Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa foedera & Legatos. rantie kan gesagt werden; Er hat gewiesen, wie einer sich verhaltensolle, wenn er mit betrüglichen Herren zu thun hat. Man läßt die foe- dera beschwören und braucht auch certas ceremonias. Es werden Lich- ter angezündet, denn die grossen Herren lassen sich bisweilen durch äus- serliche Dinge so wol schrecken als gemeine Leute. Ein weiser Mann braucht keine Lichter, keinen Todten-Kopff, wenn er schwören soll, aber die principes sind nicht allezeit sapientes, sie stecken in praejudiciis. In Sum- ma, man unterläßt nichts, und machet die Sachen in Praeliminarien aus, damit nach der Zeit keine weitern difficultäten entstehen können. Will einer sicher gehen, so muß er auch dasjenige nicht negligiren, was mi- nutum zu seyn scheinet, wenn gleich ein juramentum darbey, so halten sie doch offt nicht. Der Türcke hat seinen Mufti, und die Catholiquen haben den Pabst, welche sie davon absolviren, daher wird offt die Clausul mit angehänget, daß man von keinem Menschen, der auch mehr als ein Mensch seyn wolle, dergleichen der Pabst, als Vicarius Jesu Christi, praetendiret, sich wollte abwendig machen lassen a pacto, a juramento praestito. Diese clausul findet man bey der capitulation und auch bey dem Instrumento Pacis VVestphalicae. Gleichwie aber unter privat-Leu- ten, wenn gleich alle cautelen observiret werden, dennoch viele processe sind, so findet man noch vielmehr unter Principibus. §. 16. Von der Zeit, wenn foedera müssen gemacht werden, istVon der Zeit, leicht
ſtatus circa fœdera & Legatos. rantie kan geſagt werden; Er hat gewieſen, wie einer ſich verhaltenſolle, wenn er mit betruͤglichen Herren zu thun hat. Man laͤßt die foe- dera beſchwoͤren und braucht auch certas ceremonias. Es werden Lich- ter angezuͤndet, denn die groſſen Herren laſſen ſich bisweilen durch aͤuſ- ſerliche Dinge ſo wol ſchrecken als gemeine Leute. Ein weiſer Mann braucht keine Lichter, keinen Todten-Kopff, wenn er ſchwoͤren ſoll, aber die principes ſind nicht allezeit ſapientes, ſie ſtecken in præjudiciis. In Sum- ma, man unterlaͤßt nichts, und machet die Sachen in Præliminarien aus, damit nach der Zeit keine weitern difficultaͤten entſtehen koͤnnen. Will einer ſicher gehen, ſo muß er auch dasjenige nicht negligiren, was mi- nutum zu ſeyn ſcheinet, wenn gleich ein juramentum darbey, ſo halten ſie doch offt nicht. Der Tuͤrcke hat ſeinen Mufti, und die Catholiquen haben den Pabſt, welche ſie davon abſolviren, daher wird offt die Clauſul mit angehaͤnget, daß man von keinem Menſchen, der auch mehr als ein Menſch ſeyn wolle, dergleichen der Pabſt, als Vicarius Jeſu Chriſti, prætendiret, ſich wollte abwendig machen laſſen a pacto, a juramento præſtito. Dieſe clauſul findet man bey der capitulation und auch bey dem Inſtrumento Pacis VVeſtphalicæ. Gleichwie aber unter privat-Leu- ten, wenn gleich alle cautelen obſerviret werden, dennoch viele proceſſe ſind, ſo findet man noch vielmehr unter Principibus. §. 16. Von der Zeit, wenn foedera muͤſſen gemacht werden, iſtVon der Zeit, leicht
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ſtatus circa fœdera & Legatos.
rantie kan geſagt werden; Er hat gewieſen, wie einer ſich verhalten
ſolle, wenn er mit betruͤglichen Herren zu thun hat. Man laͤßt die foe-
dera beſchwoͤren und braucht auch certas ceremonias. Es werden Lich-
ter angezuͤndet, denn die groſſen Herren laſſen ſich bisweilen durch aͤuſ-
ſerliche Dinge ſo wol ſchrecken als gemeine Leute. Ein weiſer Mann
braucht keine Lichter, keinen Todten-Kopff, wenn er ſchwoͤren ſoll, aber
die principes ſind nicht allezeit ſapientes, ſie ſtecken in præjudiciis. In Sum-
ma, man unterlaͤßt nichts, und machet die Sachen in Præliminarien aus,
damit nach der Zeit keine weitern difficultaͤten entſtehen koͤnnen. Will
einer ſicher gehen, ſo muß er auch dasjenige nicht negligiren, was mi-
nutum zu ſeyn ſcheinet, wenn gleich ein juramentum darbey, ſo halten
ſie doch offt nicht. Der Tuͤrcke hat ſeinen Mufti, und die Catholiquen
haben den Pabſt, welche ſie davon abſolviren, daher wird offt die Clauſul
mit angehaͤnget, daß man von keinem Menſchen, der auch mehr als ein
Menſch ſeyn wolle, dergleichen der Pabſt, als Vicarius Jeſu Chriſti,
prætendiret, ſich wollte abwendig machen laſſen a pacto, a juramento
præſtito. Dieſe clauſul findet man bey der capitulation und auch bey
dem Inſtrumento Pacis VVeſtphalicæ. Gleichwie aber unter privat-Leu-
ten, wenn gleich alle cautelen obſerviret werden, dennoch viele proceſſe
ſind, ſo findet man noch vielmehr unter Principibus.
§. 16. Von der Zeit, wenn foedera muͤſſen gemacht werden, iſt
in anteced. gehandelt worden; die Zeit muß man in acht nehmen, poſt
hæc occaſio calva. Es muß einer foedera machen, da er noch in gutem
Stande iſt. Es hat ein unbekannter Frantzoſe einen Tractat ſub titulo
Conſeiller d’Etat geſchrieben, welches ein altes Buch, aber vortrefflich
zu gebrauchen, man kan ſich dadurch habile machen zu allen negotiations.
Dieſer hat unter andern obſerviret, daß wer negotiiren wolle, wenn ſein
Herr in groſſer Noth, ſo muͤſſe er die Noth nicht blicken laſſen; die
Schul-Fuͤchſe meynen, wenn einer vorſtellete, daß einer in einem miſe-
rablen Zuſtande, ſo wuͤrde ein anderer eher zur commiſeration bewogen
werden. Die Bettler machen es ſo, die zeigen ihre ſtrumpffe Hand,
da geben ihnen die Leute etwas, damit ſie dieſelben loß werden. Aber
ein groſſer Herr, ein Miniſtre muß nicht ſo beſchaffen ſeyn. Es lehnet
ſich gerne keiner an eine Wand, die einfallen will, wenn die Noth am
groͤßten, muß ein Princeps magnanimus ſeyn; au contraire, je peribler
du die condition deines Principis vorſtelleſt, je weniger wirſt du erhalten.
Videatur Silhons Miniſtre d’Etat, welcher bey dem Mazarini Secretaire
geweſen, und alles nach denen principiis des Mazarini eingerichtet. Das
tempo iſt das beſte; wenn ein potens aus der balance tritt, ſo kan man
leicht
Von der Zeit,
wenn Fœdera
zu ſchlieſſen.
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