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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
würden hernach in ein Land kommen, wo Geld gnug wäre; hodie aber
ist es nicht mehr so. Wir haben einen militem mercenarium, der ko-
stet viel Geld. Wir haben andere Krieges-Geräthe. Unsere Kriege
dauren länger, und können nicht geschehen sine pecunia, kein Printz wird
was ausmachen, der nicht ein gut Tressor hat. Des Carl Gustavs glück-
liche processen, so er in Pohlen gemacht, sind ohne effect geblieben, weil
kein Geld da gewesen. Puffendorff in seiner historia anecdota von Schwe-
den, hat auch des Carls Geschwindigkeit sehr blamiret. Er sagt: Es
sey nicht anders gewesen, als wenn er alles auf einen hazard ankommen
lassen, und wäre es nicht prudenter angefangen worden. Der Kayser
Maximilian war ein unruhiger Kopff, und wenn er auf einen böse war,
den that er vielen Tort an, aber zuletzt lieff es auf ein Lamy hinaus.
Das kam daher, weil er kein Geld hatte; Die Englischen Gesandten
haben ihn Henrico VIII. beschrieben: Er wäre ein unvergleichlicher Vo-
gel, der wohl singe, habe aber keine Federn. Dem Henrico VIII. woll-
te er einsmahls das Kayserthum abtreten, wenn er ihm Geld geben wür-
de. Henricus VIII. aber sagte, er sollte es vorher abtreten, ehe er ihm das
Geld zahlte, das wollte er nicht. Es ist also hodie nicht zu verwundern,
daß so viel Geld von nöthen ist. Man muß das Land fortificiren, dar-
zu braucht man viel Geld. Man kan nicht allezeit ein Land finden, wo
fourage ist. Daher muß man magazins haben, unde sustentetur exer-
citus, unde sustententur equi.
Die nicht darauf gedacht haben, sind zu
Grunde gegangen, wenn sie gleich die schönste Armee gehabt. Der
Czaar, wie er am Pruth-Fluß stund, hatte keinen proviant, und würde
ohnfehlbar supprimiret worden seyn, wenn nicht der Groß-Vezier ein
frippon gewesen, und die bataille verhindert. Der General Bannier
wird als ein grosser General beschrieben, aber es war kein Mann, der
magazins halten konnte. Seine Tafel war offt mit vortrefflichen Spei-
sen besetzet, und kein Brodt darbey. Von dem Gallasch hat man auch
gesagt, daß er ein Armee-Verderber gewesen, wenn er gleich die schön-
ste Armee gehabt, so hat er doch vor keinen proviant und fourage gesor-
get, da sind die Pferde crepiret. Die Reuther haben müssen die Sät-
tel auf den Kopff nehmen, und zu Fusse gehen, so haben sie ihn bey
Staßfurth fortgeschickt; Sonst war er ein wackerer General. Man
disputiret hodie, und fraget: Warum die Creutz-Züge nach dem gelobten
Lande so übel abgelauffen. Der heilige Bernhard hat damahls gesagt:
GOtt habe seine Gerichte darunter, und sey zu bedauren, daß so viele
Menschen ums Leben kommen; Aber wenn wir von dem Enthusiasmo
des Bernhardi abstrahiren, und die Sache politice betrachten, so finden

wir,

Cap. V. De prudentia
wuͤrden hernach in ein Land kommen, wo Geld gnug waͤre; hodie aber
iſt es nicht mehr ſo. Wir haben einen militem mercenarium, der ko-
ſtet viel Geld. Wir haben andere Krieges-Geraͤthe. Unſere Kriege
dauren laͤnger, und koͤnnen nicht geſchehen ſine pecunia, kein Printz wird
was ausmachen, der nicht ein gut Treſſor hat. Des Carl Guſtavs gluͤck-
liche proceſſen, ſo er in Pohlen gemacht, ſind ohne effect geblieben, weil
kein Geld da geweſen. Puffendorff in ſeiner hiſtoria anecdota von Schwe-
den, hat auch des Carls Geſchwindigkeit ſehr blamiret. Er ſagt: Es
ſey nicht anders geweſen, als wenn er alles auf einen hazard ankommen
laſſen, und waͤre es nicht prudenter angefangen worden. Der Kayſer
Maximilian war ein unruhiger Kopff, und wenn er auf einen boͤſe war,
den that er vielen Tort an, aber zuletzt lieff es auf ein Lamy hinaus.
Das kam daher, weil er kein Geld hatte; Die Engliſchen Geſandten
haben ihn Henrico VIII. beſchrieben: Er waͤre ein unvergleichlicher Vo-
gel, der wohl ſinge, habe aber keine Federn. Dem Henrico VIII. woll-
te er einsmahls das Kayſerthum abtreten, wenn er ihm Geld geben wuͤr-
de. Henricus VIII. aber ſagte, er ſollte es vorher abtreten, ehe er ihm das
Geld zahlte, das wollte er nicht. Es iſt alſo hodie nicht zu verwundern,
daß ſo viel Geld von noͤthen iſt. Man muß das Land fortificiren, dar-
zu braucht man viel Geld. Man kan nicht allezeit ein Land finden, wo
fourage iſt. Daher muß man magazins haben, unde ſuſtentetur exer-
citus, unde ſuſtententur equi.
Die nicht darauf gedacht haben, ſind zu
Grunde gegangen, wenn ſie gleich die ſchoͤnſte Armee gehabt. Der
Czaar, wie er am Pruth-Fluß ſtund, hatte keinen proviant, und wuͤrde
ohnfehlbar ſupprimiret worden ſeyn, wenn nicht der Groß-Vezier ein
frippon geweſen, und die bataille verhindert. Der General Bannier
wird als ein groſſer General beſchrieben, aber es war kein Mann, der
magazins halten konnte. Seine Tafel war offt mit vortrefflichen Spei-
ſen beſetzet, und kein Brodt darbey. Von dem Gallaſch hat man auch
geſagt, daß er ein Armee-Verderber geweſen, wenn er gleich die ſchoͤn-
ſte Armee gehabt, ſo hat er doch vor keinen proviant und fourage geſor-
get, da ſind die Pferde crepiret. Die Reuther haben muͤſſen die Saͤt-
tel auf den Kopff nehmen, und zu Fuſſe gehen, ſo haben ſie ihn bey
Staßfurth fortgeſchickt; Sonſt war er ein wackerer General. Man
diſputiret hodie, und fraget: Warum die Creutz-Zuͤge nach dem gelobten
Lande ſo uͤbel abgelauffen. Der heilige Bernhard hat damahls geſagt:
GOtt habe ſeine Gerichte darunter, und ſey zu bedauren, daß ſo viele
Menſchen ums Leben kommen; Aber wenn wir von dem Enthuſiaſmo
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wir,
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[394/0414] Cap. V. De prudentia wuͤrden hernach in ein Land kommen, wo Geld gnug waͤre; hodie aber iſt es nicht mehr ſo. Wir haben einen militem mercenarium, der ko- ſtet viel Geld. Wir haben andere Krieges-Geraͤthe. Unſere Kriege dauren laͤnger, und koͤnnen nicht geſchehen ſine pecunia, kein Printz wird was ausmachen, der nicht ein gut Treſſor hat. Des Carl Guſtavs gluͤck- liche proceſſen, ſo er in Pohlen gemacht, ſind ohne effect geblieben, weil kein Geld da geweſen. Puffendorff in ſeiner hiſtoria anecdota von Schwe- den, hat auch des Carls Geſchwindigkeit ſehr blamiret. Er ſagt: Es ſey nicht anders geweſen, als wenn er alles auf einen hazard ankommen laſſen, und waͤre es nicht prudenter angefangen worden. Der Kayſer Maximilian war ein unruhiger Kopff, und wenn er auf einen boͤſe war, den that er vielen Tort an, aber zuletzt lieff es auf ein Lamy hinaus. Das kam daher, weil er kein Geld hatte; Die Engliſchen Geſandten haben ihn Henrico VIII. beſchrieben: Er waͤre ein unvergleichlicher Vo- gel, der wohl ſinge, habe aber keine Federn. Dem Henrico VIII. woll- te er einsmahls das Kayſerthum abtreten, wenn er ihm Geld geben wuͤr- de. Henricus VIII. aber ſagte, er ſollte es vorher abtreten, ehe er ihm das Geld zahlte, das wollte er nicht. Es iſt alſo hodie nicht zu verwundern, daß ſo viel Geld von noͤthen iſt. Man muß das Land fortificiren, dar- zu braucht man viel Geld. Man kan nicht allezeit ein Land finden, wo fourage iſt. Daher muß man magazins haben, unde ſuſtentetur exer- citus, unde ſuſtententur equi. Die nicht darauf gedacht haben, ſind zu Grunde gegangen, wenn ſie gleich die ſchoͤnſte Armee gehabt. Der Czaar, wie er am Pruth-Fluß ſtund, hatte keinen proviant, und wuͤrde ohnfehlbar ſupprimiret worden ſeyn, wenn nicht der Groß-Vezier ein frippon geweſen, und die bataille verhindert. Der General Bannier wird als ein groſſer General beſchrieben, aber es war kein Mann, der magazins halten konnte. Seine Tafel war offt mit vortrefflichen Spei- ſen beſetzet, und kein Brodt darbey. Von dem Gallaſch hat man auch geſagt, daß er ein Armee-Verderber geweſen, wenn er gleich die ſchoͤn- ſte Armee gehabt, ſo hat er doch vor keinen proviant und fourage geſor- get, da ſind die Pferde crepiret. Die Reuther haben muͤſſen die Saͤt- tel auf den Kopff nehmen, und zu Fuſſe gehen, ſo haben ſie ihn bey Staßfurth fortgeſchickt; Sonſt war er ein wackerer General. Man diſputiret hodie, und fraget: Warum die Creutz-Zuͤge nach dem gelobten Lande ſo uͤbel abgelauffen. Der heilige Bernhard hat damahls geſagt: GOtt habe ſeine Gerichte darunter, und ſey zu bedauren, daß ſo viele Menſchen ums Leben kommen; Aber wenn wir von dem Enthuſiaſmo des Bernhardi abſtrahiren, und die Sache politice betrachten, ſo finden wir,

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/414>, abgerufen am 24.11.2024.