Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia in welchen er vieles davon beybringet. Hobbesius hat auch schon in sei-nem Buche de Cive, da er die causas und origines seditionum ausgefüh- ret, seinen Principem instruiret, daß er solle acht geben, ne magistratus officio suo abutatur. Es hat ein Pohle zum Stephano Bathori, dem König in Pohlen, gesagt: Nisi administrare velis justitiam, descende de solio. Dieses ist zwar eine Pohlnische Freyheit, aber es wäre zu wün- schen, daß man es allen Fürsten sagte. 3.) Muß man auch nicht lei- den, ut de juribus Imperii disceptetur, deßwegen läßt man an vielen Orten kein Jus Publicum dociren. Die Venetianer lassen nicht gerne von der Republique schreiben, und haben wir auch nichts, ausser was die Fremden geschrieben haben. In Franckreich darff keiner bey Leibes- und Lebens-Straffe de Jure Publico schreiben. In Dännemarck ist das Jus Publicum extinguiret. In Engeland, obgleich daselbst zwey Häuser, das Ober- und Unter-Hauß, so darff doch keiner ein Jus Publicum schrei- ben, und als unter dem VVilliam ein Buch, les Droits des Communes, heraus kam, das in Holland ins Frantzösische übersetzet worden, ließ VVilliam solches gleich confisciren. Er sagt: Wenn einer ein Jus habe, könne er solches im Parlament vorbringen, es sey nicht nöthig, solches öffentlich bekannt zu machen. In Holland dörffen sie auch kein Jus Pu- blicum schreiben, welches Huber in einer besondern Dissertation gewiesen. Man muß nicht dencken, es wäre die Republique Holland so beschaffen, daß unter denen Provintzen keine Streitigkeiten wären; Es ist auch be- kannt, was die Stadthalters vor Jura praetendiren, deßwegen lassen sie nicht davon schreiben. In Teutschland aber ist eine irregularite, eine laxa cohaesio, da kan ein jeder frey schreiben, was er nur will. In Pohlen ist es eben so, und haben daselbst der Zalusky und Clealkowsky ein Jus Publi- cum geschrieben. Man muß auch 4.) Achtung geben, daß diejenigen, welche nicht ad Imperium gehören, ab omnibus juribus removiret werden, es mag in Monarchia, Aristocratia oder Democratia seyn, sie müssen alle Jura selbst exerciren; daher ist als eine faute anzusehen gewesen, die Veränderung der Monarchie in Franckreich, daß die Grasen und Geistlichen ein Imperium exerciret, und zuletzt Hugo Capetus nichts mehr übrig gehabt, sie wür- den auch noch nichts haben, wenn sie nicht casu die souverainite erhalten hätte. Es war da eben so ein elender Zustand, wie in Teutschland. Vor die Unterthanen ists nicht gut, wenn so viele Gottes Gnaden sind: Die Römer haben ex necessitate dictatores angenommen, nachgehends * aber * schöne Dissertationes Politicas von ihm. Er konte viele Sprachen, welches
zu selbiger Zeit etwas rares war, denn er lebte schon zu Anfange des XVII- Seculi. Cap. V. De prudentia in welchen er vieles davon beybringet. Hobbeſius hat auch ſchon in ſei-nem Buche de Cive, da er die cauſas und origines ſeditionum ausgefuͤh- ret, ſeinen Principem inſtruiret, daß er ſolle acht geben, ne magiſtratus officio ſuo abutatur. Es hat ein Pohle zum Stephano Bathori, dem Koͤnig in Pohlen, geſagt: Niſi adminiſtrare velis juſtitiam, deſcende de ſolio. Dieſes iſt zwar eine Pohlniſche Freyheit, aber es waͤre zu wuͤn- ſchen, daß man es allen Fuͤrſten ſagte. 3.) Muß man auch nicht lei- den, ut de juribus Imperii diſceptetur, deßwegen laͤßt man an vielen Orten kein Jus Publicum dociren. Die Venetianer laſſen nicht gerne von der Republique ſchreiben, und haben wir auch nichts, auſſer was die Fremden geſchrieben haben. In Franckreich darff keiner bey Leibes- und Lebens-Straffe de Jure Publico ſchreiben. In Daͤnnemarck iſt das Jus Publicum extinguiret. In Engeland, obgleich daſelbſt zwey Haͤuſer, das Ober- und Unter-Hauß, ſo darff doch keiner ein Jus Publicum ſchrei- ben, und als unter dem VVilliam ein Buch, les Droits des Communes, heraus kam, das in Holland ins Frantzoͤſiſche uͤberſetzet worden, ließ VVilliam ſolches gleich confiſciren. Er ſagt: Wenn einer ein Jus habe, koͤnne er ſolches im Parlament vorbringen, es ſey nicht noͤthig, ſolches oͤffentlich bekannt zu machen. In Holland doͤrffen ſie auch kein Jus Pu- blicum ſchreiben, welches Huber in einer beſondern Diſſertation gewieſen. Man muß nicht dencken, es waͤre die Republique Holland ſo beſchaffen, daß unter denen Provintzen keine Streitigkeiten waͤren; Es iſt auch be- kannt, was die Stadthalters vor Jura prætendiren, deßwegen laſſen ſie nicht davon ſchreiben. In Teutſchland aber iſt eine irregularité, eine laxa cohæſio, da kan ein jeder frey ſchreiben, was er nur will. In Pohlen iſt es eben ſo, und haben daſelbſt der Zalusky und Clealkowsky ein Jus Publi- cum geſchrieben. Man muß auch 4.) Achtung geben, daß diejenigen, welche nicht ad Imperium gehoͤren, ab omnibus juribus removiret werden, es mag in Monarchia, Ariſtocratia oder Democratia ſeyn, ſie muͤſſen alle Jura ſelbſt exerciren; daher iſt als eine faute anzuſehen geweſen, die Veraͤnderung der Monarchie in Franckreich, daß die Graſen und Geiſtlichen ein Imperium exerciret, und zuletzt Hugo Capetus nichts mehr uͤbrig gehabt, ſie wuͤr- den auch noch nichts haben, wenn ſie nicht caſu die ſouverainité erhalten haͤtte. Es war da eben ſo ein elender Zuſtand, wie in Teutſchland. Vor die Unterthanen iſts nicht gut, wenn ſo viele Gottes Gnaden ſind: Die Roͤmer haben ex neceſſitate dictatores angenommen, nachgehends * aber * ſchoͤne Diſſertationes Politicas von ihm. Er konte viele Sprachen, welches
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Koͤnig in Pohlen, geſagt: Niſi adminiſtrare velis juſtitiam, deſcende de
ſolio. Dieſes iſt zwar eine Pohlniſche Freyheit, aber es waͤre zu wuͤn-
ſchen, daß man es allen Fuͤrſten ſagte. 3.) Muß man auch nicht lei-
den, ut de juribus Imperii diſceptetur, deßwegen laͤßt man an vielen
Orten kein Jus Publicum dociren. Die Venetianer laſſen nicht gerne
von der Republique ſchreiben, und haben wir auch nichts, auſſer was
die Fremden geſchrieben haben. In Franckreich darff keiner bey Leibes-
und Lebens-Straffe de Jure Publico ſchreiben. In Daͤnnemarck iſt das
Jus Publicum extinguiret. In Engeland, obgleich daſelbſt zwey Haͤuſer,
das Ober- und Unter-Hauß, ſo darff doch keiner ein Jus Publicum ſchrei-
ben, und als unter dem VVilliam ein Buch, les Droits des Communes,
heraus kam, das in Holland ins Frantzoͤſiſche uͤberſetzet worden, ließ
VVilliam ſolches gleich confiſciren. Er ſagt: Wenn einer ein Jus habe,
koͤnne er ſolches im Parlament vorbringen, es ſey nicht noͤthig, ſolches
oͤffentlich bekannt zu machen. In Holland doͤrffen ſie auch kein Jus Pu-
blicum ſchreiben, welches Huber in einer beſondern Diſſertation gewieſen.
Man muß nicht dencken, es waͤre die Republique Holland ſo beſchaffen,
daß unter denen Provintzen keine Streitigkeiten waͤren; Es iſt auch be-
kannt, was die Stadthalters vor Jura prætendiren, deßwegen laſſen ſie
nicht davon ſchreiben. In Teutſchland aber iſt eine irregularité, eine laxa
cohæſio, da kan ein jeder frey ſchreiben, was er nur will. In Pohlen iſt
es eben ſo, und haben daſelbſt der Zalusky und Clealkowsky ein Jus Publi-
cum geſchrieben. Man muß auch 4.) Achtung geben, daß diejenigen, welche
nicht ad Imperium gehoͤren, ab omnibus juribus removiret werden, es mag
in Monarchia, Ariſtocratia oder Democratia ſeyn, ſie muͤſſen alle Jura ſelbſt
exerciren; daher iſt als eine faute anzuſehen geweſen, die Veraͤnderung der
Monarchie in Franckreich, daß die Graſen und Geiſtlichen ein Imperium
exerciret, und zuletzt Hugo Capetus nichts mehr uͤbrig gehabt, ſie wuͤr-
den auch noch nichts haben, wenn ſie nicht caſu die ſouverainité erhalten
haͤtte. Es war da eben ſo ein elender Zuſtand, wie in Teutſchland.
Vor die Unterthanen iſts nicht gut, wenn ſo viele Gottes Gnaden ſind:
Die Roͤmer haben ex neceſſitate dictatores angenommen, nachgehends
aber
*
* ſchoͤne Diſſertationes Politicas von ihm. Er konte viele Sprachen, welches
zu ſelbiger Zeit etwas rares war, denn er lebte ſchon zu Anfange des XVII-
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