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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa foedera & Legatos.
einen asendent bekommen, es denen Frantzosen vorgeworffen, sonderlich
Ferdinandus Catholicus und Carolus V. Bey denen Gesandten kömmt
auch viel darauf an, daß er bisweilen celer bisweilen cunctator ist, nach-
dem der Hof beschaffen, daß man alles daselbst geschwinde expediren
kan, wie in Franckreich. Vor allen Dingen muß der Gesandte mit
demjenigen sprechen, welcher die affairen zu dirigiren hat, als wie in
Franckreich und Spanien der Secretaire d'Etat solches verwaltet, die
andern Ministres muß er auch besuchen, aber nur honoris gratia. Dem
Secretaire d'Etat aber überliefert er seine Vollmacht, die er zeigen darff,
und sein creditiv, in welchen versichert wird, daß man ihm trauen darff.
Wenn er was erhalten hat, muß er die expedition urgiren je eher je besser,
daß sie geschiehet in forma probante, damit er sie kan nach Hause schicken.
Denn wenn es lange aufgehalten wird, multa possunt intervenire.
Manchmahl ist es gut, daß einer nicht so geschwind ist, deßwegen kan
hier keine generale Regul gegeben werden. In Rom muß man cun-
ctatores
haben. Man hat observiret, daß die Frantzosen in Rom nicht
reussiret, wenn weltliche Leute dahin geschickt worden, weil sie zu hitzig
gewesen. In Rom muß einer gar grosse Gedult haben. Daher hat
auch der Richelieu einen Kerl hinein geschicket, welcher drey, vier Jahr
ihm die Thür aufgemachet, wenn er in die Anti-Chambre gegangen,
und ihm einen reverence gemacht. Von diesem hat er geglaubt, daß
er grosse Gedult haben müsse, ist auch reussiret. Die Frantzosen haben
auch bisweilen ihre Fehler verbessert und Cardinäle geschicket, die haben
studirt, und sind nicht müde worden, das tempo abzuwarten. Wenn
sie aber den Pabst quälen wollen, so schicken sie Layen, denn die Geist-
lichen haben kein Hertz. Bisweilen hat man mit einem Herrn zu thun,
den man nicht kennet, da muß man auch Behutsamkeit gebrauchen.
So erzehlet VVicquefort und Bayle von dem Charnace, daß, wie der-
selbe zu dem Gustav Adolph nach Schweden gegangen, habe er es lan-
ge trainiret, ehe er audience gesuchet, damit er den Hof recht habe wol-
len lernen; denn damals war Schweden noch nicht sonderlich be-
kannt. Wie er nun den Hof erkannt, so ist er auch admirable reussirt.
In Venedig braucht man auch cunctatores; es ist sehr penible zu ne-
gotii
ren. Wenn der König in Franckreich sehen wollen, ob einer ca-
pacite
habe, so hat er ihn nach Venedig geschicket. Die Venetianer
gehen sehr behutsam und überlegen alles. Assiduus muß ein Gesandter
seyn in aula. Den Grotium haben einige blamiret, als wie er in
Paris gewesen, habe er über das alte und neue Testament commenta-
rios
gemacht, und seine ambassade negligiret; Sonderlich hat Aubery

in
C c c 3

ſtatus circa fœdera & Legatos.
einen aſendent bekommen, es denen Frantzoſen vorgeworffen, ſonderlich
Ferdinandus Catholicus und Carolus V. Bey denen Geſandten koͤmmt
auch viel darauf an, daß er bisweilen celer bisweilen cunctator iſt, nach-
dem der Hof beſchaffen, daß man alles daſelbſt geſchwinde expediren
kan, wie in Franckreich. Vor allen Dingen muß der Geſandte mit
demjenigen ſprechen, welcher die affairen zu dirigiren hat, als wie in
Franckreich und Spanien der Secretaire d’Etat ſolches verwaltet, die
andern Miniſtres muß er auch beſuchen, aber nur honoris gratia. Dem
Secretaire d’Etat aber uͤberliefert er ſeine Vollmacht, die er zeigen darff,
und ſein creditiv, in welchen verſichert wird, daß man ihm trauen darff.
Wenn er was erhalten hat, muß er die expedition urgiren je eher je beſſer,
daß ſie geſchiehet in forma probante, damit er ſie kan nach Hauſe ſchicken.
Denn wenn es lange aufgehalten wird, multa poſſunt intervenire.
Manchmahl iſt es gut, daß einer nicht ſo geſchwind iſt, deßwegen kan
hier keine generale Regul gegeben werden. In Rom muß man cun-
ctatores
haben. Man hat obſerviret, daß die Frantzoſen in Rom nicht
reuſſiret, wenn weltliche Leute dahin geſchickt worden, weil ſie zu hitzig
geweſen. In Rom muß einer gar groſſe Gedult haben. Daher hat
auch der Richelieu einen Kerl hinein geſchicket, welcher drey, vier Jahr
ihm die Thuͤr aufgemachet, wenn er in die Anti-Chambre gegangen,
und ihm einen reverence gemacht. Von dieſem hat er geglaubt, daß
er groſſe Gedult haben muͤſſe, iſt auch reuſſiret. Die Frantzoſen haben
auch bisweilen ihre Fehler verbeſſert und Cardinaͤle geſchicket, die haben
ſtudirt, und ſind nicht muͤde worden, das tempo abzuwarten. Wenn
ſie aber den Pabſt quaͤlen wollen, ſo ſchicken ſie Layen, denn die Geiſt-
lichen haben kein Hertz. Bisweilen hat man mit einem Herrn zu thun,
den man nicht kennet, da muß man auch Behutſamkeit gebrauchen.
So erzehlet VVicquefort und Bayle von dem Charnace, daß, wie der-
ſelbe zu dem Guſtav Adolph nach Schweden gegangen, habe er es lan-
ge trainiret, ehe er audience geſuchet, damit er den Hof recht habe wol-
len lernen; denn damals war Schweden noch nicht ſonderlich be-
kannt. Wie er nun den Hof erkannt, ſo iſt er auch admirable reuſſirt.
In Venedig braucht man auch cunctatores; es iſt ſehr penible zu ne-
gotii
ren. Wenn der Koͤnig in Franckreich ſehen wollen, ob einer ca-
pacité
habe, ſo hat er ihn nach Venedig geſchicket. Die Venetianer
gehen ſehr behutſam und uͤberlegen alles. Aſſiduus muß ein Geſandter
ſeyn in aula. Den Grotium haben einige blamiret, als wie er in
Paris geweſen, habe er uͤber das alte und neue Teſtament commenta-
rios
gemacht, und ſeine ambaſſade negligiret; Sonderlich hat Aubery

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C c c 3
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[389/0409] ſtatus circa fœdera & Legatos. einen aſendent bekommen, es denen Frantzoſen vorgeworffen, ſonderlich Ferdinandus Catholicus und Carolus V. Bey denen Geſandten koͤmmt auch viel darauf an, daß er bisweilen celer bisweilen cunctator iſt, nach- dem der Hof beſchaffen, daß man alles daſelbſt geſchwinde expediren kan, wie in Franckreich. Vor allen Dingen muß der Geſandte mit demjenigen ſprechen, welcher die affairen zu dirigiren hat, als wie in Franckreich und Spanien der Secretaire d’Etat ſolches verwaltet, die andern Miniſtres muß er auch beſuchen, aber nur honoris gratia. Dem Secretaire d’Etat aber uͤberliefert er ſeine Vollmacht, die er zeigen darff, und ſein creditiv, in welchen verſichert wird, daß man ihm trauen darff. Wenn er was erhalten hat, muß er die expedition urgiren je eher je beſſer, daß ſie geſchiehet in forma probante, damit er ſie kan nach Hauſe ſchicken. Denn wenn es lange aufgehalten wird, multa poſſunt intervenire. Manchmahl iſt es gut, daß einer nicht ſo geſchwind iſt, deßwegen kan hier keine generale Regul gegeben werden. In Rom muß man cun- ctatores haben. Man hat obſerviret, daß die Frantzoſen in Rom nicht reuſſiret, wenn weltliche Leute dahin geſchickt worden, weil ſie zu hitzig geweſen. In Rom muß einer gar groſſe Gedult haben. Daher hat auch der Richelieu einen Kerl hinein geſchicket, welcher drey, vier Jahr ihm die Thuͤr aufgemachet, wenn er in die Anti-Chambre gegangen, und ihm einen reverence gemacht. Von dieſem hat er geglaubt, daß er groſſe Gedult haben muͤſſe, iſt auch reuſſiret. Die Frantzoſen haben auch bisweilen ihre Fehler verbeſſert und Cardinaͤle geſchicket, die haben ſtudirt, und ſind nicht muͤde worden, das tempo abzuwarten. Wenn ſie aber den Pabſt quaͤlen wollen, ſo ſchicken ſie Layen, denn die Geiſt- lichen haben kein Hertz. Bisweilen hat man mit einem Herrn zu thun, den man nicht kennet, da muß man auch Behutſamkeit gebrauchen. So erzehlet VVicquefort und Bayle von dem Charnace, daß, wie der- ſelbe zu dem Guſtav Adolph nach Schweden gegangen, habe er es lan- ge trainiret, ehe er audience geſuchet, damit er den Hof recht habe wol- len lernen; denn damals war Schweden noch nicht ſonderlich be- kannt. Wie er nun den Hof erkannt, ſo iſt er auch admirable reuſſirt. In Venedig braucht man auch cunctatores; es iſt ſehr penible zu ne- gotiiren. Wenn der Koͤnig in Franckreich ſehen wollen, ob einer ca- pacité habe, ſo hat er ihn nach Venedig geſchicket. Die Venetianer gehen ſehr behutſam und uͤberlegen alles. Aſſiduus muß ein Geſandter ſeyn in aula. Den Grotium haben einige blamiret, als wie er in Paris geweſen, habe er uͤber das alte und neue Teſtament commenta- rios gemacht, und ſeine ambaſſade negligiret; Sonderlich hat Aubery in C c c 3

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/409>, abgerufen am 25.11.2024.