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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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Luise. Je nun, wenn sie Alle so tragen, kann
ich nicht die einzige seyn, die sich anders klei-
det. (sie zieht sich auch so an.)

Jezt trat auch Ferdinand als Mitspieler mit
einer Lorgnette vor dem Auge in die Stube. Gu-
ten Tag, Bruder, sagt er zu Gustav; ich habe
dich lange nicht gesehen. Wie gehts?

Gustav. Mir recht gut. Aber ich glaube fast,
du hast Schaden am Auge gekriegt, weil du das
Glas immer vorhälst? Kannst du mich denn nicht
sehen?

Ferd. O ja recht gut! meinen Augen fehlt
nichts, ich kann in die Nähe und in die Ferne
sehen.

Gustav. Aber doch wohl durch das Glas ge-
nauer?

Ferd. Nein, gerade umgekehrt; ich kann
mit blossen Augen besser sehen.

Gustav. Warum trägst du es denn? So wirf
doch das dumme Ding weg.

Ferd. Bewahre! Lieber wollte ich einen
Finger missen! Jedermann trägt jezt ein sol-
ches Ding, und ich sollte keines tragen?

Gustav. Wenn es dir nicht nüzt, wie du sagst.

Ferdin. Nein, das thut es nicht; es ist mir
vielmehr beschwerlieh. Aber desswegen misse
ich es doch um keinen Preis.

Luiſe. Je nun, wenn ſie Alle ſo tragen, kann
ich nicht die einzige ſeyn, die ſich anders klei-
det. (ſie zieht ſich auch ſo an.)

Jezt trat auch Ferdinand als Mitſpieler mit
einer Lorgnette vor dem Auge in die Stube. Gu-
ten Tag, Bruder, ſagt er zu Guſtav; ich habe
dich lange nicht geſehen. Wie gehts?

Guſtav. Mir recht gut. Aber ich glaube faſt,
du haſt Schaden am Auge gekriegt, weil du das
Glas immer vorhälſt? Kannſt du mich denn nicht
ſehen?

Ferd. O ja recht gut! meinen Augen fehlt
nichts, ich kann in die Nähe und in die Ferne
ſehen.

Guſtav. Aber doch wohl durch das Glas ge-
nauer?

Ferd. Nein, gerade umgekehrt; ich kann
mit bloſsen Augen beſſer ſehen.

Guſtav. Warum trägſt du es denn? So wirf
doch das dumme Ding weg.

Ferd. Bewahre! Lieber wollte ich einen
Finger miſſen! Jedermann trägt jezt ein ſol-
ches Ding, und ich ſollte keines tragen?

Guſtav. Wenn es dir nicht nüzt, wie du ſagſt.

Ferdin. Nein, das thut es nicht; es iſt mir
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[364/0396] Luiſe. Je nun, wenn ſie Alle ſo tragen, kann ich nicht die einzige ſeyn, die ſich anders klei- det. (ſie zieht ſich auch ſo an.) Jezt trat auch Ferdinand als Mitſpieler mit einer Lorgnette vor dem Auge in die Stube. Gu- ten Tag, Bruder, ſagt er zu Guſtav; ich habe dich lange nicht geſehen. Wie gehts? Guſtav. Mir recht gut. Aber ich glaube faſt, du haſt Schaden am Auge gekriegt, weil du das Glas immer vorhälſt? Kannſt du mich denn nicht ſehen? Ferd. O ja recht gut! meinen Augen fehlt nichts, ich kann in die Nähe und in die Ferne ſehen. Guſtav. Aber doch wohl durch das Glas ge- nauer? Ferd. Nein, gerade umgekehrt; ich kann mit bloſsen Augen beſſer ſehen. Guſtav. Warum trägſt du es denn? So wirf doch das dumme Ding weg. Ferd. Bewahre! Lieber wollte ich einen Finger miſſen! Jedermann trägt jezt ein ſol- ches Ding, und ich ſollte keines tragen? Guſtav. Wenn es dir nicht nüzt, wie du ſagſt. Ferdin. Nein, das thut es nicht; es iſt mir vielmehr beſchwerlieh. Aber deſswegen miſſe ich es doch um keinen Preis.

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/396>, abgerufen am 22.11.2024.