wissen, was man gehabt, und wie es gebessert worden, habe auch mit vielen davon gesprochen.
§. 9. Was die Soldaten betrifft, so fraget der Autor, ob esVon der mili- tia mercena- ria. nützlich sey, eine militiam mercenariam zu haben, an praestet prae civica mercenaria? Mercenaria militia ist, da die Leute besoldet werden, es sey nun als ordinarii, oder als subsidiarii. Was die militiam civicam be- trifft, so ist zu mercken, daß man vor diesem keine militiam mercenariam gehabt, sondern die Bürger sind ins Feld gezogen, daher haben einige gemeynet, es wäre gut, wenn es noch so gehalten würde. Conring hat aber über des Machiavelli Principem ein collegium gehalten, mit grossen Nutzen, hernach hat er seine observationes mit des Machiavelli Principe drucken lassen, da er pag. 150. anführet, was in utramque par- tem disputirt wird. Machiavellus hat auch gemeynet, es sey besser, wenn die Leute selbst fechten pro patria &c. Wenn man auch die orationes bey denen Römern lieset, so die Officiers gehalten, da findet man, daß sie ihnen allezeit patriam, conjuges, liberos vorgestellet, daß sie besser fechten sollen. Es ist dieses gut, wo man nur will conqueten machen, und die Bürger noch nicht zu commerciis und andern negotiis employ- ret sind. Bey denen Römern war eine gantz besondere Verfassung; ihre respublica war militaris; Die Knechte waren nur Handels-Leute, alle übrige aber machten profession vom Kriege oder Künsten. Wenn sie haben conqueten gemacht, sind sie reich worden: Denn alle divitiae Asiae und Africae sind nach Rom kommen; Sie haben also da gut fechten ge- habt. Die Griechischen Bürger haben auch Thaten gethan; Aber bey uns haben wir opifices, rusticos, Kauffleute, Gelehrte, die profession von Wissenschafften machen, wo kan man diese lassen in Krieg gehen. Vor diesem sind auch die Bauren nicht in Krieg kommen, ausser, wenn etwa eine Noth war, da schlugen alle zu. Die Edelleute giengen allein in Krieg; Denn was sollen sie auf ihren Land-Güthern machen? Sol- len sie immer Rebhühner fangen? Aber gesetzt, es ist einer ein Kannen- Giesser, er hat gute Nahrung viel Kinder, und er soll ein Soldat wer- den, der heulet und zähnklappet. Könnt ihr es ihm vor übel halten? Ich glaube Nein? Die Leute haben sich einmahl etabliret, sich Hand- wercks-Zeug angeschaffet, das Bürger-Recht gewonnen, da gehen sie nicht gerne weg. Da ohnedem bey uns die Kriege lange dauren, so ist es gut, daß wir militiam mercenariam haben; daher ist gantz gewiß was abgeschmacktes und eine abstraction, wenn man von denen Athe- niensern und Römern auf unsere Zeiten argumentiren will, da wir ohn- dem intendiren, daß die commercia und opificia sollen floriren. Ist aber
die
ſtatus circa bellum & pacem.
wiſſen, was man gehabt, und wie es gebeſſert worden, habe auch mit vielen davon geſprochen.
§. 9. Was die Soldaten betrifft, ſo fraget der Autor, ob esVon der mili- tia mercena- ria. nuͤtzlich ſey, eine militiam mercenariam zu haben, an præſtet præ civica mercenaria? Mercenaria militia iſt, da die Leute beſoldet werden, es ſey nun als ordinarii, oder als ſubſidiarii. Was die militiam civicam be- trifft, ſo iſt zu mercken, daß man vor dieſem keine militiam mercenariam gehabt, ſondern die Buͤrger ſind ins Feld gezogen, daher haben einige gemeynet, es waͤre gut, wenn es noch ſo gehalten wuͤrde. Conring hat aber uͤber des Machiavelli Principem ein collegium gehalten, mit groſſen Nutzen, hernach hat er ſeine obſervationes mit des Machiavelli Principe drucken laſſen, da er pag. 150. anfuͤhret, was in utramque par- tem diſputirt wird. Machiavellus hat auch gemeynet, es ſey beſſer, wenn die Leute ſelbſt fechten pro patria &c. Wenn man auch die orationes bey denen Roͤmern lieſet, ſo die Officiers gehalten, da findet man, daß ſie ihnen allezeit patriam, conjuges, liberos vorgeſtellet, daß ſie beſſer fechten ſollen. Es iſt dieſes gut, wo man nur will conqueten machen, und die Buͤrger noch nicht zu commerciis und andern negotiis employ- ret ſind. Bey denen Roͤmern war eine gantz beſondere Verfaſſung; ihre reſpublica war militaris; Die Knechte waren nur Handels-Leute, alle uͤbrige aber machten profeſſion vom Kriege oder Kuͤnſten. Wenn ſie haben conqueten gemacht, ſind ſie reich worden: Denn alle divitiæ Aſiæ und Africæ ſind nach Rom kommen; Sie haben alſo da gut fechten ge- habt. Die Griechiſchen Buͤrger haben auch Thaten gethan; Aber bey uns haben wir opifices, ruſticos, Kauffleute, Gelehrte, die profeſſion von Wiſſenſchafften machen, wo kan man dieſe laſſen in Krieg gehen. Vor dieſem ſind auch die Bauren nicht in Krieg kommen, auſſer, wenn etwa eine Noth war, da ſchlugen alle zu. Die Edelleute giengen allein in Krieg; Denn was ſollen ſie auf ihren Land-Guͤthern machen? Sol- len ſie immer Rebhuͤhner fangen? Aber geſetzt, es iſt einer ein Kannen- Gieſſer, er hat gute Nahrung viel Kinder, und er ſoll ein Soldat wer- den, der heulet und zaͤhnklappet. Koͤnnt ihr es ihm vor uͤbel halten? Ich glaube Nein? Die Leute haben ſich einmahl etabliret, ſich Hand- wercks-Zeug angeſchaffet, das Buͤrger-Recht gewonnen, da gehen ſie nicht gerne weg. Da ohnedem bey uns die Kriege lange dauren, ſo iſt es gut, daß wir militiam mercenariam haben; daher iſt gantz gewiß was abgeſchmacktes und eine abſtraction, wenn man von denen Athe- nienſern und Roͤmern auf unſere Zeiten argumentiren will, da wir ohn- dem intendiren, daß die commercia und opificia ſollen floriren. Iſt aber
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ſtatus circa bellum & pacem.
wiſſen, was man gehabt, und wie es gebeſſert worden, habe auch mit
vielen davon geſprochen.
§. 9. Was die Soldaten betrifft, ſo fraget der Autor, ob es
nuͤtzlich ſey, eine militiam mercenariam zu haben, an præſtet præ civica
mercenaria? Mercenaria militia iſt, da die Leute beſoldet werden, es ſey
nun als ordinarii, oder als ſubſidiarii. Was die militiam civicam be-
trifft, ſo iſt zu mercken, daß man vor dieſem keine militiam mercenariam
gehabt, ſondern die Buͤrger ſind ins Feld gezogen, daher haben einige
gemeynet, es waͤre gut, wenn es noch ſo gehalten wuͤrde. Conring
hat aber uͤber des Machiavelli Principem ein collegium gehalten, mit
groſſen Nutzen, hernach hat er ſeine obſervationes mit des Machiavelli
Principe drucken laſſen, da er pag. 150. anfuͤhret, was in utramque par-
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die Leute ſelbſt fechten pro patria &c. Wenn man auch die orationes
bey denen Roͤmern lieſet, ſo die Officiers gehalten, da findet man, daß
ſie ihnen allezeit patriam, conjuges, liberos vorgeſtellet, daß ſie beſſer
fechten ſollen. Es iſt dieſes gut, wo man nur will conqueten machen,
und die Buͤrger noch nicht zu commerciis und andern negotiis employ-
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uͤbrige aber machten profeſſion vom Kriege oder Kuͤnſten. Wenn ſie
haben conqueten gemacht, ſind ſie reich worden: Denn alle divitiæ Aſiæ
und Africæ ſind nach Rom kommen; Sie haben alſo da gut fechten ge-
habt. Die Griechiſchen Buͤrger haben auch Thaten gethan; Aber bey
uns haben wir opifices, ruſticos, Kauffleute, Gelehrte, die profeſſion
von Wiſſenſchafften machen, wo kan man dieſe laſſen in Krieg gehen.
Vor dieſem ſind auch die Bauren nicht in Krieg kommen, auſſer, wenn
etwa eine Noth war, da ſchlugen alle zu. Die Edelleute giengen allein
in Krieg; Denn was ſollen ſie auf ihren Land-Guͤthern machen? Sol-
len ſie immer Rebhuͤhner fangen? Aber geſetzt, es iſt einer ein Kannen-
Gieſſer, er hat gute Nahrung viel Kinder, und er ſoll ein Soldat wer-
den, der heulet und zaͤhnklappet. Koͤnnt ihr es ihm vor uͤbel halten?
Ich glaube Nein? Die Leute haben ſich einmahl etabliret, ſich Hand-
wercks-Zeug angeſchaffet, das Buͤrger-Recht gewonnen, da gehen ſie
nicht gerne weg. Da ohnedem bey uns die Kriege lange dauren, ſo iſt
es gut, daß wir militiam mercenariam haben; daher iſt gantz gewiß
was abgeſchmacktes und eine abſtraction, wenn man von denen Athe-
nienſern und Roͤmern auf unſere Zeiten argumentiren will, da wir ohn-
dem intendiren, daß die commercia und opificia ſollen floriren. Iſt aber
die
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tia mercena-
ria.
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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/419>, abgerufen am 24.11.2024.
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