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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa foedera & Legatos.
ne chimaere; er war zu weit entfernt. Mons. Temple hat in seinen oeco-
res melees p.
14. unter andern über die interessen von Europa raisonni-
ret, und observiret, als einen Fehler von Franckreich, daß es sich allezeit
mit Bayern alliirt, und gedacht, Oesterreich hiedurch zu schaden. Bayern
aber sey allein zu schwach, Oesterreich Schaden zu thun, habe allezeit
verlohren, und Franckreich habe nichts profitiret. Sonst sehen grosse
Herren gerne, wenn Gesandte geschicket werden, welche foedera amicitiae
aufrichten. Carolus Magnus hat ex remotissimis locis Gesandte bekom-
men. Ludovicus XIV. in Franckreich hat lange einen Persischen Gesand-
ten in Franckreich gehabt; Von denen Persiern aber haben die Frantzo-
sen wenig avantage, auch was die Handlung betrifft, aber es dienet zur
gloire des Herrn, daß er sich in guten credit setzet bey seinen Untertha-
nen, und auch bey Auswärtigen; Daher muß einer manchmahl auf
Gesandten viel spendiren. Es kan keiner sagen, er wolle mit diesen oder
jenen kein foedus machen: Denn es kan sich changiren. Franckreich hat
jetzt ein foedus mit Moscau, da in hundert Jahren kein Frantzösischer
Ambassadeur nach Moscau kommen. Man hat aber in Franckreich
wahrgenommen, daß jetzo nothwendig, des Czaars Freundschafft zu ha-
ben, weil der Czaar nun ein suffragium zu sagen in senatu gentium hat,
da er eine Oeffnung in der See hat, und so viel Schwedische Länder
acquiriret. Der König VVilliam hat sich um die Freundschafft des Kö-
nigs von Fez und Marocco nicht beworben; aber nach der Zeit hat man
doch seine Freundschafft gesuchet, und alliancen mit ihm gemacht wider
die Spaniolen. Die Unterthanen im Königreich Fez und Marocco sind
zwar keine grosse Soldaten, sie können aber doch denen Spaniern eine
diversion machen, Ceuta belagern und sonst behülfflich seyn. Wie wir
wider den Duc d'Anjou Krieg geführet, so fehlete es uns an Pferden.
Von Engeland konnte man die Pferde nicht hinüber bringen, weil sie
den Sturm nicht können ausstehen, so hat der König von Marocco zwölff
tausend Pferde nach Spanien gelieffert. Wer sollte gedacht haben/
daß die Römer und Francken würden zusammen in eine alliance treten,
und doch ists geschehen, wie der Attila, der Hunnen König eingefallen,
da schlugen sie ihn bey Chalons aus dem Felde. Die grossen Herren
müssen auch so beschaffen seyn, daß sie nicht lange Zorn halten, weil das
interesse changirt. Wie die Holländer den Frieden zu Nimwegen ge-
schlossen, und den Chur-Fürst, Friedrich VVilhelmen, ausgeschlossen, war
er sehr erbittert wider die Holländer, so gar daß er auch einige harte
Worte wider den Holländischen Gesandten ausgestossen; Der Hollän-
dische Gesandte sagte: Er sähe wohl, daß der Chur-Fürst böse, aber es

wür-
Z z

ſtatus circa fœdera & Legatos.
ne chimære; er war zu weit entfernt. Monſ. Temple hat in ſeinen œco-
res melées p.
14. unter andern uͤber die intereſſen von Europa raiſonni-
ret, und obſerviret, als einen Fehler von Franckreich, daß es ſich allezeit
mit Bayern alliirt, und gedacht, Oeſterreich hiedurch zu ſchaden. Bayern
aber ſey allein zu ſchwach, Oeſterreich Schaden zu thun, habe allezeit
verlohren, und Franckreich habe nichts profitiret. Sonſt ſehen groſſe
Herren gerne, wenn Geſandte geſchicket werden, welche fœdera amicitiæ
aufrichten. Carolus Magnus hat ex remotiſſimis locis Geſandte bekom-
men. Ludovicus XIV. in Franckreich hat lange einen Perſiſchen Geſand-
ten in Franckreich gehabt; Von denen Perſiern aber haben die Frantzo-
ſen wenig avantage, auch was die Handlung betrifft, aber es dienet zur
gloire des Herrn, daß er ſich in guten credit ſetzet bey ſeinen Untertha-
nen, und auch bey Auswaͤrtigen; Daher muß einer manchmahl auf
Geſandten viel ſpendiren. Es kan keiner ſagen, er wolle mit dieſen oder
jenen kein fœdus machen: Denn es kan ſich changiren. Franckreich hat
jetzt ein fœdus mit Moſcau, da in hundert Jahren kein Frantzoͤſiſcher
Ambaſſadeur nach Moſcau kommen. Man hat aber in Franckreich
wahrgenommen, daß jetzo nothwendig, des Czaars Freundſchafft zu ha-
ben, weil der Czaar nun ein ſuffragium zu ſagen in ſenatu gentium hat,
da er eine Oeffnung in der See hat, und ſo viel Schwediſche Laͤnder
acquiriret. Der Koͤnig VVilliam hat ſich um die Freundſchafft des Koͤ-
nigs von Fez und Marocco nicht beworben; aber nach der Zeit hat man
doch ſeine Freundſchafft geſuchet, und alliancen mit ihm gemacht wider
die Spaniolen. Die Unterthanen im Koͤnigreich Fez und Marocco ſind
zwar keine groſſe Soldaten, ſie koͤnnen aber doch denen Spaniern eine
diverſion machen, Ceuta belagern und ſonſt behuͤlfflich ſeyn. Wie wir
wider den Duc d’Anjou Krieg gefuͤhret, ſo fehlete es uns an Pferden.
Von Engeland konnte man die Pferde nicht hinuͤber bringen, weil ſie
den Sturm nicht koͤnnen ausſtehen, ſo hat der Koͤnig von Marocco zwoͤlff
tauſend Pferde nach Spanien gelieffert. Wer ſollte gedacht haben/
daß die Roͤmer und Francken wuͤrden zuſammen in eine alliance treten,
und doch iſts geſchehen, wie der Attila, der Hunnen Koͤnig eingefallen,
da ſchlugen ſie ihn bey Chalons aus dem Felde. Die groſſen Herren
muͤſſen auch ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie nicht lange Zorn halten, weil das
intereſſe changirt. Wie die Hollaͤnder den Frieden zu Nimwegen ge-
ſchloſſen, und den Chur-Fuͤrſt, Friedrich VVilhelmen, ausgeſchloſſen, war
er ſehr erbittert wider die Hollaͤnder, ſo gar daß er auch einige harte
Worte wider den Hollaͤndiſchen Geſandten ausgeſtoſſen; Der Hollaͤn-
diſche Geſandte ſagte: Er ſaͤhe wohl, daß der Chur-Fuͤrſt boͤſe, aber es

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[361/0381] ſtatus circa fœdera & Legatos. ne chimære; er war zu weit entfernt. Monſ. Temple hat in ſeinen œco- res melées p. 14. unter andern uͤber die intereſſen von Europa raiſonni- ret, und obſerviret, als einen Fehler von Franckreich, daß es ſich allezeit mit Bayern alliirt, und gedacht, Oeſterreich hiedurch zu ſchaden. Bayern aber ſey allein zu ſchwach, Oeſterreich Schaden zu thun, habe allezeit verlohren, und Franckreich habe nichts profitiret. Sonſt ſehen groſſe Herren gerne, wenn Geſandte geſchicket werden, welche fœdera amicitiæ aufrichten. Carolus Magnus hat ex remotiſſimis locis Geſandte bekom- men. Ludovicus XIV. in Franckreich hat lange einen Perſiſchen Geſand- ten in Franckreich gehabt; Von denen Perſiern aber haben die Frantzo- ſen wenig avantage, auch was die Handlung betrifft, aber es dienet zur gloire des Herrn, daß er ſich in guten credit ſetzet bey ſeinen Untertha- nen, und auch bey Auswaͤrtigen; Daher muß einer manchmahl auf Geſandten viel ſpendiren. Es kan keiner ſagen, er wolle mit dieſen oder jenen kein fœdus machen: Denn es kan ſich changiren. Franckreich hat jetzt ein fœdus mit Moſcau, da in hundert Jahren kein Frantzoͤſiſcher Ambaſſadeur nach Moſcau kommen. Man hat aber in Franckreich wahrgenommen, daß jetzo nothwendig, des Czaars Freundſchafft zu ha- ben, weil der Czaar nun ein ſuffragium zu ſagen in ſenatu gentium hat, da er eine Oeffnung in der See hat, und ſo viel Schwediſche Laͤnder acquiriret. Der Koͤnig VVilliam hat ſich um die Freundſchafft des Koͤ- nigs von Fez und Marocco nicht beworben; aber nach der Zeit hat man doch ſeine Freundſchafft geſuchet, und alliancen mit ihm gemacht wider die Spaniolen. Die Unterthanen im Koͤnigreich Fez und Marocco ſind zwar keine groſſe Soldaten, ſie koͤnnen aber doch denen Spaniern eine diverſion machen, Ceuta belagern und ſonſt behuͤlfflich ſeyn. Wie wir wider den Duc d’Anjou Krieg gefuͤhret, ſo fehlete es uns an Pferden. Von Engeland konnte man die Pferde nicht hinuͤber bringen, weil ſie den Sturm nicht koͤnnen ausſtehen, ſo hat der Koͤnig von Marocco zwoͤlff tauſend Pferde nach Spanien gelieffert. Wer ſollte gedacht haben/ daß die Roͤmer und Francken wuͤrden zuſammen in eine alliance treten, und doch iſts geſchehen, wie der Attila, der Hunnen Koͤnig eingefallen, da ſchlugen ſie ihn bey Chalons aus dem Felde. Die groſſen Herren muͤſſen auch ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie nicht lange Zorn halten, weil das intereſſe changirt. Wie die Hollaͤnder den Frieden zu Nimwegen ge- ſchloſſen, und den Chur-Fuͤrſt, Friedrich VVilhelmen, ausgeſchloſſen, war er ſehr erbittert wider die Hollaͤnder, ſo gar daß er auch einige harte Worte wider den Hollaͤndiſchen Geſandten ausgeſtoſſen; Der Hollaͤn- diſche Geſandte ſagte: Er ſaͤhe wohl, daß der Chur-Fuͤrſt boͤſe, aber es wuͤr- Z z

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/381>, abgerufen am 24.11.2024.