Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa foedera & Legatos. ches einen schwachen Herren hätte, und besser, wenn er sich ohne andererHülffe könte conserviren, wäre eraber schwach, so müste er auch auf allian- cen bedacht seyn. Der König in Dännemarck kan sich nicht conservi- ren, wenn er nicht foedera cum potentioribus machet, er wäre längst zu Grunde gegangen, woferne ihm nicht die Holländer beygestanden. Ein foedus Clientelare, Protectorium kan man gar wohl machen. Es ist auch unsern Teutschen Fürsten nichts verboten. Also hat sich der Ertz- Bischoff zu Trier, Christoffel, in die protection des Königs von Franck- reich begeben; der Kayser improbirte es zwar. Puteanus aber hat eine gantze dissert. de foederibus inaequalibus geschrieben, worinnen er solches defendirt. Obrecht hat eine schöne dissert. de foederibus geschrieben, in welcher man alles, was man ratione jurium verlanget, finden kan. Ich selbst bin einsmahls willens gewesen davon zu schreiben, wie aber diese dissertation gesehen, habe solches unterlassen, weil nichts gefunden, daß könte hinzu gethan werden (des Obrechts Opera hat man zusammen ge- druckt, und wird niemand gereuen, der sie kaufet. Man findet sowol juristische als politische Sachen in denselben. Er ist Catholisch worden, und war Praetor Regius in Straßburg. §. 11. Es kommen in diesem paragrapho zwey membra vor, 1) obOb mit Bösen man Z z 3
ſtatus circa fœdera & Legatos. ches einen ſchwachen Herren haͤtte, und beſſer, wenn er ſich ohne andererHuͤlffe koͤnte conſerviren, waͤre eraber ſchwach, ſo muͤſte er auch auf allian- cen bedacht ſeyn. Der Koͤnig in Daͤnnemarck kan ſich nicht conſervi- ren, wenn er nicht foedera cum potentioribus machet, er waͤre laͤngſt zu Grunde gegangen, woferne ihm nicht die Hollaͤnder beygeſtanden. Ein foedus Clientelare, Protectorium kan man gar wohl machen. Es iſt auch unſern Teutſchen Fuͤrſten nichts verboten. Alſo hat ſich der Ertz- Biſchoff zu Trier, Chriſtoffel, in die protection des Koͤnigs von Franck- reich begeben; der Kayſer improbirte es zwar. Puteanus aber hat eine gantze diſſert. de foederibus inæqualibus geſchrieben, worinnen er ſolches defendirt. Obrecht hat eine ſchoͤne diſſert. de foederibus geſchrieben, in welcher man alles, was man ratione jurium verlanget, finden kan. Ich ſelbſt bin einsmahls willens geweſen davon zu ſchreiben, wie aber dieſe diſſertation geſehen, habe ſolches unterlaſſen, weil nichts gefunden, daß koͤnte hinzu gethan werden (des Obrechts Opera hat man zuſammen ge- druckt, und wird niemand gereuen, der ſie kaufet. Man findet ſowol juriſtiſche als politiſche Sachen in denſelben. Er iſt Catholiſch worden, und war Prætor Regius in Straßburg. §. 11. Es kommen in dieſem paragrapho zwey membra vor, 1) obOb mit Boͤſen man Z z 3
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ſtatus circa fœdera & Legatos.
ches einen ſchwachen Herren haͤtte, und beſſer, wenn er ſich ohne anderer
Huͤlffe koͤnte conſerviren, waͤre eraber ſchwach, ſo muͤſte er auch auf allian-
cen bedacht ſeyn. Der Koͤnig in Daͤnnemarck kan ſich nicht conſervi-
ren, wenn er nicht foedera cum potentioribus machet, er waͤre laͤngſt zu
Grunde gegangen, woferne ihm nicht die Hollaͤnder beygeſtanden. Ein
foedus Clientelare, Protectorium kan man gar wohl machen. Es iſt
auch unſern Teutſchen Fuͤrſten nichts verboten. Alſo hat ſich der Ertz-
Biſchoff zu Trier, Chriſtoffel, in die protection des Koͤnigs von Franck-
reich begeben; der Kayſer improbirte es zwar. Puteanus aber hat eine
gantze diſſert. de foederibus inæqualibus geſchrieben, worinnen er ſolches
defendirt. Obrecht hat eine ſchoͤne diſſert. de foederibus geſchrieben, in
welcher man alles, was man ratione jurium verlanget, finden kan. Ich
ſelbſt bin einsmahls willens geweſen davon zu ſchreiben, wie aber dieſe
diſſertation geſehen, habe ſolches unterlaſſen, weil nichts gefunden, daß
koͤnte hinzu gethan werden (des Obrechts Opera hat man zuſammen ge-
druckt, und wird niemand gereuen, der ſie kaufet. Man findet ſowol
juriſtiſche als politiſche Sachen in denſelben. Er iſt Catholiſch worden,
und war Prætor Regius in Straßburg.
§. 11. Es kommen in dieſem paragrapho zwey membra vor, 1) ob
man mit boͤſen Fuͤrſten ſolle foedera machen? 2) ob man mit Unglaͤu-
bigen koͤnne foedera machen? Was das erſte betrifft, ſo iſt zu mercken,
die Gelehrten ſind abſtractioniſten, ſie bilden ſich ein, gleichwie man von
einem Privat-Mann ſagen koͤnne: Noſcitur ex ſocio, qui non cognoſcitur
ex ſe, ſo habe es auch bey denen Fuͤrſten ſtatt. Diejenigen Fuͤrſten,
welche mit gottloſen Fuͤrſten alliance machen, waͤren ebenfals gottloſe;
Es iſt aber ein abgeſchmacktes raiſonnement, groſſe Herren leben alle
in ſtatu naturæ. Der ſtatus naturæ iſt kein Stand der Wiedergebuhrt,
alles gehet nach dem intereſſe, nach denen paſſionibus. Alſo iſts abge-
ſchmackt, wenn man ſagt: Fromme Fuͤrſten muͤſten mit frommen Fuͤr-
ſten alliancen machen. Hier koͤmmts auf keine Froͤmmigkeit, auf keine
amicitiam an; Wo ſind die Republiquen, ſo fromm ſind? Die Leute
betrachten nicht, wie heut zu Tage die Republiquen beſchaffen ſind. Ja
wenn kein Regent einen andern affect haͤtte als honeſtatem, er waͤre ſua
ſorte contentus, ſo wuͤrde alle Unruhe ceſſiren, alle Kriege wuͤrden auf-
hoͤren. Im Tauſendjaͤhrigen Reiche wirds ſo ſeyn, ob aber das kommen
wird, weiß ich nicht. Wenn wir aber Europam conſideriren, ſo iſt der-
gleichen ſtatus nicht zu hoffen. Man ſiehet, wie die Leute geſchoren wer-
den, wie die Europaͤer die Indianer vexiren. Den ſtatum Europæum
muß man conſideriren, da werden Fromme und Boͤſe gefunden, denn
man
Ob mit Boͤſen
und Unglaͤubi-
gen ein Buͤnd-
niß zu ſchlieſ-
ſen.
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