lächerlich; wer lacht nicht, wenn der Reuter sein Pferd nicht bändigen kann, so lange ihm kein Unglück drohet? Weil nun alle Welt lieber lacht als weint, so ist das Necken etwas sehr ge- wöhnliches; aber immer bleibt es unmoralisch und nur in einzelnen pädagogischen mit vieler Behut- samkeit verbundenen Absichten erlaubt. Vexi- ren heisst nicht necken, soll wenigstens hier nicht so viel heissen. Freylich wird die Moral immer noch durch die Finger sehen müssen, wenn wir uns auf eine leichte freundschaftliche Art über irgend eine Unbehülflichkeit des andern lustig machen. Allein, es kommt hier doch sehr viel auf die gegenseitigen Verhältnisse der Personen, auf Ort Zeit und Absichten an; und so giebt es eine Art des Vexirens, die selbst der strengste Moralist nicht verwerfen kann. Von diesem ist hier die Rede. Vexirspiele dieser Art, und soll- ten sie auch zuweilen etwas derb ausfallen, sind gewiss nicht zu verwerfen, als Vorbereitungen zu den grössern Vexirspielen, die im menschli- chen Leben alltäglich sind. Auch bitte ich, sich hier an das zu erinnern, was ich oben Seite 23. Nro. 5, von der Behandlung zu grosser Empfind- lichkeitgesagt habe.
lächerlich; wer lacht nicht, wenn der Reuter ſein Pferd nicht bändigen kann, ſo lange ihm kein Unglück drohet? Weil nun alle Welt lieber lacht als weint, ſo iſt das Necken etwas ſehr ge- wöhnliches; aber immer bleibt es unmoraliſch und nur in einzelnen pädagogiſchen mit vieler Behut- ſamkeit verbundenen Abſichten erlaubt. Vexi- ren heiſst nicht necken, ſoll wenigſtens hier nicht ſo viel heiſsen. Freylich wird die Moral immer noch durch die Finger ſehen müſſen, wenn wir uns auf eine leichte freundſchaftliche Art über irgend eine Unbehülflichkeit des andern luſtig machen. Allein, es kommt hier doch ſehr viel auf die gegenſeitigen Verhältniſſe der Perſonen, auf Ort Zeit und Abſichten an; und ſo giebt es eine Art des Vexirens, die ſelbſt der ſtrengſte Moraliſt nicht verwerfen kann. Von dieſem iſt hier die Rede. Vexirſpiele dieſer Art, und ſoll- ten ſie auch zuweilen etwas derb ausfallen, ſind gewiſs nicht zu verwerfen, als Vorbereitungen zu den gröſsern Vexirſpielen, die im menſchli- chen Leben alltäglich ſind. Auch bitte ich, ſich hier an das zu erinnern, was ich oben Seite 23. Nro. 5, von der Behandlung zu groſser Empfind- lichkeitgeſagt habe.
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lächerlich; wer lacht nicht, wenn der Reuter
ſein Pferd nicht bändigen kann, ſo lange ihm kein
Unglück drohet? Weil nun alle Welt lieber
lacht als weint, ſo iſt das Necken etwas ſehr ge-
wöhnliches; aber immer bleibt es unmoraliſch und
nur in einzelnen pädagogiſchen mit vieler Behut-
ſamkeit verbundenen Abſichten erlaubt. Vexi-
ren heiſst nicht necken, ſoll wenigſtens hier nicht
ſo viel heiſsen. Freylich wird die Moral immer
noch durch die Finger ſehen müſſen, wenn wir
uns auf eine leichte freundſchaftliche Art über
irgend eine Unbehülflichkeit des andern luſtig
machen. Allein, es kommt hier doch ſehr viel
auf die gegenſeitigen Verhältniſſe der Perſonen,
auf Ort Zeit und Abſichten an; und ſo giebt es
eine Art des Vexirens, die ſelbſt der ſtrengſte
Moraliſt nicht verwerfen kann. Von dieſem iſt
hier die Rede. Vexirſpiele dieſer Art, und ſoll-
ten ſie auch zuweilen etwas derb ausfallen, ſind
gewiſs nicht zu verwerfen, als Vorbereitungen
zu den gröſsern Vexirſpielen, die im menſchli-
chen Leben alltäglich ſind. Auch bitte ich, ſich
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/326>, abgerufen am 28.11.2024.
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