in den Fluſs.
Das Elend kann ich nicht beſchreiben, ein allge-
meines Oh!-kündigte es an; aber Friz iſt untröſt-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/404>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.