Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.quae homines in omnibus statibus premunt. Wir finden in der Historie mehr reges Stultos, als Sapientes. Wo kanhernach eine felicitas entspringen, da eine insipientia und keine virtus an- getroffen wird. Mons. Crousaz hat in seinem Tractat von dem, was schön ist, hievon gehandelt. §. 11. Man sollte meynen, die Lehrer wären deßwegen entstan-Von denen in- ge- * Herr Professor Mencke in Leipzig hat es cum praefat. edirt; es ist sehr zu recom- mendiren ob styli elegantiam, denn er hat so schön Latein geschrieben, daß etliche auf die Gedancken gefallen, als wenn er einige Bücher noch von dem Cicerone gefunden, und solche unter seinem Nahmen publiciret. Er ist einer von denen ersten, welcher die litteras humaniores in Italien wieder in Auf- nahme gebracht. K
quæ homines in omnibus ſtatibus premunt. Wir finden in der Hiſtorie mehr reges Stultos, als Sapientes. Wo kanhernach eine felicitas entſpringen, da eine inſipientia und keine virtus an- getroffen wird. Monſ. Crouſaz hat in ſeinem Tractat von dem, was ſchoͤn iſt, hievon gehandelt. §. 11. Man ſollte meynen, die Lehrer waͤren deßwegen entſtan-Von denen in- ge- * Herr Profeſſor Mencke in Leipzig hat es cum præfat. edirt; es iſt ſehr zu recom- mendiren ob ſtyli elegantiam, denn er hat ſo ſchoͤn Latein geſchrieben, daß etliche auf die Gedancken gefallen, als wenn er einige Buͤcher noch von dem Cicerone gefunden, und ſolche unter ſeinem Nahmen publiciret. Er iſt einer von denen erſten, welcher die litteras humaniores in Italien wieder in Auf- nahme gebracht. K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="73"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">quæ homines in omnibus ſtatibus premunt.</hi></fw><lb/> Wir finden in der Hiſtorie mehr <hi rendition="#aq">reges Stultos,</hi> als <hi rendition="#aq">Sapientes.</hi> Wo kan<lb/> hernach eine <hi rendition="#aq">felicitas</hi> entſpringen, da eine <hi rendition="#aq">inſipientia</hi> und keine <hi rendition="#aq">virtus</hi> an-<lb/> getroffen wird. <hi rendition="#aq">Monſ. Crouſaz</hi> hat in ſeinem Tractat von dem, was<lb/> ſchoͤn iſt, hievon gehandelt.</p><lb/> <p>§. 11. Man ſollte meynen, die Lehrer waͤren deßwegen entſtan-<note place="right">Von denen <hi rendition="#aq">in-<lb/> commodis</hi> der<lb/> uͤbrigen Staͤn-<lb/> de der Gelehr-<lb/> ten.</note><lb/> den, <hi rendition="#aq">ut alios ad virtutem & ſapientiam perducerent.</hi> Und gewiß ihre<lb/><hi rendition="#aq">Profeſſion</hi> iſt ſo beſchaffen, daß ſie nicht ſchoͤner ſeyn kan, aber ſie kom-<lb/> men ihren <hi rendition="#aq">Scopo</hi> nicht nach. Es iſt in der Welt nichts ſchoͤners, als<lb/> wenn man kan die Menſchen <hi rendition="#aq">ad veritatem & virtutem</hi> bringen, damit<lb/> ſie nicht <hi rendition="#aq">ſecundum inſtinctum naturalem</hi> leben, ſondern vernuͤnfftig.<lb/> Wenn man nun aber die Gelehrten anſiehet, ihrer Perſon nach, ſo ma-<lb/> chen ſie auf dem <hi rendition="#aq">Theatro</hi> der Welt eine ſchlechte <hi rendition="#aq">figure:</hi> Das macht,<lb/> ſie haben nur den Nahmen der Lehrer, in der That aber ſind ſie abge-<lb/> wichen, <hi rendition="#aq">loco veritatis</hi> auf <hi rendition="#aq">inanem gloriæ cupiditatem.</hi> Ja <hi rendition="#aq">ex ipſa ſcien-<lb/> tia</hi> haben ſie <hi rendition="#aq">quæſtum, mercaturam</hi> gemacht, und da ſie in <hi rendition="#aq">otio</hi> geweſen,<lb/> ſo hat es nicht anders ſeyn koͤnnen, als daß ſie ihren Affecten <hi rendition="#aq">indulgi-</hi><lb/> ret, und auf <hi rendition="#aq">allotria</hi> gefallen. Da ſie die Leute ſollten fuͤhren <hi rendition="#aq">ad vir-<lb/> tutem, inſtruunt ad ambitionem,</hi> dadurch aber iſt nichts als Lermen und<lb/> Feindſeligkeit entſtanden, und ſind ſie nicht anders anzuſehen, als <hi rendition="#aq">irrai-<lb/> ſonnable</hi> Handwercks-Leute, von denen man auch in Spruͤchwort zu ſa-<lb/> gen pfleget: <hi rendition="#aq">figulus figulum odit.</hi> Dahero kommts, daß man gantze Buͤ-<lb/> cher <hi rendition="#aq">de infelicitate litteratorum</hi> geſchrieben, als der <hi rendition="#aq">Alcyonius, homo Italus,</hi><note place="foot" n="*">Herr <hi rendition="#aq">Profeſſor Mencke</hi> in Leipzig hat es <hi rendition="#aq">cum præfat. edi</hi>rt; es iſt ſehr zu <hi rendition="#aq">recom-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">mendi</hi>ren <hi rendition="#aq">ob ſtyli elegantiam,</hi> denn er hat ſo ſchoͤn Latein geſchrieben, daß<lb/> etliche auf die Gedancken gefallen, als wenn er einige Buͤcher noch von dem<lb/><hi rendition="#aq">Cicerone</hi> gefunden, und ſolche unter ſeinem Nahmen <hi rendition="#aq">publici</hi>ret. Er iſt einer<lb/> von denen erſten, welcher die <hi rendition="#aq">litteras humaniores</hi> in Italien wieder in Auf-<lb/> nahme gebracht.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">Theophilus Spicelius</hi> hat auch <hi rendition="#aq">Infelicem literatum edi</hi>ret, worinnen er ge-<lb/> wieſen, daß die <hi rendition="#aq">infelicitas</hi> aus einem <hi rendition="#aq">perverſo Scopo</hi> kommt. Denn die<lb/> Gelehrten fallen theils auf <hi rendition="#aq">allotria,</hi> theils auf <hi rendition="#aq">arcana;</hi> ſie ſuchen alles <hi rendition="#aq">dif-<lb/> ficil</hi> zu machen; Daher hat man ſich heut zu Tage angelegen ſeyn laſſen,<lb/> die alten Huͤlſen wegzuwerffen, und die wahre <hi rendition="#aq">erudition</hi> hervor zu brin-<lb/> gen. Man wird ſehen, daß in einem <hi rendition="#aq">Seculo</hi> her alle unſere Weisheit<lb/> auf einen andern Fuß geſetzet worden. Man hat die <hi rendition="#aq">impedimenta re-<lb/> movi</hi>ret, <hi rendition="#aq">ut veritas pateat:</hi> Denn ſchafft man die <hi rendition="#aq">impedimenta</hi> weg, ſo<lb/> kan man <hi rendition="#aq">veritatem</hi> bald heraus bringen. Sonſt waren die Gelehrten<lb/> nur <hi rendition="#aq">verborum aucupes, quid mirum!</hi> daß ſie die Wahrheit verfehlet ha-<lb/> ben? Wenn man nur bedencket, was vor eine elende <hi rendition="#aq">moral</hi> man ſonſt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0093]
quæ homines in omnibus ſtatibus premunt.
Wir finden in der Hiſtorie mehr reges Stultos, als Sapientes. Wo kan
hernach eine felicitas entſpringen, da eine inſipientia und keine virtus an-
getroffen wird. Monſ. Crouſaz hat in ſeinem Tractat von dem, was
ſchoͤn iſt, hievon gehandelt.
§. 11. Man ſollte meynen, die Lehrer waͤren deßwegen entſtan-
den, ut alios ad virtutem & ſapientiam perducerent. Und gewiß ihre
Profeſſion iſt ſo beſchaffen, daß ſie nicht ſchoͤner ſeyn kan, aber ſie kom-
men ihren Scopo nicht nach. Es iſt in der Welt nichts ſchoͤners, als
wenn man kan die Menſchen ad veritatem & virtutem bringen, damit
ſie nicht ſecundum inſtinctum naturalem leben, ſondern vernuͤnfftig.
Wenn man nun aber die Gelehrten anſiehet, ihrer Perſon nach, ſo ma-
chen ſie auf dem Theatro der Welt eine ſchlechte figure: Das macht,
ſie haben nur den Nahmen der Lehrer, in der That aber ſind ſie abge-
wichen, loco veritatis auf inanem gloriæ cupiditatem. Ja ex ipſa ſcien-
tia haben ſie quæſtum, mercaturam gemacht, und da ſie in otio geweſen,
ſo hat es nicht anders ſeyn koͤnnen, als daß ſie ihren Affecten indulgi-
ret, und auf allotria gefallen. Da ſie die Leute ſollten fuͤhren ad vir-
tutem, inſtruunt ad ambitionem, dadurch aber iſt nichts als Lermen und
Feindſeligkeit entſtanden, und ſind ſie nicht anders anzuſehen, als irrai-
ſonnable Handwercks-Leute, von denen man auch in Spruͤchwort zu ſa-
gen pfleget: figulus figulum odit. Dahero kommts, daß man gantze Buͤ-
cher de infelicitate litteratorum geſchrieben, als der Alcyonius, homo Italus, *
Theophilus Spicelius hat auch Infelicem literatum ediret, worinnen er ge-
wieſen, daß die infelicitas aus einem perverſo Scopo kommt. Denn die
Gelehrten fallen theils auf allotria, theils auf arcana; ſie ſuchen alles dif-
ficil zu machen; Daher hat man ſich heut zu Tage angelegen ſeyn laſſen,
die alten Huͤlſen wegzuwerffen, und die wahre erudition hervor zu brin-
gen. Man wird ſehen, daß in einem Seculo her alle unſere Weisheit
auf einen andern Fuß geſetzet worden. Man hat die impedimenta re-
moviret, ut veritas pateat: Denn ſchafft man die impedimenta weg, ſo
kan man veritatem bald heraus bringen. Sonſt waren die Gelehrten
nur verborum aucupes, quid mirum! daß ſie die Wahrheit verfehlet ha-
ben? Wenn man nur bedencket, was vor eine elende moral man ſonſt
ge-
Von denen in-
commodis der
uͤbrigen Staͤn-
de der Gelehr-
ten.
* Herr Profeſſor Mencke in Leipzig hat es cum præfat. edirt; es iſt ſehr zu recom-
mendiren ob ſtyli elegantiam, denn er hat ſo ſchoͤn Latein geſchrieben, daß
etliche auf die Gedancken gefallen, als wenn er einige Buͤcher noch von dem
Cicerone gefunden, und ſolche unter ſeinem Nahmen publiciret. Er iſt einer
von denen erſten, welcher die litteras humaniores in Italien wieder in Auf-
nahme gebracht.
K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |