mag diess gemäss seyn; allein ich hasse al- le Papierverschwendung und schrieb nie, um Bogen zu füllen. Daher endlich die Einleitung, die, wie der erste Blick lehrt, nicht für die Jugend bestimmt ist. Damit will ich jedoch nicht gesagt haben, dass junge Leute die meisten Spiele dieser Sammlung nicht sollten verstehn und nach- spielen können; ich wollte mich nur be- stimmt erklären, für wen das Buch geschrie- ben sey. Spiele sind Blumenbänder, durch welche man die Jugend an sich fesselt; da- her übergebe ich sie lieber ihren Erziehern, als ihr selbst. Was soll aber die Jugend machen, die -- ach es ist wahrhaftig lei- der oft, sehr oft der Fall! -- entweder kei- nen Erzieher, oder wenigstens keinen für die Zeit hat, wo sie nicht studirt, deren Eltern entweder keine Zeit oder keine Lust haben, sich mit ihr zu beschäfftigen? Ich bin bis jetzt noch unschlüssig, ob ich einst ein leichtfassliches, wohlfeiles Spielbuch für diese ausarbeite und erwarte darüber erst die Winke des Publikums.
mag dieſs gemäſs ſeyn; allein ich haſſe al- le Papierverſchwendung und ſchrieb nie, um Bogen zu füllen. Daher endlich die Einleitung, die, wie der erſte Blick lehrt, nicht für die Jugend beſtimmt iſt. Damit will ich jedoch nicht geſagt haben, daſs junge Leute die meiſten Spiele dieſer Sammlung nicht ſollten verſtehn und nach- ſpielen können; ich wollte mich nur be- ſtimmt erklären, für wen das Buch geſchrie- ben ſey. Spiele ſind Blumenbänder, durch welche man die Jugend an ſich feſſelt; da- her übergebe ich ſie lieber ihren Erziehern, als ihr ſelbſt. Was ſoll aber die Jugend machen, die — ach es iſt wahrhaftig lei- der oft, ſehr oft der Fall! — entweder kei- nen Erzieher, oder wenigſtens keinen für die Zeit hat, wo ſie nicht ſtudirt, deren Eltern entweder keine Zeit oder keine Luſt haben, ſich mit ihr zu beſchäfftigen? Ich bin bis jetzt noch unſchlüſſig, ob ich einſt ein leichtfaſsliches, wohlfeiles Spielbuch für dieſe ausarbeite und erwarte darüber erſt die Winke des Publikums.
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[VIII/0016]
mag dieſs gemäſs ſeyn; allein ich haſſe al-
le Papierverſchwendung und ſchrieb nie,
um Bogen zu füllen. Daher endlich die
Einleitung, die, wie der erſte Blick lehrt,
nicht für die Jugend beſtimmt iſt. Damit
will ich jedoch nicht geſagt haben, daſs
junge Leute die meiſten Spiele dieſer
Sammlung nicht ſollten verſtehn und nach-
ſpielen können; ich wollte mich nur be-
ſtimmt erklären, für wen das Buch geſchrie-
ben ſey. Spiele ſind Blumenbänder, durch
welche man die Jugend an ſich feſſelt; da-
her übergebe ich ſie lieber ihren Erziehern,
als ihr ſelbſt. Was ſoll aber die Jugend
machen, die — ach es iſt wahrhaftig lei-
der oft, ſehr oft der Fall! — entweder kei-
nen Erzieher, oder wenigſtens keinen für
die Zeit hat, wo ſie nicht ſtudirt, deren
Eltern entweder keine Zeit oder keine Luſt
haben, ſich mit ihr zu beſchäfftigen? Ich
bin bis jetzt noch unſchlüſſig, ob ich einſt
ein leichtfaſsliches, wohlfeiles Spielbuch
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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