Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa bellum & pacem. Friedrich fort nach Sachsen. Carolus V. marchirte ihm nach, und schlugdie Protestanten aufs Haupt, sie würden sich auch nicht wieder haben regen können/ wenn Moriz nicht gewesen. Wie der Printz Louis und der Marleborough mit einander commandiret, so hat man vorher ausge- macht, daß dieser heute, morgen jener en chef commandiren sollte. Horn und Bernhard haben auf diese Art die bataille bey Nördlingen ver- lohren. Horn wurde gefangen, und Bernhard echappirte mit dreyzehen tausend Mann. In dieser Absicht ist also nicht gut, si pluribus commit- tatur rei summa, und wenn der General gut ist, er ist ein braver Sol- dat, so ist besser, daß man ihm allein das commando giebt. Was man von dem VVallenstein saget, das ist freylich wahr. Er war ein Böse- wicht, der dem Kayser von Thron stürtzen, und König in Böhmen wer- den wollte? Deßwegen hat er sich so eine amplissimam potestatem geben lassen; Warum hat ihn der Kayser so viel Gewalt gegeben! Es kan ja ein General en chef commandiren, und doch einer subalternen der sum- mae potestatis haben; Darum ist leicht zu begreiffen, warum der Autor defendiret, daß summa rerum einem solle committirt werden. Denen Holländern aber ist gar nicht zu verdencken, daß sie einige mit schicken, welche mit acht geben. Insonderheit ist dieses nöthig bey einem Herrn, der immer batailliren will, als wie der König VVilliam gewesen; daher ist nichts, wenn ein General erst nach Hause schreiben muß, und sich er- kundigen, ob er batailliren soll, wie man einen Brief noch findet von dem elenden Louis XIII. an dem Cardinal la Valette, darinnen er die wunderliche Antwort gegeben: Mon Cousin, wenn ihr dencket, daß ihr schlagen könnet, so schlaget. Ein General muß fidelis seyn, nicht praeci- pitant; daher ist eine grosse Kunst, einen rechtschaffenen General zu wählen, offt ist man en peine, wem man die Armee anvertrauen soll? Mancher ist zu diesem, mancher zu jenem capable, aber deßwegen nicht gleich geschickt, eine gantze Armee zu commandiren. St. Euremont hat etliche Frantzösische Generals, als den Gassion, Turenne Crequi characte- risiret, daran man einen extract finden kan in der praefation des Pere Daniels Historie de France. Er saget: daß der Gassion ein admirabler Parthey-Gänger gewesen, aber man hätte ihn keine gantze Armee an- vertrauen können, der Turenne aber habe zu grossen dessein können ge- brauchet werden, eine bataille zu commandiren eine Belagerung vorzu- nehmen etc. doch habe sich dieser zu keinen Parthey-Gänger geschickt. Mancher ist capable, die Cavallerie zu commandiren, schickt sich aber nicht zur Infanterie. Wenn einer eine Armee commandiren soll, so ist nicht gnug, wenn er brave ist, sondern der Verstand machet das meiste aus. §. 17. F f f
ſtatus circa bellum & pacem. Friedrich fort nach Sachſen. Carolus V. marchirte ihm nach, und ſchlugdie Proteſtanten aufs Haupt, ſie wuͤrden ſich auch nicht wieder haben regen koͤnnen/ wenn Moriz nicht geweſen. Wie der Printz Louis und der Marleborough mit einander commandiret, ſo hat man vorher ausge- macht, daß dieſer heute, morgen jener en chef commandiren ſollte. Horn und Bernhard haben auf dieſe Art die bataille bey Noͤrdlingen ver- lohren. Horn wurde gefangen, und Bernhard echappirte mit dreyzehen tauſend Mann. In dieſer Abſicht iſt alſo nicht gut, ſi pluribus commit- tatur rei ſumma, und wenn der General gut iſt, er iſt ein braver Sol- dat, ſo iſt beſſer, daß man ihm allein das commando giebt. Was man von dem VVallenſtein ſaget, das iſt freylich wahr. Er war ein Boͤſe- wicht, der dem Kayſer von Thron ſtuͤrtzen, und Koͤnig in Boͤhmen wer- den wollte? Deßwegen hat er ſich ſo eine ampliſſimam poteſtatem geben laſſen; Warum hat ihn der Kayſer ſo viel Gewalt gegeben! Es kan ja ein General en chef commandiren, und doch einer ſubalternen der ſum- mæ poteſtatis haben; Darum iſt leicht zu begreiffen, warum der Autor defendiret, daß ſumma rerum einem ſolle committirt werden. Denen Hollaͤndern aber iſt gar nicht zu verdencken, daß ſie einige mit ſchicken, welche mit acht geben. Inſonderheit iſt dieſes noͤthig bey einem Herrn, der immer batailliren will, als wie der Koͤnig VVilliam geweſen; daher iſt nichts, wenn ein General erſt nach Hauſe ſchreiben muß, und ſich er- kundigen, ob er batailliren ſoll, wie man einen Brief noch findet von dem elenden Louis XIII. an dem Cardinal la Valette, darinnen er die wunderliche Antwort gegeben: Mon Couſin, wenn ihr dencket, daß ihr ſchlagen koͤnnet, ſo ſchlaget. Ein General muß fidelis ſeyn, nicht præci- pitant; daher iſt eine groſſe Kunſt, einen rechtſchaffenen General zu waͤhlen, offt iſt man en peine, wem man die Armee anvertrauen ſoll? Mancher iſt zu dieſem, mancher zu jenem capable, aber deßwegen nicht gleich geſchickt, eine gantze Armee zu commandiren. St. Euremont hat etliche Frantzoͤſiſche Generals, als den Gaſſion, Turenne Crequi characte- riſiret, daran man einen extract finden kan in der præfation des Pere Daniels Hiſtorie de France. Er ſaget: daß der Gaſſion ein admirabler Parthey-Gaͤnger geweſen, aber man haͤtte ihn keine gantze Armee an- vertrauen koͤnnen, der Turenne aber habe zu groſſen deſſein koͤnnen ge- brauchet werden, eine bataille zu commandiren eine Belagerung vorzu- nehmen ꝛc. doch habe ſich dieſer zu keinen Parthey-Gaͤnger geſchickt. Mancher iſt capable, die Cavallerie zu commandiren, ſchickt ſich aber nicht zur Infanterie. Wenn einer eine Armee commandiren ſoll, ſo iſt nicht gnug, wenn er brave iſt, ſondern der Verſtand machet das meiſte aus. §. 17. F f f
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0429" n="409"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">ſtatus circa bellum & pacem.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Friedrich</hi> fort nach Sachſen. <hi rendition="#aq">Carolus V. marchi</hi>rte ihm nach, und ſchlug<lb/> die Proteſtanten aufs Haupt, ſie wuͤrden ſich auch nicht wieder haben<lb/> regen koͤnnen/ wenn <hi rendition="#aq">Moriz</hi> nicht geweſen. Wie der Printz <hi rendition="#aq">Louis</hi> und<lb/> der <hi rendition="#aq">Marleborough</hi> mit einander <hi rendition="#aq">commandi</hi>ret, ſo hat man vorher ausge-<lb/> macht, daß dieſer heute, morgen jener <hi rendition="#aq">en chef commandi</hi>ren ſollte. <hi rendition="#aq">Horn</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Bernhard</hi> haben auf dieſe Art die <hi rendition="#aq">bataille</hi> bey Noͤrdlingen ver-<lb/> lohren. <hi rendition="#aq">Horn</hi> wurde gefangen, und <hi rendition="#aq">Bernhard echappi</hi>rte mit dreyzehen<lb/> tauſend Mann. In dieſer Abſicht iſt alſo nicht gut, <hi rendition="#aq">ſi pluribus commit-<lb/> tatur rei ſumma,</hi> und wenn der General gut iſt, er iſt ein braver Sol-<lb/> dat, ſo iſt beſſer, daß man ihm allein das <hi rendition="#aq">commando</hi> giebt. Was man<lb/> von dem <hi rendition="#aq">VVallenſtein</hi> ſaget, das iſt freylich wahr. Er war ein Boͤſe-<lb/> wicht, der dem Kayſer von Thron ſtuͤrtzen, und Koͤnig in Boͤhmen wer-<lb/> den wollte? Deßwegen hat er ſich ſo eine <hi rendition="#aq">ampliſſimam poteſtatem</hi> geben<lb/> laſſen; Warum hat ihn der Kayſer ſo viel Gewalt gegeben! Es kan ja<lb/> ein General <hi rendition="#aq">en chef commandi</hi>ren, und doch einer <hi rendition="#aq">ſubaltern</hi>en der <hi rendition="#aq">ſum-<lb/> mæ poteſtatis</hi> haben; Darum iſt leicht zu begreiffen, warum der <hi rendition="#aq">Autor<lb/> defendi</hi>ret, daß <hi rendition="#aq">ſumma rerum</hi> einem ſolle <hi rendition="#aq">committi</hi>rt werden. Denen<lb/> Hollaͤndern aber iſt gar nicht zu verdencken, daß ſie einige mit ſchicken,<lb/> welche mit acht geben. Inſonderheit iſt dieſes noͤthig bey einem Herrn,<lb/> der immer <hi rendition="#aq">batailli</hi>ren will, als wie der Koͤnig <hi rendition="#aq">VVilliam</hi> geweſen; daher<lb/> iſt nichts, wenn ein General erſt nach Hauſe ſchreiben muß, und ſich er-<lb/> kundigen, ob er <hi rendition="#aq">batailli</hi>ren ſoll, wie man einen Brief noch findet von<lb/> dem elenden <hi rendition="#aq">Louis XIII.</hi> an dem Cardinal <hi rendition="#aq">la Valette,</hi> darinnen er die<lb/> wunderliche Antwort gegeben: <hi rendition="#aq">Mon Couſin,</hi> wenn ihr dencket, daß ihr<lb/> ſchlagen koͤnnet, ſo ſchlaget. Ein General muß <hi rendition="#aq">fidelis</hi> ſeyn, nicht <hi rendition="#aq">præci-<lb/> pitant;</hi> daher iſt eine groſſe Kunſt, einen rechtſchaffenen General zu<lb/> waͤhlen, offt iſt man <hi rendition="#aq">en peine,</hi> wem man die Armee anvertrauen ſoll?<lb/> Mancher iſt zu dieſem, mancher zu jenem <hi rendition="#aq">capable,</hi> aber deßwegen nicht<lb/> gleich geſchickt, eine gantze Armee zu <hi rendition="#aq">commandi</hi>ren. <hi rendition="#aq">St. Euremont</hi> hat<lb/> etliche Frantzoͤſiſche Generals, als den <hi rendition="#aq">Gaſſion, Turenne Crequi characte-<lb/> riſi</hi>ret, daran man einen <hi rendition="#aq">extract</hi> finden kan in der <hi rendition="#aq">præfation</hi> des <hi rendition="#aq">Pere<lb/> Daniels Hiſtorie de France.</hi> Er ſaget: daß der <hi rendition="#aq">Gaſſion</hi> ein <hi rendition="#aq">admirabl</hi>er<lb/> Parthey-Gaͤnger geweſen, aber man haͤtte ihn keine gantze Armee an-<lb/> vertrauen koͤnnen, der <hi rendition="#aq">Turenne</hi> aber habe zu groſſen <hi rendition="#aq">deſſein</hi> koͤnnen ge-<lb/> brauchet werden, eine <hi rendition="#aq">bataille</hi> zu <hi rendition="#aq">commandi</hi>ren eine Belagerung vorzu-<lb/> nehmen ꝛc. doch habe ſich dieſer zu keinen Parthey-Gaͤnger geſchickt.<lb/> Mancher iſt <hi rendition="#aq">capable,</hi> die <hi rendition="#aq">Cavallerie</hi> zu <hi rendition="#aq">commandi</hi>ren, ſchickt ſich aber<lb/> nicht zur <hi rendition="#aq">Infanterie.</hi> Wenn einer eine Armee <hi rendition="#aq">commandi</hi>ren ſoll, ſo iſt<lb/> nicht gnug, wenn er <hi rendition="#aq">brave</hi> iſt, ſondern der Verſtand machet das meiſte aus.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f f</fw> <fw place="bottom" type="catch">§. 17.</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [409/0429]
ſtatus circa bellum & pacem.
Friedrich fort nach Sachſen. Carolus V. marchirte ihm nach, und ſchlug
die Proteſtanten aufs Haupt, ſie wuͤrden ſich auch nicht wieder haben
regen koͤnnen/ wenn Moriz nicht geweſen. Wie der Printz Louis und
der Marleborough mit einander commandiret, ſo hat man vorher ausge-
macht, daß dieſer heute, morgen jener en chef commandiren ſollte. Horn
und Bernhard haben auf dieſe Art die bataille bey Noͤrdlingen ver-
lohren. Horn wurde gefangen, und Bernhard echappirte mit dreyzehen
tauſend Mann. In dieſer Abſicht iſt alſo nicht gut, ſi pluribus commit-
tatur rei ſumma, und wenn der General gut iſt, er iſt ein braver Sol-
dat, ſo iſt beſſer, daß man ihm allein das commando giebt. Was man
von dem VVallenſtein ſaget, das iſt freylich wahr. Er war ein Boͤſe-
wicht, der dem Kayſer von Thron ſtuͤrtzen, und Koͤnig in Boͤhmen wer-
den wollte? Deßwegen hat er ſich ſo eine ampliſſimam poteſtatem geben
laſſen; Warum hat ihn der Kayſer ſo viel Gewalt gegeben! Es kan ja
ein General en chef commandiren, und doch einer ſubalternen der ſum-
mæ poteſtatis haben; Darum iſt leicht zu begreiffen, warum der Autor
defendiret, daß ſumma rerum einem ſolle committirt werden. Denen
Hollaͤndern aber iſt gar nicht zu verdencken, daß ſie einige mit ſchicken,
welche mit acht geben. Inſonderheit iſt dieſes noͤthig bey einem Herrn,
der immer batailliren will, als wie der Koͤnig VVilliam geweſen; daher
iſt nichts, wenn ein General erſt nach Hauſe ſchreiben muß, und ſich er-
kundigen, ob er batailliren ſoll, wie man einen Brief noch findet von
dem elenden Louis XIII. an dem Cardinal la Valette, darinnen er die
wunderliche Antwort gegeben: Mon Couſin, wenn ihr dencket, daß ihr
ſchlagen koͤnnet, ſo ſchlaget. Ein General muß fidelis ſeyn, nicht præci-
pitant; daher iſt eine groſſe Kunſt, einen rechtſchaffenen General zu
waͤhlen, offt iſt man en peine, wem man die Armee anvertrauen ſoll?
Mancher iſt zu dieſem, mancher zu jenem capable, aber deßwegen nicht
gleich geſchickt, eine gantze Armee zu commandiren. St. Euremont hat
etliche Frantzoͤſiſche Generals, als den Gaſſion, Turenne Crequi characte-
riſiret, daran man einen extract finden kan in der præfation des Pere
Daniels Hiſtorie de France. Er ſaget: daß der Gaſſion ein admirabler
Parthey-Gaͤnger geweſen, aber man haͤtte ihn keine gantze Armee an-
vertrauen koͤnnen, der Turenne aber habe zu groſſen deſſein koͤnnen ge-
brauchet werden, eine bataille zu commandiren eine Belagerung vorzu-
nehmen ꝛc. doch habe ſich dieſer zu keinen Parthey-Gaͤnger geſchickt.
Mancher iſt capable, die Cavallerie zu commandiren, ſchickt ſich aber
nicht zur Infanterie. Wenn einer eine Armee commandiren ſoll, ſo iſt
nicht gnug, wenn er brave iſt, ſondern der Verſtand machet das meiſte aus.
§. 17.
F f f
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |