Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. De prudentia leicht mit andern in alliance kommen und viel erhalten. Die Portugie-sen konten vor diesem in Paris nur mit zwey Pferden fahren, wenn sie zur audience gelassen wurden. Aber weil der König von Portugall ge- braucht wurde, wegen des Hertzogs von Anjou, so hat er vieles erhalten. Die Holländer haben einen trefflichen Commercien-Tractat von Franck- reich erhalten, wie der König in Franckreich in die Spanischen Nieder- lande einfallen wollte. Denn Jean de VVitt stellete sich, als wenn er auf der Frantzösischen Seite wäre, hernach wurde doch nichts draus, indem Jean de VVitt sahe, daß, wenn der König die Spanischen Nie- derlande verschlungen, würde er ohnfehlbar auf die Holländer seyn loß- gegangen. gen Bündnis- sen zu halten? §. 17. Die foedera haben pro fine utilitatem praesentem. Es kan das
Cap. V. De prudentia leicht mit andern in alliance kommen und viel erhalten. Die Portugie-ſen konten vor dieſem in Paris nur mit zwey Pferden fahren, wenn ſie zur audience gelaſſen wurden. Aber weil der Koͤnig von Portugall ge- braucht wurde, wegen des Hertzogs von Anjou, ſo hat er vieles erhalten. Die Hollaͤnder haben einen trefflichen Commercien-Tractat von Franck- reich erhalten, wie der Koͤnig in Franckreich in die Spaniſchen Nieder- lande einfallen wollte. Denn Jean de VVitt ſtellete ſich, als wenn er auf der Frantzoͤſiſchen Seite waͤre, hernach wurde doch nichts draus, indem Jean de VVitt ſahe, daß, wenn der Koͤnig die Spaniſchen Nie- derlande verſchlungen, wuͤrde er ohnfehlbar auf die Hollaͤnder ſeyn loß- gegangen. gen Buͤndniſ- ſen zu halten? §. 17. Die fœdera haben pro fine utilitatem præſentem. Es kan das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0396" n="376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> V. De prudentia</hi></fw><lb/> leicht mit andern in <hi rendition="#aq">alliance</hi> kommen und viel erhalten. Die Portugie-<lb/> ſen konten vor dieſem in Paris nur mit zwey Pferden fahren, wenn ſie<lb/> zur <hi rendition="#aq">audience</hi> gelaſſen wurden. Aber weil der Koͤnig von Portugall ge-<lb/> braucht wurde, wegen des Hertzogs von <hi rendition="#aq">Anjou,</hi> ſo hat er vieles erhalten.<lb/> Die Hollaͤnder haben einen trefflichen Commercien-Tractat von Franck-<lb/> reich erhalten, wie der Koͤnig in Franckreich in die Spaniſchen Nieder-<lb/> lande einfallen wollte. Denn <hi rendition="#aq">Jean de VVitt</hi> ſtellete ſich, als wenn er<lb/> auf der Frantzoͤſiſchen Seite waͤre, hernach wurde doch nichts draus,<lb/> indem <hi rendition="#aq">Jean de VVitt</hi> ſahe, daß, wenn der Koͤnig die Spaniſchen Nie-<lb/> derlande verſchlungen, wuͤrde er ohnfehlbar auf die Hollaͤnder ſeyn loß-<lb/> gegangen.</p><lb/> <note place="left">Was von ewi-<lb/> gen Buͤndniſ-<lb/> ſen zu halten?</note> <p>§. 17. Die <hi rendition="#aq">fœdera</hi> haben <hi rendition="#aq">pro fine utilitatem præſentem.</hi> Es kan<lb/> ſeyn, daß die <hi rendition="#aq">utilitas præſens</hi> lange <hi rendition="#aq">continui</hi>rt wird <hi rendition="#aq">in futurum.</hi> Aber<lb/> deßwegen darff man nicht dencken, daß die <hi rendition="#aq">fœdera in perpetuum</hi> ſeyn<lb/> muͤſſen. Es kan eine Gelegenheit kommen, da das <hi rendition="#aq">fœdus</hi> nicht mehr<lb/> nuͤtzt. Die Schweitzer haben ein ewiges <hi rendition="#aq">fœdus</hi> unter ſich gemacht, das<lb/> iſt aber <hi rendition="#aq">forma quædam Reipublicæ,</hi> davon im <hi rendition="#aq">I. N. & G.</hi> gehandelt<lb/> wird. Solche <hi rendition="#aq">fœdera</hi> muͤſſen beſtaͤndig bleiben, <hi rendition="#aq">ut eosdem habeant ami-<lb/> cos.</hi> Eben ein ſolch <hi rendition="#aq">fœdus</hi> findet man in Holland; Aber die <hi rendition="#aq">fœdera</hi><lb/> mit Auswaͤrtigen muß man nicht ewig machen, ſonſt wenn man davon<lb/> abgehet, ſo ſehen ſie es an, als ein <hi rendition="#aq">periurium.</hi> Die Schweitzer ſind<lb/> hierinnen klug. <hi rendition="#aq">Ludovicus XII.</hi> in Franckreich verachtete die Schwei-<lb/> tzer, und nennete ſie Berg-Bauren. Sie hiengen ſich aber an dem Pabſt,<lb/><hi rendition="#aq">delogi</hi>rten die Frantzoſen aus Mayland, und kamen bis nach Pariß, da<lb/> ſie eben der Hertzog von <hi rendition="#aq">Tremoville</hi> weggebracht; Nach der Zeit ſahen<lb/> die Frantzoſen, daß es ihnen nuͤtzlich, mit denen Schweizern gut zu ſte-<lb/> hen, daher hat <hi rendition="#aq">Franciſcus I.</hi> geſuchet, den Fehler zu verbeſſern, abſonder-<lb/> lich, da er die Schlacht bey Marignan wider die Schweitzer erhalten,<lb/> da acht tauſend Schweitzer auf dem Platz geblieben. Alſo machte <hi rendition="#aq">Fran-<lb/> ciſcus I.</hi> mit denen Schweitzern ein <hi rendition="#aq">fœdus.</hi> Die Schweitzer aber mach-<lb/> ten es nur auf etliche Jahr, und wenn die Jahre um waren, ſo erneuer-<lb/> ten ſie das <hi rendition="#aq">fœdus. Ludovicus XIV.</hi> hat ein ewiges <hi rendition="#aq">fœdus</hi> wollen auf-<lb/> richten mit denen Schweitzern, aber ſie haben nicht gewollt. Sie ſind<lb/> geſcheut, und ſagen: Es koͤnne ja eine Zeit kommen, da ihnen das <hi rendition="#aq">fœdus</hi><lb/> nicht zutraͤglich. Man weiß nicht, was vor Veraͤnderungen koͤnnen vor-<lb/> gehen. <hi rendition="#aq">Louis XIV.</hi> hat ſie <hi rendition="#aq">flatti</hi>rt, zu <hi rendition="#aq">corrumpi</hi>ren geſucht, aber es hat<lb/> alles nichts helffen wollen. Die Frantzoſen ſollten wohl eine Million<lb/> geben, wenn ſie ein ewiges <hi rendition="#aq">fœdus</hi> mit denen Schweitzern machen koͤnn-<lb/> ten. Ob man zwar auch an das <hi rendition="#aq">fœdus æternum</hi> nicht gebunden, wenn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376/0396]
Cap. V. De prudentia
leicht mit andern in alliance kommen und viel erhalten. Die Portugie-
ſen konten vor dieſem in Paris nur mit zwey Pferden fahren, wenn ſie
zur audience gelaſſen wurden. Aber weil der Koͤnig von Portugall ge-
braucht wurde, wegen des Hertzogs von Anjou, ſo hat er vieles erhalten.
Die Hollaͤnder haben einen trefflichen Commercien-Tractat von Franck-
reich erhalten, wie der Koͤnig in Franckreich in die Spaniſchen Nieder-
lande einfallen wollte. Denn Jean de VVitt ſtellete ſich, als wenn er
auf der Frantzoͤſiſchen Seite waͤre, hernach wurde doch nichts draus,
indem Jean de VVitt ſahe, daß, wenn der Koͤnig die Spaniſchen Nie-
derlande verſchlungen, wuͤrde er ohnfehlbar auf die Hollaͤnder ſeyn loß-
gegangen.
§. 17. Die fœdera haben pro fine utilitatem præſentem. Es kan
ſeyn, daß die utilitas præſens lange continuirt wird in futurum. Aber
deßwegen darff man nicht dencken, daß die fœdera in perpetuum ſeyn
muͤſſen. Es kan eine Gelegenheit kommen, da das fœdus nicht mehr
nuͤtzt. Die Schweitzer haben ein ewiges fœdus unter ſich gemacht, das
iſt aber forma quædam Reipublicæ, davon im I. N. & G. gehandelt
wird. Solche fœdera muͤſſen beſtaͤndig bleiben, ut eosdem habeant ami-
cos. Eben ein ſolch fœdus findet man in Holland; Aber die fœdera
mit Auswaͤrtigen muß man nicht ewig machen, ſonſt wenn man davon
abgehet, ſo ſehen ſie es an, als ein periurium. Die Schweitzer ſind
hierinnen klug. Ludovicus XII. in Franckreich verachtete die Schwei-
tzer, und nennete ſie Berg-Bauren. Sie hiengen ſich aber an dem Pabſt,
delogirten die Frantzoſen aus Mayland, und kamen bis nach Pariß, da
ſie eben der Hertzog von Tremoville weggebracht; Nach der Zeit ſahen
die Frantzoſen, daß es ihnen nuͤtzlich, mit denen Schweizern gut zu ſte-
hen, daher hat Franciſcus I. geſuchet, den Fehler zu verbeſſern, abſonder-
lich, da er die Schlacht bey Marignan wider die Schweitzer erhalten,
da acht tauſend Schweitzer auf dem Platz geblieben. Alſo machte Fran-
ciſcus I. mit denen Schweitzern ein fœdus. Die Schweitzer aber mach-
ten es nur auf etliche Jahr, und wenn die Jahre um waren, ſo erneuer-
ten ſie das fœdus. Ludovicus XIV. hat ein ewiges fœdus wollen auf-
richten mit denen Schweitzern, aber ſie haben nicht gewollt. Sie ſind
geſcheut, und ſagen: Es koͤnne ja eine Zeit kommen, da ihnen das fœdus
nicht zutraͤglich. Man weiß nicht, was vor Veraͤnderungen koͤnnen vor-
gehen. Louis XIV. hat ſie flattirt, zu corrumpiren geſucht, aber es hat
alles nichts helffen wollen. Die Frantzoſen ſollten wohl eine Million
geben, wenn ſie ein ewiges fœdus mit denen Schweitzern machen koͤnn-
ten. Ob man zwar auch an das fœdus æternum nicht gebunden, wenn
das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |