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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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statum civitatis Aristocraticae & Democraticae, &c.
ca Atheniensium war eine Democratie, von welcher der Guilielmus Po-
stellus
geschrieben, ingleichen auch Ubbo Emmius, welchen Grono-
vius
in seinem Thesauro Antiquit. Graec. mit eindrucken lassen.

§. 8. Dasjenige, was einer Monarchie schädlich, ist der De-Arcana impe-
rii contra po-
testatem re-
giam.

mocratie nützlich. Ein Republiquain macht seine fortune nicht a la Cour,
dem ist man feind. Labeo der veterem libertatem liebte war wenig be-
liebt bey Hofe; hergegen in Democratia leiden sie auch keinen hominem,
welcher der Monarchie favorisiret; sie haben eben solche Tyrannos ge-
nannt, und ist ein Lex in Democratia, Tyrannum occidas. Leute die
grosse Thaten gethan, haben sie gefürchtet, daß sie nicht möchten Tyran-
nen werden. Hier kan man den Cornelium Nepotem lesen, und darf man
nicht dencken, daß es nur ein Schul-Buch, ob er gleich in Schulen
tractiret wird; Wir haben viel schöne Noten darüber, als des Boeck-
leri, Bosii.
Der Cornelius Nepos muß uns bisweilen exempla geben,
die wir können ad novas Respubl Belgii & Helvetiorum appliciren. Die
Civitates speciatim sind daselbst meistentheils Democratien. In Sparta
war zwar ein König, aber nur dem Nahmen nach, indem er seine Epho-
ros
an der Seite hatte; Wie bey denen Atheniensern nur einer das Por-
trait
eines Königes im Zimmer gehabt, so ist er in Verdacht kommen,
daß er gerne sehen würde, talem ut haberet regem. So bald einer ei-
nen aestim hat vor die Monarchie, schicket er sich nicht mehr in die Demo-
cratie.
Warum aber die Holländer sehr incliniren ad Democratiam ist
diese Ursach: 1) haben sie von denen Spaniern groß Ungemach ausge-
standen 2) haben die Gelehrten die Griechischen libros fleißig gelesen.
Nun ist aber keine nation gewesen, welche mehr incliniret hat ad Demo-
cratiam,
als die Graeca natio. Man findet auch da keine Monarchie,
als das Regnum Macedonicum. Alle die republiquen in Graecia haben
das foedus Achaicum unter einander gehabt, welches foedus uns Kulpi-
sius explicir
et in Epistola ad Consiliarium VVürtenbergi Schoefferum.
Tyrannus
heist in der Democratie, der eine Monarchie will einführen.
Hobbesius meynet, die Democratie käme näher einer anarchie; Allein
es ist nicht wahr; sondern wenn sie recht eingerichtet ist, so ist sie gut;
Aber Hobbesius hat solches angesehen prout plurimum fit, da giebt es
factiones, und man weiß zuletzt nicht wer Koch oder Keller. Es ist also
nicht zu leugnen, daß einer in Democratia auch kan glücklich leben, und
darf man nicht dencken, es sey in der Monarchie allein gut. Wie offt
geschichts nicht, daß es die Leute in der Monarchie miserable haben, wenn
sie einen schlechten Herrn bekommen; Wers nicht glauben will kan nur
den Suetonium lesen, gleichwie überall excessus sind, so, daß eine ochlo-

cratie
O o o 2

ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & Democraticæ, &c.
ca Athenienſium war eine Democratie, von welcher der Guilielmus Po-
ſtellus
geſchrieben, ingleichen auch Ubbo Emmius, welchen Grono-
vius
in ſeinem Theſauro Antiquit. Græc. mit eindrucken laſſen.

§. 8. Dasjenige, was einer Monarchie ſchaͤdlich, iſt der De-Arcana impe-
rii contra po-
teſtatem re-
giam.

mocratie nuͤtzlich. Ein Republiquain macht ſeine fortune nicht a la Cour,
dem iſt man feind. Labeo der veterem libertatem liebte war wenig be-
liebt bey Hofe; hergegen in Democratia leiden ſie auch keinen hominem,
welcher der Monarchie favoriſiret; ſie haben eben ſolche Tyrannos ge-
nannt, und iſt ein Lex in Democratia, Tyrannum occidas. Leute die
groſſe Thaten gethan, haben ſie gefuͤrchtet, daß ſie nicht moͤchten Tyran-
nen werden. Hier kan man den Cornelium Nepotem leſen, und darf man
nicht dencken, daß es nur ein Schul-Buch, ob er gleich in Schulen
tractiret wird; Wir haben viel ſchoͤne Noten daruͤber, als des Bœck-
leri, Boſii.
Der Cornelius Nepos muß uns bisweilen exempla geben,
die wir koͤnnen ad novas Reſpubl Belgii & Helvetiorum appliciren. Die
Civitates ſpeciatim ſind daſelbſt meiſtentheils Democratien. In Sparta
war zwar ein Koͤnig, aber nur dem Nahmen nach, indem er ſeine Epho-
ros
an der Seite hatte; Wie bey denen Athenienſern nur einer das Por-
trait
eines Koͤniges im Zimmer gehabt, ſo iſt er in Verdacht kommen,
daß er gerne ſehen wuͤrde, talem ut haberet regem. So bald einer ei-
nen æſtim hat vor die Monarchie, ſchicket er ſich nicht mehr in die Demo-
cratie.
Warum aber die Hollaͤnder ſehr incliniren ad Democratiam iſt
dieſe Urſach: 1) haben ſie von denen Spaniern groß Ungemach ausge-
ſtanden 2) haben die Gelehrten die Griechiſchen libros fleißig geleſen.
Nun iſt aber keine nation geweſen, welche mehr incliniret hat ad Demo-
cratiam,
als die Græca natio. Man findet auch da keine Monarchie,
als das Regnum Macedonicum. Alle die republiquen in Græcia haben
das fœdus Achaicum unter einander gehabt, welches fœdus uns Kulpi-
ſius explicir
et in Epiſtola ad Conſiliarium VVürtenbergi Schœfferum.
Tyrannus
heiſt in der Democratie, der eine Monarchie will einfuͤhren.
Hobbeſius meynet, die Democratie kaͤme naͤher einer anarchie; Allein
es iſt nicht wahr; ſondern wenn ſie recht eingerichtet iſt, ſo iſt ſie gut;
Aber Hobbeſius hat ſolches angeſehen prout plurimum fit, da giebt es
factiones, und man weiß zuletzt nicht wer Koch oder Keller. Es iſt alſo
nicht zu leugnen, daß einer in Democratia auch kan gluͤcklich leben, und
darf man nicht dencken, es ſey in der Monarchie allein gut. Wie offt
geſchichts nicht, daß es die Leute in der Monarchie miſerable haben, wenn
ſie einen ſchlechten Herrn bekommen; Wers nicht glauben will kan nur
den Suetonium leſen, gleichwie uͤberall exceſſus ſind, ſo, daß eine ochlo-

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O o o 2
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[475/0495] ſtatum civitatis Ariſtocraticæ & Democraticæ, &c. ca Athenienſium war eine Democratie, von welcher der Guilielmus Po- ſtellus geſchrieben, ingleichen auch Ubbo Emmius, welchen Grono- vius in ſeinem Theſauro Antiquit. Græc. mit eindrucken laſſen. §. 8. Dasjenige, was einer Monarchie ſchaͤdlich, iſt der De- mocratie nuͤtzlich. Ein Republiquain macht ſeine fortune nicht a la Cour, dem iſt man feind. Labeo der veterem libertatem liebte war wenig be- liebt bey Hofe; hergegen in Democratia leiden ſie auch keinen hominem, welcher der Monarchie favoriſiret; ſie haben eben ſolche Tyrannos ge- nannt, und iſt ein Lex in Democratia, Tyrannum occidas. Leute die groſſe Thaten gethan, haben ſie gefuͤrchtet, daß ſie nicht moͤchten Tyran- nen werden. Hier kan man den Cornelium Nepotem leſen, und darf man nicht dencken, daß es nur ein Schul-Buch, ob er gleich in Schulen tractiret wird; Wir haben viel ſchoͤne Noten daruͤber, als des Bœck- leri, Boſii. Der Cornelius Nepos muß uns bisweilen exempla geben, die wir koͤnnen ad novas Reſpubl Belgii & Helvetiorum appliciren. Die Civitates ſpeciatim ſind daſelbſt meiſtentheils Democratien. In Sparta war zwar ein Koͤnig, aber nur dem Nahmen nach, indem er ſeine Epho- ros an der Seite hatte; Wie bey denen Athenienſern nur einer das Por- trait eines Koͤniges im Zimmer gehabt, ſo iſt er in Verdacht kommen, daß er gerne ſehen wuͤrde, talem ut haberet regem. So bald einer ei- nen æſtim hat vor die Monarchie, ſchicket er ſich nicht mehr in die Demo- cratie. Warum aber die Hollaͤnder ſehr incliniren ad Democratiam iſt dieſe Urſach: 1) haben ſie von denen Spaniern groß Ungemach ausge- ſtanden 2) haben die Gelehrten die Griechiſchen libros fleißig geleſen. Nun iſt aber keine nation geweſen, welche mehr incliniret hat ad Demo- cratiam, als die Græca natio. Man findet auch da keine Monarchie, als das Regnum Macedonicum. Alle die republiquen in Græcia haben das fœdus Achaicum unter einander gehabt, welches fœdus uns Kulpi- ſius expliciret in Epiſtola ad Conſiliarium VVürtenbergi Schœfferum. Tyrannus heiſt in der Democratie, der eine Monarchie will einfuͤhren. Hobbeſius meynet, die Democratie kaͤme naͤher einer anarchie; Allein es iſt nicht wahr; ſondern wenn ſie recht eingerichtet iſt, ſo iſt ſie gut; Aber Hobbeſius hat ſolches angeſehen prout plurimum fit, da giebt es factiones, und man weiß zuletzt nicht wer Koch oder Keller. Es iſt alſo nicht zu leugnen, daß einer in Democratia auch kan gluͤcklich leben, und darf man nicht dencken, es ſey in der Monarchie allein gut. Wie offt geſchichts nicht, daß es die Leute in der Monarchie miſerable haben, wenn ſie einen ſchlechten Herrn bekommen; Wers nicht glauben will kan nur den Suetonium leſen, gleichwie uͤberall exceſſus ſind, ſo, daß eine ochlo- cratie Arcana impe- rii contra po- teſtatem re- giam. O o o 2

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/495>, abgerufen am 24.11.2024.