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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
geländer haben wollten, sie sollte es sagen: So antwortete sie, der Suc-
cessor
wäre da, aber sie würde ihn nicht eher benennen, als wenn sie ster-
ben wollte. Das ist Jacobus I. gewesen. Es kan nicht anders seyn,
man muß den Successorem verbergen, da muß man nicht leiden, daß die
Leute curieux sind, und die Astronomos, Mathematicos, consuliren, wer
succediren werde, daher im Codice Theodosiano, als auch Justinianeo,
so viele scharffe leges sind contra Chaldaeos. Ein Princeps kan auch kei-
ne Prophezeyungen leiden, wider sein Land. Bayle hat in seinen Dict.
Histor. Crit.
und in seinen Pensees diverses sur la Comete artige reflexio-
nes
hierüber. Offt sind solche Wahrsager des Criminis laesae Majest.
beschuldiget, wie ich in der Dissert. ad L. Maj. gewiesen, sonderlich, wenn
sie sind in comitatu gewesen. Es ist auch billig, denn was gehet sie
denn futura successio an. Wie die Königin Anna das Hauß Hanno-
ver vor successions fähig erkläret, so hat deßwegen doch niemand aus
dem Hauß Hannover dürffen in Engeland seyn. Der Churfürst hat
seinen Printz von VVallis wollen hinschicken, aber es gieng nicht an.
Hertius hat in seinem Tractat. Part. II. unterschiedliche hübsche observatio-
nes
beygebracht, de futuro successore.

De existima-
tione tuenda.

§. 22. Wer ein Fürst ist, muß Fürstlich leben, und sich distingui-
ren, ab aliis, der muß nicht gestatten, daß dasjenige, was ihm gehört, an-
dere haben. Ein Fürst kan nicht leiden, daß privat-Leute Müntzen schla-
gen, wenns auch nur Schau-Müntzen, und weiß ich, daß eine Fa-
milie in unsern Lande sehr ruiniret worden, weil sie Schau-Müntzen ge-
schlagen, und man bey ihnen eine grosse ambition wahrgenommen. Der
Princeps kan nicht leiden, daß seine Unterthanen Schlösser, Vestungen
bauen, es hat solches auch kein Princeps Romanus zugelassen. Das ist
ein Fehler bey denen Teutschen Kaysern gewesen, dadurch sie so herun-
ter kommen, daß sie ihren Bedienten zu gelassen, Schlösser zu bauen, in
welche sie sich hernach reteriret, und denen Kaysern viel Verdrießlich-
keiten gemacht, das ist schon unter denen Ottonibus geschehen. Clapma-
rius p.
180. hat artige Sachen hiervon colligiret, und gezeigt, warum
die Römer und andere Könige darüber gehalten. Eduardus in Engeland
hat alle Castella geschleifft, welche denen Edelleuten gehöret, denn so bald
dergleichen Castella da sind, so ist imperium contra imperium, daher, als
man den Richelieu vorgeworffen, man halte denen Hugenotten nicht, was
ihnen versprochen worden, indem ihnen Rochelle und andere Oerter weg-
genommen würden, so hat er gesagt: Das edict zu Nantes solle blei-
ben, aber die Vestungen könnten sie nicht behalten, weil sonst regnum
contra regnum,
und die Protestanten nur Meuterey anfiengen. Und es

ist

Cap. V. De prudentia
gelaͤnder haben wollten, ſie ſollte es ſagen: So antwortete ſie, der Suc-
ceſſor
waͤre da, aber ſie wuͤrde ihn nicht eher benennen, als wenn ſie ſter-
ben wollte. Das iſt Jacobus I. geweſen. Es kan nicht anders ſeyn,
man muß den Succeſſorem verbergen, da muß man nicht leiden, daß die
Leute curieux ſind, und die Aſtronomos, Mathematicos, conſuliren, wer
ſuccediren werde, daher im Codice Theodoſiano, als auch Juſtinianeo,
ſo viele ſcharffe leges ſind contra Chaldæos. Ein Princeps kan auch kei-
ne Prophezeyungen leiden, wider ſein Land. Bayle hat in ſeinen Dict.
Hiſtor. Crit.
und in ſeinen Penſées diverſes ſur la Comete artige reflexio-
nes
hieruͤber. Offt ſind ſolche Wahrſager des Criminis læſæ Majeſt.
beſchuldiget, wie ich in der Diſſert. ad L. Maj. gewieſen, ſonderlich, wenn
ſie ſind in comitatu geweſen. Es iſt auch billig, denn was gehet ſie
denn futura ſucceſſio an. Wie die Koͤnigin Anna das Hauß Hanno-
ver vor ſucceſſions faͤhig erklaͤret, ſo hat deßwegen doch niemand aus
dem Hauß Hannover duͤrffen in Engeland ſeyn. Der Churfuͤrſt hat
ſeinen Printz von VVallis wollen hinſchicken, aber es gieng nicht an.
Hertius hat in ſeinem Tractat. Part. II. unterſchiedliche huͤbſche obſervatio-
nes
beygebracht, de futuro ſucceſſore.

De exiſtima-
tione tuenda.

§. 22. Wer ein Fuͤrſt iſt, muß Fuͤrſtlich leben, und ſich diſtingui-
ren, ab aliis, der muß nicht geſtatten, daß dasjenige, was ihm gehoͤrt, an-
dere haben. Ein Fuͤrſt kan nicht leiden, daß privat-Leute Muͤntzen ſchla-
gen, wenns auch nur Schau-Muͤntzen, und weiß ich, daß eine Fa-
milie in unſern Lande ſehr ruiniret worden, weil ſie Schau-Muͤntzen ge-
ſchlagen, und man bey ihnen eine groſſe ambition wahrgenommen. Der
Princeps kan nicht leiden, daß ſeine Unterthanen Schloͤſſer, Veſtungen
bauen, es hat ſolches auch kein Princeps Romanus zugelaſſen. Das iſt
ein Fehler bey denen Teutſchen Kayſern geweſen, dadurch ſie ſo herun-
ter kommen, daß ſie ihren Bedienten zu gelaſſen, Schloͤſſer zu bauen, in
welche ſie ſich hernach reteriret, und denen Kayſern viel Verdrießlich-
keiten gemacht, das iſt ſchon unter denen Ottonibus geſchehen. Clapma-
rius p.
180. hat artige Sachen hiervon colligiret, und gezeigt, warum
die Roͤmer und andere Koͤnige daruͤber gehalten. Eduardus in Engeland
hat alle Caſtella geſchleifft, welche denen Edelleuten gehoͤret, denn ſo bald
dergleichen Caſtella da ſind, ſo iſt imperium contra imperium, daher, als
man den Richelieu vorgeworffen, man halte denen Hugenotten nicht, was
ihnen verſprochen worden, indem ihnen Rochelle und andere Oerter weg-
genommen wuͤrden, ſo hat er geſagt: Das edict zu Nantes ſolle blei-
ben, aber die Veſtungen koͤnnten ſie nicht behalten, weil ſonſt regnum
contra regnum,
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[454/0474] Cap. V. De prudentia gelaͤnder haben wollten, ſie ſollte es ſagen: So antwortete ſie, der Suc- ceſſor waͤre da, aber ſie wuͤrde ihn nicht eher benennen, als wenn ſie ſter- ben wollte. Das iſt Jacobus I. geweſen. Es kan nicht anders ſeyn, man muß den Succeſſorem verbergen, da muß man nicht leiden, daß die Leute curieux ſind, und die Aſtronomos, Mathematicos, conſuliren, wer ſuccediren werde, daher im Codice Theodoſiano, als auch Juſtinianeo, ſo viele ſcharffe leges ſind contra Chaldæos. Ein Princeps kan auch kei- ne Prophezeyungen leiden, wider ſein Land. Bayle hat in ſeinen Dict. Hiſtor. Crit. und in ſeinen Penſées diverſes ſur la Comete artige reflexio- nes hieruͤber. Offt ſind ſolche Wahrſager des Criminis læſæ Majeſt. beſchuldiget, wie ich in der Diſſert. ad L. Maj. gewieſen, ſonderlich, wenn ſie ſind in comitatu geweſen. Es iſt auch billig, denn was gehet ſie denn futura ſucceſſio an. Wie die Koͤnigin Anna das Hauß Hanno- ver vor ſucceſſions faͤhig erklaͤret, ſo hat deßwegen doch niemand aus dem Hauß Hannover duͤrffen in Engeland ſeyn. Der Churfuͤrſt hat ſeinen Printz von VVallis wollen hinſchicken, aber es gieng nicht an. Hertius hat in ſeinem Tractat. Part. II. unterſchiedliche huͤbſche obſervatio- nes beygebracht, de futuro ſucceſſore. §. 22. Wer ein Fuͤrſt iſt, muß Fuͤrſtlich leben, und ſich diſtingui- ren, ab aliis, der muß nicht geſtatten, daß dasjenige, was ihm gehoͤrt, an- dere haben. Ein Fuͤrſt kan nicht leiden, daß privat-Leute Muͤntzen ſchla- gen, wenns auch nur Schau-Muͤntzen, und weiß ich, daß eine Fa- milie in unſern Lande ſehr ruiniret worden, weil ſie Schau-Muͤntzen ge- ſchlagen, und man bey ihnen eine groſſe ambition wahrgenommen. Der Princeps kan nicht leiden, daß ſeine Unterthanen Schloͤſſer, Veſtungen bauen, es hat ſolches auch kein Princeps Romanus zugelaſſen. Das iſt ein Fehler bey denen Teutſchen Kayſern geweſen, dadurch ſie ſo herun- ter kommen, daß ſie ihren Bedienten zu gelaſſen, Schloͤſſer zu bauen, in welche ſie ſich hernach reteriret, und denen Kayſern viel Verdrießlich- keiten gemacht, das iſt ſchon unter denen Ottonibus geſchehen. Clapma- rius p. 180. hat artige Sachen hiervon colligiret, und gezeigt, warum die Roͤmer und andere Koͤnige daruͤber gehalten. Eduardus in Engeland hat alle Caſtella geſchleifft, welche denen Edelleuten gehoͤret, denn ſo bald dergleichen Caſtella da ſind, ſo iſt imperium contra imperium, daher, als man den Richelieu vorgeworffen, man halte denen Hugenotten nicht, was ihnen verſprochen worden, indem ihnen Rochelle und andere Oerter weg- genommen wuͤrden, ſo hat er geſagt: Das edict zu Nantes ſolle blei- ben, aber die Veſtungen koͤnnten ſie nicht behalten, weil ſonſt regnum contra regnum, und die Proteſtanten nur Meuterey anfiengen. Und es iſt

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/474>, abgerufen am 24.11.2024.