Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. II. De Variis hominum Statibus. übrigen Zierrathen aber, welche die Gelehrten hätten, könte er negligi-ren: denn wenn hernach dubia vorkämen, in diesem oder jenen Fall, so müste er gute Leute haben, welche solche könten heben; Dasjenige aber, was ein Princeps solide gelernet hätte, müste er hernach suchen ad praxin, ad agendum zu bringen, alsdenn würde das solidum alle Tage lebendiger.* §. 11. 12. Unser Autor gehet nun weiter, da er zuvor gewiesen, in civitateVon der So- net, * Grotius war ein vornehmer Mann, welcher von allen admiriret wird, der als ein
honette homme es dem Herrn also hersagte; Carl Gustav hat es auch gar wohl begriffen: denn es war ein Herr, der einen grossen Verstand hatte; nur war er zu ambitieux, welches ihn auch ruiniret; Denn er ist aus chagrin gestorben. Cap. II. De Variis hominum Statibus. uͤbrigen Zierrathen aber, welche die Gelehrten haͤtten, koͤnte er negligi-ren: denn wenn hernach dubia vorkaͤmen, in dieſem oder jenen Fall, ſo muͤſte er gute Leute haben, welche ſolche koͤnten heben; Dasjenige aber, was ein Princeps ſolide gelernet haͤtte, muͤſte er hernach ſuchen ad praxin, ad agendum zu bringen, alsdenn wuͤrde das ſolidum alle Tage lebendiger.* §. 11. 12. Unſer Autor gehet nun weiter, da er zuvor gewieſen, in civitateVon der So- net, * Grotius war ein vornehmer Mann, welcher von allen admiriret wird, der als ein
honette homme es dem Herrn alſo herſagte; Carl Guſtav hat es auch gar wohl begriffen: denn es war ein Herr, der einen groſſen Verſtand hatte; nur war er zu ambitieux, welches ihn auch ruiniret; Denn er iſt aus chagrin geſtorben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> II. De Variis hominum Statibus.</hi></fw><lb/> uͤbrigen Zierrathen aber, welche die Gelehrten haͤtten, koͤnte er <hi rendition="#aq">negligi-</hi><lb/> ren: denn wenn hernach <hi rendition="#aq">dubia</hi> vorkaͤmen, in dieſem oder jenen Fall, ſo<lb/> muͤſte er gute Leute haben, welche ſolche koͤnten heben; Dasjenige aber,<lb/> was ein <hi rendition="#aq">Princeps ſolide</hi> gelernet haͤtte, muͤſte er hernach ſuchen <hi rendition="#aq">ad praxin,<lb/> ad agendum</hi> zu bringen, alsdenn wuͤrde das <hi rendition="#aq">ſolidum</hi> alle Tage lebendiger.<note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Grotius</hi> war ein vornehmer Mann, welcher von allen <hi rendition="#aq">admiri</hi>ret wird, der als ein<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">honette homme</hi> es dem Herrn alſo herſagte; <hi rendition="#aq">Carl Guſtav</hi> hat es auch gar wohl<lb/> begriffen: denn es war ein Herr, der einen groſſen Verſtand hatte; nur war er zu<lb/><hi rendition="#aq">ambitieux,</hi> welches ihn auch <hi rendition="#aq">ruini</hi>ret; Denn er iſt aus <hi rendition="#aq">chagrin</hi> geſtorben.</hi></note></p><lb/> <p>§. 11. 12. Unſer <hi rendition="#aq">Autor</hi> gehet nun weiter, da er zuvor gewieſen, <hi rendition="#aq">in civitate</hi><note place="right">Von der <hi rendition="#aq">So-<lb/> cietate conju-<lb/> gali.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">eſſe varios Status, varias profeſſiones,</hi> welche man alle kan <hi rendition="#aq">reduci</hi>ren auf den<lb/> Lehr-Wehr- und Nehr-Stand. So ſind auch <hi rendition="#aq">in civitate</hi> viele <hi rendition="#aq">Socie-<lb/> tates,</hi> worunter ſonderlich die <hi rendition="#aq">Societas conjugalis</hi> iſt, ohne welche die<lb/> Republic nicht beſtehen kan. Denn wir muͤſſen ſuchen unſer Geſchlecht<lb/> zu vermehren, ſonſt kan die Welt nicht beſtehen. Daher ſind die ein-<lb/> faͤltig, welche ſich nicht vermehren wollen. Paulus hat auch wider<lb/> ſolche Leute ſehr geeyfert. Man kan in einer <hi rendition="#aq">Diſſertation</hi> uͤber einen <hi rendition="#aq">Lo-<lb/> cum Senecæ</hi> in meinen <hi rendition="#aq">Otiis</hi> artige Sachen hievon finden. Der <hi rendition="#aq">Tho-<lb/> mas Brownes,</hi> welcher <hi rendition="#aq">de religione Medici</hi> geſchrieben, hat gemeynet,<lb/> es waͤre beſſer: wenn ſich die Menſchen auf eine andere Art vermehre-<lb/> ten, nicht wie die Thiere. Daher haben ſich auch viele nicht wollen ver-<lb/> heyrathen, als wie die Koͤnigin Chriſtina, denn ſie haben gemeynet, es<lb/> muͤſte die Frau ſeyn, wie des Mannes Acker. Wenn man nun fragt,<lb/> wie die Menſchen ſich ſollten vermehren, ſo ſagen ſie, wie die Baͤume,<lb/> allein was wuͤrde es vor eine wunderliche Geſtalt geben, wenn die Kin-<lb/> der einem zum Ellnbogen heraus wuͤchſen. Dieſe Leute wollen es beſſer<lb/> machen wie die Epicurer, welche gemeynet, es waͤre beſſer, wenn die<lb/> Menſchen von Stein waͤren, aber wie wollten ſie ſich da bewegen koͤn-<lb/> nen. <hi rendition="#aq">Richard Bentley,</hi> welcher <hi rendition="#aq">Stultitiam Atheorum</hi> geſchrieben, hat das<lb/> gewieſen, und ſagt, wenn man das betrachte, was die Menſchen beſſer<lb/> wollten machen, ſo koͤnnte man allezeit zeigen, daß es GOtt am beſten<lb/> gemacht, und derer Menſchen ihre Meynung koͤnnte man <hi rendition="#aq">en ridicule<lb/> tourni</hi>ren. Man darff nicht dencken, daß die Menſchen ſich anders wuͤr-<lb/> den vermehret haben, <hi rendition="#aq">in Statu integritatis,</hi> wenn ſie darinnen geblieben,<lb/> ſondern es wuͤrde eben ſo geſchehen ſeyn, nur die <hi rendition="#aq">hbidinem,</hi> ſo wir ha-<lb/> ben, wuͤrden ſie nicht gehabt haben. Wenn man will <hi rendition="#aq">ſotiſ</hi>en leſen, was<lb/> die Leute hier vorgebracht haben, ſo kan man nachſchlagen des <hi rendition="#aq">Bayle<lb/> Dictionaire Hiſtorique Critique ſub voce Sateur.</hi> Denn dieſer <hi rendition="#aq">Sateur</hi><lb/> hat allerhand wunderliche Meynungen, worunter auch iſt, daß er gemey-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">net,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0067]
Cap. II. De Variis hominum Statibus.
uͤbrigen Zierrathen aber, welche die Gelehrten haͤtten, koͤnte er negligi-
ren: denn wenn hernach dubia vorkaͤmen, in dieſem oder jenen Fall, ſo
muͤſte er gute Leute haben, welche ſolche koͤnten heben; Dasjenige aber,
was ein Princeps ſolide gelernet haͤtte, muͤſte er hernach ſuchen ad praxin,
ad agendum zu bringen, alsdenn wuͤrde das ſolidum alle Tage lebendiger. *
§. 11. 12. Unſer Autor gehet nun weiter, da er zuvor gewieſen, in civitate
eſſe varios Status, varias profeſſiones, welche man alle kan reduciren auf den
Lehr-Wehr- und Nehr-Stand. So ſind auch in civitate viele Socie-
tates, worunter ſonderlich die Societas conjugalis iſt, ohne welche die
Republic nicht beſtehen kan. Denn wir muͤſſen ſuchen unſer Geſchlecht
zu vermehren, ſonſt kan die Welt nicht beſtehen. Daher ſind die ein-
faͤltig, welche ſich nicht vermehren wollen. Paulus hat auch wider
ſolche Leute ſehr geeyfert. Man kan in einer Diſſertation uͤber einen Lo-
cum Senecæ in meinen Otiis artige Sachen hievon finden. Der Tho-
mas Brownes, welcher de religione Medici geſchrieben, hat gemeynet,
es waͤre beſſer: wenn ſich die Menſchen auf eine andere Art vermehre-
ten, nicht wie die Thiere. Daher haben ſich auch viele nicht wollen ver-
heyrathen, als wie die Koͤnigin Chriſtina, denn ſie haben gemeynet, es
muͤſte die Frau ſeyn, wie des Mannes Acker. Wenn man nun fragt,
wie die Menſchen ſich ſollten vermehren, ſo ſagen ſie, wie die Baͤume,
allein was wuͤrde es vor eine wunderliche Geſtalt geben, wenn die Kin-
der einem zum Ellnbogen heraus wuͤchſen. Dieſe Leute wollen es beſſer
machen wie die Epicurer, welche gemeynet, es waͤre beſſer, wenn die
Menſchen von Stein waͤren, aber wie wollten ſie ſich da bewegen koͤn-
nen. Richard Bentley, welcher Stultitiam Atheorum geſchrieben, hat das
gewieſen, und ſagt, wenn man das betrachte, was die Menſchen beſſer
wollten machen, ſo koͤnnte man allezeit zeigen, daß es GOtt am beſten
gemacht, und derer Menſchen ihre Meynung koͤnnte man en ridicule
tourniren. Man darff nicht dencken, daß die Menſchen ſich anders wuͤr-
den vermehret haben, in Statu integritatis, wenn ſie darinnen geblieben,
ſondern es wuͤrde eben ſo geſchehen ſeyn, nur die hbidinem, ſo wir ha-
ben, wuͤrden ſie nicht gehabt haben. Wenn man will ſotiſen leſen, was
die Leute hier vorgebracht haben, ſo kan man nachſchlagen des Bayle
Dictionaire Hiſtorique Critique ſub voce Sateur. Denn dieſer Sateur
hat allerhand wunderliche Meynungen, worunter auch iſt, daß er gemey-
net,
Von der So-
cietate conju-
gali.
* Grotius war ein vornehmer Mann, welcher von allen admiriret wird, der als ein
honette homme es dem Herrn alſo herſagte; Carl Guſtav hat es auch gar wohl
begriffen: denn es war ein Herr, der einen groſſen Verſtand hatte; nur war er zu
ambitieux, welches ihn auch ruiniret; Denn er iſt aus chagrin geſtorben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |