ker an Personen, so kann man noch andre Far- ben der Karten zu Hülfe nehmen, und sie Bau- ern seyn lassen, auch eine davon zum König, eine andre zum Edelmann stempeln. Man mischt und vertheilt sie so, dass Jeder eine bekommt, und von jetzt an ist jede Person das, was ihre Karte vorstellt; Amtmann, Kläger, Gerichtsdiener, Bauer, König, Edelmann oder Dieb. Der neue Amtmann giebt sich ein gravitätisches Ansehn, und macht sich durch Auflegung seiner Karte in dieser Wür- de bekannt. Ihm folgt der Gerichtsdiener mit ähnlichem Air, und bewaffnet sich mit einem zu- sammen gedreheten Taschentuche. Ihm schleicht endlich der Ankläger ängstlich nach, weil er wohl weiss, dass er auf ein heisses Pflaster gerathen wird, und legt seine Karte ebenfalls auf. Alle übrigen Personen halten sich in ihren Würden geheim. Jetzt kommt der Ankläger ins Amt, um die Rolle einer Person zu spielen, der etwas ge- stohlen ist: Herr Amtmann ich klage! mir ist das und das gestohlen. -- Wisst ihr den Dieb? -- Ach nein! erwiedert er: aber geben sie mir ihren Gerichtsdiener mit, ich will ihn suchen. Der Amtmann warnt ihn, nicht auf unschuldige Personen zu treffen, weil es ihm sonst theuer zu stehn kommen würde und dergl. Endlich mar- schiren Gerichtsdiener und Kläger ab. Dieser durchspäht die Gesichter der übrigen Mitspieler
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ker an Perſonen, ſo kann man noch andre Far- ben der Karten zu Hülfe nehmen, und ſie Bau- ern ſeyn laſſen, auch eine davon zum König, eine andre zum Edelmann ſtempeln. Man miſcht und vertheilt ſie ſo, daſs Jeder eine bekommt, und von jetzt an iſt jede Perſon das, was ihre Karte vorſtellt; Amtmann, Kläger, Gerichtsdiener, Bauer, König, Edelmann oder Dieb. Der neue Amtmann giebt ſich ein gravitätiſches Anſehn, und macht ſich durch Auflegung ſeiner Karte in dieſer Wür- de bekannt. Ihm folgt der Gerichtsdiener mit ähnlichem Air, und bewaffnet ſich mit einem zu- ſammen gedreheten Taſchentuche. Ihm ſchleicht endlich der Ankläger ängſtlich nach, weil er wohl weiſs, daſs er auf ein heiſses Pflaſter gerathen wird, und legt ſeine Karte ebenfalls auf. Alle übrigen Perſonen halten ſich in ihren Würden geheim. Jetzt kommt der Ankläger ins Amt, um die Rolle einer Perſon zu ſpielen, der etwas ge- ſtohlen iſt: Herr Amtmann ich klage! mir iſt das und das geſtohlen. — Wiſſt ihr den Dieb? — Ach nein! erwiedert er: aber geben ſie mir ihren Gerichtsdiener mit, ich will ihn ſuchen. Der Amtmann warnt ihn, nicht auf unſchuldige Perſonen zu treffen, weil es ihm ſonſt theuer zu ſtehn kommen würde und dergl. Endlich mar- ſchiren Gerichtsdiener und Kläger ab. Dieſer durchſpäht die Geſichter der übrigen Mitſpieler
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ker an Perſonen, ſo kann man noch andre Far-
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ern ſeyn laſſen, auch eine davon zum König, eine
andre zum Edelmann ſtempeln. Man miſcht und
vertheilt ſie ſo, daſs Jeder eine bekommt, und
von jetzt an iſt jede Perſon das, was ihre Karte
vorſtellt; Amtmann, Kläger, Gerichtsdiener, Bauer,
König, Edelmann oder Dieb. Der neue Amtmann
giebt ſich ein gravitätiſches Anſehn, und macht
ſich durch Auflegung ſeiner Karte in dieſer Wür-
de bekannt. Ihm folgt der Gerichtsdiener mit
ähnlichem Air, und bewaffnet ſich mit einem zu-
ſammen gedreheten Taſchentuche. Ihm ſchleicht
endlich der Ankläger ängſtlich nach, weil er wohl
weiſs, daſs er auf ein heiſses Pflaſter gerathen
wird, und legt ſeine Karte ebenfalls auf. Alle
übrigen Perſonen halten ſich in ihren Würden
geheim. Jetzt kommt der Ankläger ins Amt, um
die Rolle einer Perſon zu ſpielen, der etwas ge-
ſtohlen iſt: Herr Amtmann ich klage! mir iſt
das und das geſtohlen. — Wiſſt ihr den Dieb?
— Ach nein! erwiedert er: aber geben ſie mir
ihren Gerichtsdiener mit, ich will ihn ſuchen.
Der Amtmann warnt ihn, nicht auf unſchuldige
Perſonen zu treffen, weil es ihm ſonſt theuer zu
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/323>, abgerufen am 24.11.2024.
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