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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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circa commercia & rem monetariam.
gelten, als die aus dem tour kömmt. Wo viele Müntz-Städte sind,
wer kan darauf achtung geben? Carolus Magnus hat keine Müntze gel-
ten lassen, als die aus dem palatio kommen; Weil aber sein Reich groß
war, so sahe er, daß es nicht angieng, daher er das Müntz-regal denen
Geistlichen gegeben, und in denen Städten denen erbaren Leuten, die
sind Müntz-Meister genennet worden. In Teutschland sind die Ver-
fassungen des Müntzwesens gut, es wird da keine Heck-Müntze gedul-
det. Im Fränckischen Crayß wird zu Würtzburg und Nürnberg ge-
müntzet. Der Müntz-Meister ist beeydigt. In praxi aber wird die
gute Ordnung nicht in acht genommen, es sind so viele Herren, da ists
nicht möglich, daß nicht heimlich Müntzen sollten gemachet werden.
Sie verpachten offt das Müntz-regal. Der Kayser aber hat das
Recht, daß er ihnen solches nehmen kan, wenn sie es denen Juden ver-
pachten. Fürsten sollen auch nicht heimlich müntzen, bey Verlust des
Müntz-regals. Daher ist nothwendig, daß man den Nahmen des
Müntz-Meisters darauf setzet, da kan man wissen, wo das Geld ge-
müntzet worden. Auf denen Frantzösischen Müntzen stehet A. B. In
Teutschland, wenn es in rechten Müntz-Städten gemüntzet ist, so ste-
het der Nahme des Müntz-Meisters darauf, item der Ort, auch der
valor, wie weit es gelten solle, sonst müste man beständig eine Waage
haben, wenn der valor nicht darauf stünde. Doch, weil man auch
fremde Gelder hat, so sollte man eine Schau haben, da der Schau-
Amtmann einem gleich kan sagen, wie hoch man das Geld nehmen kön-
ne, das gehöret zu einer guten Policey. Weil nun grosse Herren die
Müntzen verpachten, so sollte ein Müntz-Wardeyn seyn, der die Mün-
tze bewähret, der sie einschmeltzet, und wenn befunden wird, daß etwas
fehlet, so wird sie darnach angeschlagen, wie viel sie werth. In denen
Reichs-Städten hält man es so, und wenn diese nicht wären, würde es
noch grössere confusion geben im Reiche. Hier, wenn man fragt, was
dieses oder jenes gelte, so weiß es keiner. Ratione emendationis ist zu
mercken, daß, wenn böse Müntzen eingewurtzelt, so wäre es gut, wenn
sie gleich auf einmahl abgeschaffet würde. Wie die Engeländer zu
Ryswick Frieden gemachet, und sie kein gut Geld mehr hatten, so muste
alles Geld in die Müntze geliefert werdeu, und wurde neues gepräget.
Dieses gehet wohl in Engeland an, aber nicht in Teutschland, da muß
man eine Zeit setzen, wenn es nicht mehr sollte gelten oder herunter
setzen. Verbietet man es aber in totum, so stehet das gantze commer-
cium
stille.

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circa commercia & rem monetariam.
gelten, als die aus dem tour koͤmmt. Wo viele Muͤntz-Staͤdte ſind,
wer kan darauf achtung geben? Carolus Magnus hat keine Muͤntze gel-
ten laſſen, als die aus dem palatio kommen; Weil aber ſein Reich groß
war, ſo ſahe er, daß es nicht angieng, daher er das Muͤntz-regal denen
Geiſtlichen gegeben, und in denen Staͤdten denen erbaren Leuten, die
ſind Muͤntz-Meiſter genennet worden. In Teutſchland ſind die Ver-
faſſungen des Muͤntzweſens gut, es wird da keine Heck-Muͤntze gedul-
det. Im Fraͤnckiſchen Crayß wird zu Wuͤrtzburg und Nuͤrnberg ge-
muͤntzet. Der Muͤntz-Meiſter iſt beeydigt. In praxi aber wird die
gute Ordnung nicht in acht genommen, es ſind ſo viele Herren, da iſts
nicht moͤglich, daß nicht heimlich Muͤntzen ſollten gemachet werden.
Sie verpachten offt das Muͤntz-regal. Der Kayſer aber hat das
Recht, daß er ihnen ſolches nehmen kan, wenn ſie es denen Juden ver-
pachten. Fuͤrſten ſollen auch nicht heimlich muͤntzen, bey Verluſt des
Muͤntz-regals. Daher iſt nothwendig, daß man den Nahmen des
Muͤntz-Meiſters darauf ſetzet, da kan man wiſſen, wo das Geld ge-
muͤntzet worden. Auf denen Frantzoͤſiſchen Muͤntzen ſtehet A. B. In
Teutſchland, wenn es in rechten Muͤntz-Staͤdten gemuͤntzet iſt, ſo ſte-
het der Nahme des Muͤntz-Meiſters darauf, item der Ort, auch der
valor, wie weit es gelten ſolle, ſonſt muͤſte man beſtaͤndig eine Waage
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fremde Gelder hat, ſo ſollte man eine Schau haben, da der Schau-
Amtmann einem gleich kan ſagen, wie hoch man das Geld nehmen koͤn-
ne, das gehoͤret zu einer guten Policey. Weil nun groſſe Herren die
Muͤntzen verpachten, ſo ſollte ein Muͤntz-Wardeyn ſeyn, der die Muͤn-
tze bewaͤhret, der ſie einſchmeltzet, und wenn befunden wird, daß etwas
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noch groͤſſere confuſion geben im Reiche. Hier, wenn man fragt, was
dieſes oder jenes gelte, ſo weiß es keiner. Ratione emendationis iſt zu
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ſie gleich auf einmahl abgeſchaffet wuͤrde. Wie die Engelaͤnder zu
Ryſwick Frieden gemachet, und ſie kein gut Geld mehr hatten, ſo muſte
alles Geld in die Muͤntze geliefert werdeu, und wurde neues gepraͤget.
Dieſes gehet wohl in Engeland an, aber nicht in Teutſchland, da muß
man eine Zeit ſetzen, wenn es nicht mehr ſollte gelten oder herunter
ſetzen. Verbietet man es aber in totum, ſo ſtehet das gantze commer-
cium
ſtille.

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[345/0365] circa commercia & rem monetariam. gelten, als die aus dem tour koͤmmt. Wo viele Muͤntz-Staͤdte ſind, wer kan darauf achtung geben? Carolus Magnus hat keine Muͤntze gel- ten laſſen, als die aus dem palatio kommen; Weil aber ſein Reich groß war, ſo ſahe er, daß es nicht angieng, daher er das Muͤntz-regal denen Geiſtlichen gegeben, und in denen Staͤdten denen erbaren Leuten, die ſind Muͤntz-Meiſter genennet worden. In Teutſchland ſind die Ver- faſſungen des Muͤntzweſens gut, es wird da keine Heck-Muͤntze gedul- det. Im Fraͤnckiſchen Crayß wird zu Wuͤrtzburg und Nuͤrnberg ge- muͤntzet. Der Muͤntz-Meiſter iſt beeydigt. In praxi aber wird die gute Ordnung nicht in acht genommen, es ſind ſo viele Herren, da iſts nicht moͤglich, daß nicht heimlich Muͤntzen ſollten gemachet werden. Sie verpachten offt das Muͤntz-regal. Der Kayſer aber hat das Recht, daß er ihnen ſolches nehmen kan, wenn ſie es denen Juden ver- pachten. Fuͤrſten ſollen auch nicht heimlich muͤntzen, bey Verluſt des Muͤntz-regals. Daher iſt nothwendig, daß man den Nahmen des Muͤntz-Meiſters darauf ſetzet, da kan man wiſſen, wo das Geld ge- muͤntzet worden. Auf denen Frantzoͤſiſchen Muͤntzen ſtehet A. B. In Teutſchland, wenn es in rechten Muͤntz-Staͤdten gemuͤntzet iſt, ſo ſte- het der Nahme des Muͤntz-Meiſters darauf, item der Ort, auch der valor, wie weit es gelten ſolle, ſonſt muͤſte man beſtaͤndig eine Waage haben, wenn der valor nicht darauf ſtuͤnde. Doch, weil man auch fremde Gelder hat, ſo ſollte man eine Schau haben, da der Schau- Amtmann einem gleich kan ſagen, wie hoch man das Geld nehmen koͤn- ne, das gehoͤret zu einer guten Policey. Weil nun groſſe Herren die Muͤntzen verpachten, ſo ſollte ein Muͤntz-Wardeyn ſeyn, der die Muͤn- tze bewaͤhret, der ſie einſchmeltzet, und wenn befunden wird, daß etwas fehlet, ſo wird ſie darnach angeſchlagen, wie viel ſie werth. In denen Reichs-Staͤdten haͤlt man es ſo, und wenn dieſe nicht waͤren, wuͤrde es noch groͤſſere confuſion geben im Reiche. Hier, wenn man fragt, was dieſes oder jenes gelte, ſo weiß es keiner. Ratione emendationis iſt zu mercken, daß, wenn boͤſe Muͤntzen eingewurtzelt, ſo waͤre es gut, wenn ſie gleich auf einmahl abgeſchaffet wuͤrde. Wie die Engelaͤnder zu Ryſwick Frieden gemachet, und ſie kein gut Geld mehr hatten, ſo muſte alles Geld in die Muͤntze geliefert werdeu, und wurde neues gepraͤget. Dieſes gehet wohl in Engeland an, aber nicht in Teutſchland, da muß man eine Zeit ſetzen, wenn es nicht mehr ſollte gelten oder herunter ſetzen. Verbietet man es aber in totum, ſo ſtehet das gantze commer- cium ſtille. Sectio X x

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/365>, abgerufen am 24.11.2024.