Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.statum civitatis Mon. & Imperantium conservandi. aber siehet man, was der Sylla und Caesar als dictatores gethan, daendlich Caesar gar die Rempublicam Romanam übern Hauffen geworffen. Es mag Monarchia oder Respublica libera seyn, so geben diejenigen nicht acht, und sind nicht klug, welche ihren statum lassen verändern. §. 7. Man nennet dieses arcana dominationis, welche diejenigen,Arcana do- an K k k
ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi. aber ſiehet man, was der Sylla und Cæſar als dictatores gethan, daendlich Cæſar gar die Rempublicam Romanam uͤbern Hauffen geworffen. Es mag Monarchia oder Respublica libera ſeyn, ſo geben diejenigen nicht acht, und ſind nicht klug, welche ihren ſtatum laſſen veraͤndern. §. 7. Man nennet dieſes arcana dominationis, welche diejenigen,Arcana do- an K k k
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ſtatum civitatis Mon. & Imperantium conſervandi.
aber ſiehet man, was der Sylla und Cæſar als dictatores gethan, da
endlich Cæſar gar die Rempublicam Romanam uͤbern Hauffen geworffen.
Es mag Monarchia oder Respublica libera ſeyn, ſo geben diejenigen nicht
acht, und ſind nicht klug, welche ihren ſtatum laſſen veraͤndern.
§. 7. Man nennet dieſes arcana dominationis, welche diejenigen,
qui dominantur, haben, durch dieſe maximen ſich zu conſerviren. Der
Autor ſagt nicht: Sit ſummum Jus. Ein groſſer Herr kan nicht allezeit
ſummum Jus haben: Summum Jus ſumma ſæpe eſt injuria: Wer allezeit
will nach dem Jure ſtricto gehen, iſt ein Enthuſiaſt, ſagt man: Fiat ju-
ſtitia, pereat mundus, ſo antworte ich: finge periiſſe mundum, ſo biſt
du kein Imperans, kein Doge mehr, ſondern eine animula vagula blan-
dula. Du muͤſteſt alsdenn in Mond gehen, oder in einen andern Fix-
Stern, und daſelbſt ſo lange verbleiben, bis der juͤngſte Tag kommt,
drum ſagt der Autor: Æquitas. Sein Lebtag beſtehet ein Reich nicht,
wo es allzu ſcharffe zugehet; Wir haben ja keine Engel vor uns, vitia
erunt donec homines, wie ſchon Tacitus geſagt; deßwegen iſt ein laxa-
mentum, ein temperamentum vonnoͤthen. Das ſummum Jus giebt leicht
einen Schein, als wenn der Princeps eine Freude haͤtte, daß das Volck
ſo exerciret wuͤrde. Wollte er alle Huren todt machen, ſo wuͤrde zuletzt
keine Weibs-Perſon in der Welt ſeyn; alle Trunckenbolde todt zu ma-
chen gehet auch nicht an. Man kan wohl machen, daß weniger Trun-
ckenbolde ſind, aber dahin kan es nicht gebracht werden, daß gar keine
waͤren. Es iſt auch weder dem Fuͤrſten noch den Theologis nuͤtze, wenn man
wollte die Leute par force fromm machen, wovon ſchon in anteced. gedacht
worden. Die diſciplin muß nicht lache ſeyn. Eine morale auſtere iſt
Enthuſiaſtiſch; und eine morale relachée taugt auch nichts. Da iſt con-
fuſio. Medium tenuere beati. So viel wie moͤglich iſt, muß man von
dem alten rigore nicht abgehen. Kein Menſch iſt freylich mehrern judi-
ciis unterworffen, als ein Imperans, daran muß er aber ſich nicht kehren.
Ein groſſer Herr, wenn er weiß, daß er recht thut, ſo muß er nicht dar-
auf ſehen, was der peuple ſchwatzt, oder auswaͤrtig raiſonniret wird.
Er iſt ja nicht ſchuldig, jemanden Rechenſchafft zu geben, als unſerm
HErr GOtt allein. Ein Privat-Mann muß ſich nach andern Leuten
richten, und wenn alle Leute hohe Milch-Baͤrthe truͤgen, wie einige
Nationen, muͤſte er es auch thun; Aber ein Imperans hat es nicht
noͤthig. Es iſt kein Imperans, welcher nicht kan reprehendiret werden.
Wir haben ja nicht einerley Menſchen; etliche wollen gerne eine Mo-
narchie haben, andere gerne eine Democratie. Haͤtte ſich Venedig
an
Arcana do-
minationis,
was ſie ſeyn?
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